Schürfwunden und Co. – typische Wundarten bei Kindern


Infografik zeigt Bilder von häufigen Wunden bei Kindern.

Verletzungsmöglichkeiten für Kinder gibt es viele – ob ein heißer Topf, ein spitzer Gegenstand oder ein harter Boden. Demnach sind auch die Wundarten unterschiedlich. Am häufigsten treten bei Kleinkindern Schürfwunden oder Kratzer auf. Sie entstehen in den meisten Fällen durch einen Sturz, bei dem durch die Reibungskraft die oberste Hautschicht abgeschabt wird. Kleinere Schürfwunden heilen oft innerhalb weniger Tage, während tiefere Verletzungen je nach Schweregrad mehr Zeit für den Heilungsprozess benötigen.  

Manchmal fügen sich Kinder auch Schnittwunden zu, indem sie sich beispielsweise mit einer Bastelschere oder einem Messer verletzen. Diese Wunden weisen meist glatte Ränder auf, dringen dafür aber tiefer in die Haut ein. Eine leichte Blutung ist in diesem Fall normal und kann sogar von Vorteil sein, da so Keime und Krankheitserreger mit dem austretenden Blut direkt wieder ausgespült werden. Bei größeren, stark blutenden Wunden oder tiefen Schnittverletzungen sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Er kann dann überprüfen, ob größere Blutgefäße, Sehnen oder Nerven betroffen sind.

Weitere typische Verletzungen bei Kindern sind: 

  • Verbrennungen: Einen Moment sind Kinder unbeobachtet und schon kommen Sie beim Spielen oder im Haushalt mit heißen Oberflächen oder kochendem Wasser in Kontakt, was leichte Verbrennungen oder Verbrühungen zur Folge hat. Die betroffenen Stellen sollten sofort mit kaltem Wasser gekühlt werden. Danach kann man eine Brandsalbe aus der Apotheke auftragen. Mögliche Blasen nicht öffnen, um Infektionen zu vermeiden. Bei schweren Verbrennungen und Verbrühungen ist umgehend ein Arzt aufzusuchen oder der Notdienst zu rufen.  
  • Splitterwunden: Diese Wundart entsteht vor allem draußen beim Spielen, zum Beispiel durch Holzspäne, Dornen oder andere Splitter, die in der Haut stecken bleiben. Wichtig ist hierbei, dass Eltern immer den Fremdkörper aus der Haut ihres Kindes entfernen, um eine Entzündung zu vermeiden. Hierfür sollten die verwendeten Hilfsmittel wie Pinzette und Nadel vor der Entfernung gründlich desinfiziert werden. Danach kann die Wunde ebenfalls mit einem Wund-Desinfektionsspray behandelt werden. 
  • Platzwunden: Kinder können beim gemeinsamen Spiel mit den Köpfen zusammenstoßen. Und da die Haut ohne pufferndes Fettgewebe direkt auf dem Schädelknochen aufliegt, kommt es hier schnell zu einer Platzwunde. Wenn sie nicht sachgemäß behandelt werden, hinterlassen sie leicht Narben. Es ist daher wichtig, zur Erstversorgung einen Arzt aufzusuchen. Dieser entscheidet dann auch, ob die Verletzung genäht oder mit einem speziellen Pflaster behandelt werden muss. 
  • Kratzwunden, Bisswunden: Familien, die Haustiere haben, kommt diese Situation sicher bekannt vor: Unbeabsichtigt zieht das Baby der Katze am Schwanz und diese kratzt oder beißt daraufhin das Kind. Reinigen und desinfizieren Sie die Stelle zunächst sorgfältig und besuchen Sie gegebenenfalls einen Arzt, da bei diesen Wundarten die Infektionsgefahr besonders hoch ist.

Erstversorgung: Das A und O der Wundbehandlung


Ein Vater versorgt die Wunde seines Kindes.

Wenn Ihr Kind hinfällt, ist meist der Schreck über den plötzlichen Sturz größer als der Schmerz an sich. Wichtig sind jetzt vor allem tröstende Worte von Mama oder Papa und ein buntes Pflaster – das genügt meist, um wieder ein Lächeln aufs Kindergesicht zu zaubern. 

Handelt es sich jedoch um eine offene Wunde, die nicht nur oberflächlich ist (zum Beispiel eine tiefere Schürfwunde oder eine stark blutende Schnittwunde), ist die richtige Wundbehandlung von großer Bedeutung, um Infektionen und Entzündungen zu verhindern. Die folgenden Maßnahmen zeigen Eltern, wie sie offene Hautstellen bei Kindern richtig versorgen und behandeln:  

  • Ruhe bewahren: Auch wenn ihr Kind blutet und bitterlich weint, ist es wichtig, dass Eltern beim Versorgen der Schnittwunde oder Schürfwunde nicht in Hektik geraten. Das verunsichert den Nachwuchs nur unnötig und macht die Wundbehandlung schwieriger. 
  • Verletzung möglichst nicht berühren: Damit eine kleine Wunde nicht zum Infektionsherd wird, sollten Eltern und Kinder nicht mit ungewaschenen Händen an die Wunde fassen.  
  • Dreckige Wunden reinigen: Vor allem Schürfwunden können bei Kindern mit kleinen Steinchen oder Erde verschmutzt sein. Der erste Schritt der Behandlung besteht darin, die Wunde unter fließendem Wasser vorsichtig auszuspülen. Lose kleine Fremdkörper, die nur oberflächlich eingedrungen sind, können dadurch entfernt werden. Falls dies nicht der Fall ist, entfernen Sie die Partikel vorsichtig mit einer desinfizierten Pinzette. 
  • Blutung stillen: Zu den ersten Schritten der Wundbehandlung – vor allem bei kleinen Platz- und Schnittwunden – zählt auch, die Blutung zu stoppen. Dafür müssen Eltern eine sterile Kompresse oder ein sauberes Tuch auf die Verletzung drücken und das betroffene Körperteil des Kindes hochlagern. Nach einiger Zeit sollten sich kleinere Blutungen so stoppen lassen.  
  • Desinfektionsmittel: Speziell für Wunden geeignete Desinfektionsmittel ohne Alkohol sind in der Drogerie oder Apotheke erhältlich und beugen Infektionen vor.  

Erst wenn die Blutung gestoppt ist, kann die Wunde mit einem luftdurchlässigen Pflaster oder Verband abgedeckt werden, um Infektionen zu vermeiden. Auch Wundsalben sind bei noch blutenden Wunden nicht geeignet. Bei kleineren, oberflächlichen Kratz- und Schürfwunden oder wenn die Wunde bereits abheilt, kann die Behandlung mit Wund- und Heilsalben zusätzlich unterstützen. Sie können die natürliche Regeneration der Wunde besonders gut fördern und gleichzeitig die Narbenbildung reduzieren.  

Bei tiefen Schnitten, Platzwunden, wenn die Wunde stark blutet oder die Wundränder auseinanderklaffen, sollten Eltern einen Arzt aufsuchen – insbesondere bei einer Größe von etwa einem Zentimeter oder mehr – kann es erforderlich sein, die Wunde zu nähen oder zu kleben.2 Manchmal reichen auch spezielle Pflaster (Wundnahtstreifen) zur Wundversorgung.

Vorsicht: Wildes Fleisch

"Wildes Fleisch" ist die umgangssprachliche Bezeichnung für überschüssiges Gewebe, das bei der Wundheilung entsteht. Es besteht aus jungem Bindegewebe und vielen kleinen Blutgefäßen. Es bildet sich besonders bei Wunden mit offenen Rändern, wie Schnittwunden. Dieses Gewebe wächst vom Rand der Wunde in die Mitte, um die Wunde zu schließen. Wenn die Wundränder aber nicht richtig zusammengeführt wurden, kann zu viel überschüssiges Gewebe entstehen, was den Heilungsprozess behindern kann.

Weitere Wundbehandlung: Hausmittel wie Ringelblume & Co


Das Foto zeigt eine Ringelblume, die häufig als Hausmittel bei der Behandlung von Wunden eingesetzt wird.

Offene, frische Wunden sollten zunächst erstversorgt werden. Nach dem oberflächlichen Wundverschluss (Verkrustung der Wunde) können dann auch folgende Hausmittel die Heilung unterstützen:   

  • Ringelblumentinktur oder -salbe 
  • Zinksalbe 
  • Aloe Vera-Präparate 
  • Kokosöl 

Diese Mittel helfen, die Haut weich und geschmeidig zu halten, Spannungsgefühle zu lindern und Juckreiz zu mindern, wenn sie regelmäßig aufgetragen werden. Sie können ebenfalls dazu beitragen die Narbenbildung zu verringern. Abgekühlte Kamillenteebeutel eignen sich zudem, um gereizte Haut zu beruhigen. Auch Lavendel- oder Teebaumöl können sanft auf die verschlossene Wunde aufgetragen werden.

Wunden bei Kindern: Achtung Infektionsgefahr!


Wunden bieten eine offene Eintrittspforte, durch die Fremdkörper, aber auch Erreger wie Viren, Bakterien, Pilze oder Parasiten in den Körper gelangen. Denn ist die Haut durch Verletzungen beschädigt worden, fungiert sie nicht mehr als natürliche Schutzbarriere. Bei alltäglichen Aktivitäten wie Spielen, gelangen dann Schmutz, Staub oder Keime aus der Umgebung leicht in die Wunde. Diese Fremdkörper und Erreger können sich direkt auf oder in der Wunde ansiedeln und zu einer Entzündung führen. 

Eine solche Wundinfektion ist typischerweise durch eine starke Entzündungsreaktion gekennzeichnet. Zu den 5 Entzündungszeichen einer Infektion gehören: 

  • Überwärmung der Wundstelle 
  • Schmerzen  
  • Rötung 
  • Schwellung  
  • eingeschränkte Beweglichkeit im betroffenen Bereich
Illustration zeigt die 5 Entzündungszeichen von infizierten Wunden bei Kindern.

Eine infizierte (septische) Wunde ist zudem oft durch Eiterbildung erkennbar, der entweder austritt oder als Schicht beziehungsweise „Kruste“ sichtbar ist. Zudem kann die Verletzung vorübergehend die Gewebestruktur (zum Beispiel Verhärtungen oder Schwellungen) der Haut verändern. Ein typisches Anzeichen einer septischen Wunde ist neben den genannten Entzündungszeichen ein unangenehmer Geruch. Häufig gehen solche Wunden mit zunehmenden Schmerzen einher. 

Wichtig: Bei einer Wundinfektion sollte immer ein Arzt oder Kinderarzt aufgesucht werden, um Komplikationen (zum Beispiel Abszess, Blutvergiftung oder Tetanus) zu vermeiden. Besonders bei tieferen oder verschmutzten Wunden ist es ratsam, den Tetanusschutz zu überprüfen.

Was ist Tetanus?

Tetanus, auch Wundstarrkrampf, ist eine schwere Infektion, verursacht durch das Bakterium „Clostridium tetani“. Über Wunden dringt es in den Körper ein und befällt die Nervenzellen. Das vom Erreger gebildete Gift blockiert Nervenfunktionen im Gehirn und Rückenmark. Die Erkrankung beginnt meist mit Müdigkeit, Frösteln und Kopfschmerzen, gefolgt von Muskelversteifungen im Nacken- und Kieferbereich. Schluck- und Sprechstörungen sowie krampfauslösende Reize sind typisch, das Gesicht wirkt starr. In späteren Stadien kommt es zu Muskelkrämpfen des ganzen Körpers, zu Blutdruckschwankungen, Kreislaufproblemen und in schweren Fällen zum Atemstillstand. Zum Schutz vor Tetanus gibt es eine Impfung.1

Häufig gestellte Fragen zu Wunden bei Kindern


Wann sollte man mit einer Wunde zum Kinderarzt?

Ein Besuch beim Kinderarzt ist ratsam, wenn die Wunde tief ist, stark verschmutzt erscheint, sich entzündet, anhaltend stark blutet oder nach einigen Tagen keine Besserung zeigt. Auch bei größeren Wunden wie Platzwunden, Bisswunden oder wenn das Kind nicht gegen Tetanus geimpft ist, ist ein Arztbesuch für die Wundversorgung notwendig.

Wie schnell heilt eine Wunde beim Kind?

Kleinere Schürfwunden heilen schnell und können bereits nach wenigen Tagen verschwunden sein, während tiefere Wunden je nach Ausmaß mehrere Wochen zur vollständigen Wundheilung benötigen.

Wie reinigt man eine Wunde richtig?

Um eine Wunde zu reinigen, sollte sie zunächst mit klarem Wasser oder einer milden Kochsalzlösung abgespült werden, um groben Schmutz zu entfernen. Danach kann die Wunde mit einem sterilen Tuch vorsichtig abgetupft und gegebenenfalls mit Wund-Desinfektions-Spray behandelt werden. Bei größeren Fremdkörpern ist es ratsam, sie von einem Arzt entfernen zu lassen.

Wann muss eine Wunde beim Kind genäht werden?

Wenn die Wunde tief ist, stark blutet oder die Wundränder auseinanderklaffen, sollte sie genäht oder geklebt werden, damit eine ordnungsgemäße Heilung gewährleistet ist – vor allem bei einer Größe von etwa einem Zentimeter oder mehr.2

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Stephanie Letz Schon früh schrieb Stephanie Letz gerne an eigenen Texten. Später weckte die langjährige Arbeit in der Radiologie ihr Interesse für die Medizin und Gesundheitsthemen. Um die Leidenschaft aus der Kindheit damit zu verknüpfen, entschied sie sich für ein Journalismus-Studium mit dem Schwerpunkt Medizin und Biowissenschaft an der Hochschule Ansbach. Stephanie Letz Autorin kanyo® mehr erfahren
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