Die Muttermilch passt sich den Bedürfnissen an
Die Milchproduktion verändert sich mit dem Wachstum des Kindes. Direkt nach der Geburt produziert die Brust für ungefähr 2 bis 3 Tage das sogenannte Kolostrum.6 Diese erste „Vormilch“ zeichnet sich durch folgende Eigenschaften aus:
- schleimig und dickflüssig wegen des hohen Eiweißgehalts
- schützt den Darm des Babys
- ist leicht verdaulich
- hilft beim Aufbau des Immunsystems
Eine besonders wichtige Aufgabe des Kolostrums ist der Schutz vor Beschwerden wie Durchfall oder möglichen Allergien dank der enthaltenen Abwehrstoffe.
Im Anschluss wird die Übergangsmilch gebildet (etwa 10 bis 14 Tage lang). Diese zeichnet sich durch eine höhere Kohlenhydrat- und Fettkonzentration aus. Für die restliche Stillzeit bildet sich die reife Milch. Diese enthält alle wichtigen Nährstoffen, die das Baby für ein gesundes Wachstum braucht.
Stillen oder Fläschchen?
Es gibt verschiedene Gründe, warum Frauen nicht stillen. So kommen sowohl körperliche Ursachen wie Infektionserkrankungen, aber auch psychische Auslöser, Schmerzen oder schlicht die Entscheidung gegen das Stillen infrage. Unabhängig davon bedarf es einer Alternative, da Babys zu Beginn nur flüssige Nahrung zu sich nehmen. Die Lösung: Milch aus der Flasche. Früher verpönt, geben heutzutage immer mehr Frauen ihren Kindern spezielle Säuglings-Anfangsnahrung. Aktuell stillen 68 Prozent der Mütter nach der Geburt ausschließlich - der Rest gibt (zusätzlich) die Flasche.5
Mittlerweile ist die spezielle Säuglingsanfangsnahrung der Muttermilch sehr ähnlich und gut auf die Bedürfnisse des Babys angepasst. Sollte es daher mit dem Stillen nicht klappen, brauchen sich Frauen keine Sorgen machen: Auch mit Flaschenmilch gedeiht das Baby prima.
Maßgeschneiderte Ernährung – die Vorteile des Stillens für Ihr Baby
Muttermilch gilt als optimale Nährstoffquelle, die für eine gesunde Entwicklung des Säuglings notwendig ist. Der hohe Cholesteringehalt der Muttermilch sorgt beispielsweise für eine rasche Gehirnentwicklung. Kohlenhydrate, Eiweiß und Fett versorgen den kleinen Säugling mit Kraft und ermöglichen ein starkes Wachstum. Darüber hinaus enthält Muttermilch noch weitere wichtige Nährstoffe wie Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine.
Zudem bietet Muttermilch Schutz vor Krankheitserregern: Die enthaltenen Antikörper, die beim Stillen auf das Baby übergehen, bekämpfen Bakterien, Viren und Pilze.
Ein weiterer Vorteil: Muttermilch ist für Babys gut verdaulich und hat genau die richtige Temperatur. Neben der notwendigen Versorgung mit Nährstoffen und der Stärkung von Abwehrkräften sorgt das Stillen auch für eine enge Bindung zwischen Mutter und Kind. Gerade nach den Strapazen der Geburt ist der direkte Hautkontakt besonders wichtig.
Stillen - Dauer und Häufigkeit
Die Nationale Stillkommission sowie das Netzwerk "Gesund ins Leben" empfiehlt für das 1. Lebensjahr: Frauen sollten mindestens bis zum 5. Lebensmonat stillen - also 4 Monate.4 Auch nach Einführung von Beikost in Form von Brei oder Fingerfood (baby led weaning) sollten Säuglinge weiter gestillt werden.
Doch wie oft trinkt ein Baby eigentlich? Die Frage nach der Häufigkeit des Stillens beantwortet das Baby meist selbst: Denn in der Regel beginnt der Nachwuchs, wenn er Hunger hat, zu schreien. Zu Anfang ist der Magen klein und braucht viele Mahlzeiten, später trinkt das Baby dann mehr.
- In den ersten Monaten stillen Mütter durchschnittlich acht bis zwölf Mal pro Tag.3
- Ab dem 5. bis 7. Monat kann langsam Beikost zugefüttert werden. Die Still-Häufigkeit kann sich dementsprechend verringern.
- Ab dem 10. Monat ist dann, zusätzlich zur Milch, auch die Ernährung mit der normalen Familienkost möglich.2
Wie lange insgesamt gestillt wird, entscheiden Mutter und Kind.
Auswirkungen des Stillens auf die Mutter
Das Stillen ermöglicht eine praktische Versorgung für das Baby: immer verfügbar, richtig dosiert und kostenlos. Die Stillzeit hat aber auch direkte Auswirkungen auf den Körper der Mutter.
- Durch das Saugen des Babys wird das Hormon Prolaktin freigesetzt, welches für die Milchbildung sorgt.
- Das Hormon Oxytocin (umgangssprachlich Kuschelhormon) ermöglicht die Milchfreigabe und erzeugt gleichzeitig eine enge und intensive Bindung zum Kind.
- Das Stillen beschleunigt auch die Rückbildung der Gebärmutter, was manchmal durch ein leichtes Ziehen beim Anlegen des Säuglings spürbar ist.5
Um eine ausreichende Milchproduktion und die richtige Zusammensetzung der Milch zu ermöglichen, ist die richtige Ernährung während der Stillzeit wichtig. Stillende Mütter sollten auf eine ausgewogene Ernährung achten: Dazu gehört reichlich Obst und Gemüse sowie Ballaststoffe, beispielsweise in Vollkornprodukten.
Unter Umständen kann die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sinnvoll sein. Zum Beispiel benötigen stillende Frauen mehr Jod – das Mineral ist wichtig für die körperliche und geistige Entwicklung des Babys.1
Keine Angst vorm Stillen:
Viele Frauen sind direkt nach der Geburt häufig überfordert mit der Versorgung des Babys und dem Stillen. Aber keine Sorge: Die Körper von Mutter und Kind wissen bereits instinktiv, wie oft und wie viel gestillt werden muss. Sogar die Zusammensetzung der Milch reguliert sich von selbst und passt sich den Bedürfnissen des Nachwuchses an. Und wenn es doch mal Schwierigkeiten gibt, stehen Ihnen erfahrene Hebammen und die Klinik als Ratgeber zur Seite.
Probleme beim Stillen
Während des Stillens kann es zu Schwierigkeiten kommen. Erschöpfung und Schlafmangel machen es selbst der geduldigsten Frau oft schwer, beim Stillen Ruhe zu bewahren. Um möglichen Schmerzen und wunden Brustwarzen vorzubeugen, sollten Sie sich die richtige Stillposition von Ihrer Hebamme oder Geburtsklinik zeigen lassen. Oftmals löst das richtige Anlegen viele Beschwerden. Bewahren Sie die Ruhe und holen Sie sich, wenn nötig, Unterstützung, um die innige Zeit mit dem Baby auch genießen zu können.
Häufig gestellte Fragen zum Stillen
Stillen stärkt die Mutter-Kind-Bindung, liefert dem Baby alle wichtigen Nährstoffe und stärkt dessen Immunsystem. Durch das Stillen kann sich die Gebärmutter der Frau schneller zurückzubilden und das Risiko für bestimmte Krankheiten sinkt.
Zu den Nachteilen des Stillens gehören mögliche anfängliche Schmerzen durch wunde Brustwarzen oder Milchstau, die zeitliche und körperliche Belastung durch häufiges Stillen und Schlafunterbrechungen. Außerdem kann es für manche Frauen schwierig sein, die Stillanforderungen mit dem Berufsleben oder anderen Verpflichtungen zu vereinbaren.
In der Regel zeigt das Neugeborene an, wenn es Hunger hat - es schreit. Da der Magen von Babys anfangs noch recht klein ist, kann dies öfter sein: Durchschnittlich stillen Frauen zu Beginn 8 bis 12 Mal pro Tag.3 Die Häufigkeit variiert jedoch je nach den individuellen Bedürfnissen des Kindes und nimmt im weiteren Verlauf - mit der Einführung von Beikost und Familienkost - ab.
In Deutschland lautet die Empfehlung derzeit, mindestens 4 Monate ausschließlich zu stillen.4 Auch mit Einführung der Beikost wird geraten, weiter zu stillen. Wie lange, Kinder die Brust erhalten, bestimmen Mutter und Kind.