Vor der Geburt: Die ersten Wehen setzen ein


Im letzten Schwangerschaftsdrittel bereitet sich der Körper der Mutter zusehends auf die Geburt vor. Es kommt gelegentlich zu sogenannten Übungswehen, bei denen sich die Gebärmuskulatur kurz zusammenzieht und wieder entspannt. Für viele Frauen kommen diese nicht unerwartet: Sie haben einen Geburtsvorbereitungskurs besucht und sich bereits mit den geburtsvorbereitenden Wehen auseinandergesetzt. Manche Hebammen empfehlen auch, die Vorwehen zu nutzen, um Atemübungen für die Geburt auszuprobieren. Die Kontraktionen können unangenehm sein, bereiten aber normalerweise keine Schmerzen.

Einige Schwangere versetzen die Übungswehen in Panik, weil sie eine Frühgeburt fürchten. Wer unsicher ist, ob es sich bei den Kontraktionen um Übungswehen oder ernstzunehmende Komplikationen handelt, informiert am besten seine Hebamme. Sie ist mit dem bisherigen Verlauf der Schwangerschaft vertraut und kann einschätzen, ob Handlungsbedarf besteht.

Innerhalb der letzten vier Wochen vor der Entbindung setzen die Senkwehen ein, die etwas stärker als die Übungswehen sind und häufiger, wenn auch immer noch unregelmäßig, auftreten. Das Kind rutscht nun sicht- und spürbar tiefer Richtung Geburtskanal. Als positive Nebeneffekte können schwangere Frauen nun meist wieder etwas leichter atmen und leiden seltener unter Sodbrennen.

Sichere Anzeichen für den Geburtsbeginn


Echte Geburtswehen beginnen zunächst ebenfalls unregelmäßig, sind aber im Gegensatz zu den Übungs- und Senkwehen schmerzhafter. Neben den Wehen gibt es noch weitere Anzeichen für einen baldigen Beginn der Geburt:

  • Lösung des Schleimpfropfes: Der Schleimpfropf verschließt den Muttermund und schützt die Gebärmutter vor aufsteigenden Keimen. Weitet sich der Muttermund in Vorbereitung auf die Geburt, löst er sich und wird, meist mit etwas Blut vermengt, ausgeschieden. Bei manchen Frauen geht der Schleimpfropf bereits Tage vor Einsetzen der Wehen ab, meistens geschieht dies jedoch erst kurz vor der eigentlichen Geburt.
  • Blasensprung: Bei zehn bis fünfzehn Prozent aller Frauen reißt die Fruchtblase ein, bevor die echten Wehen einsetzen1. Das Fruchtwasser fließt dann entweder im Schwall oder – sehr viel häufiger – langsam tröpfelnd ab. Da die offene Fruchtblase ein Infektionsrisiko für das Kind birgt, sollten Schwangere bei einem Fruchtwasserverlust immer ins Krankenhaus fahren, auch wenn noch keine echten Wehen eingetreten sind.
  • Übelkeit und Durchfall: Kontraktionen und geburtsauslösende Botenstoffe wirken sich bei vielen Frauen auf die Verdauung aus, sodass es zu Durchfall, Übelkeit oder gar Erbrechen kommen kann.

Besonders beim ersten Kind ist es möglich, dass sich der Zeitraum zwischen dem Einsetzen der Wehen und der tatsächlichen Entbindung sehr lange hinzieht. Deshalb sollte die werdende Mutter erst in die Klinik oder das Geburtshaus fahren, wenn die Kontraktionen über eine Stunde hinweg alle fünf bis zehn Minuten auftreten.

Wenn das Baby auf sich warten lässt


Ist der Geburtstermin überschritten, ist das noch kein Grund zur Sorge. Vor allem bei Frauen, die ihr erstes Kind bekommen, nimmt sich der Körper manchmal für die Vorbereitung auf die Geburt etwas länger Zeit. Außerdem hält sich nicht jedes Ungeborene bei seiner Entwicklung an den 40-Wochen-Plan. Jedoch ist ab der 42. Schwangerschaftswoche eine regelmäßige Überwachung ratsam. Stellt der Arzt dabei fest, dass beispielsweise nicht mehr genügend Fruchtwasser vorhanden ist, wird er die Einleitung der Geburt empfehlen.

Tipp:

Ein ausgedehnter Spaziergang kann nachhelfen, wenn Baby gemütlich seinen Geburtstermin verstreichen lässt. Die Schwerkraft und der Druck „nach unten“ wirken aufrecht und in Bewegung am besten. Auch ein heißes Bad ist mitunter in der Lage Wehen auszulösen.

Die Frage nach der Entbindung: Natürliche Geburt oder Kaiserschnitt?


Endlich ist es soweit: Das Wunder des Lebens beginnt. Viele Frauen wünschen sich, ihr Kind auf natürliche Weise zu gebären. Allerdings sollten sich Schwangere nicht darauf versteifen, denn in den wenigsten Fällen bleibt die Entbindung vollkommen interventionsfrei. Befindet sich das Kind zum Beispiel in einer ungünstigen Lage oder treten andere Komplikationen auf, die ein Gesundheitsrisiko für Mutter oder Baby darstellen, kommt meist nur ein Kaiserschnitt infrage.

Dieser kann je nach Situation im Voraus geplant oder muss als Notkaiserschnitt durchgeführt werden. Dank der medizinischen Entwicklung sind die Operationsrisiken heutzutage verhältnismäßig gering.

Manche Frauen entscheiden sich auch ohne medizinischen Grund für einen Wunschkaiserschnitt. Unter Medizinern ist der geplante Kaiserschnitt allerdings umstritten, da beispielsweise die üblichen Risiken eines operativen Eingriffs wie Infektionsrisiko nicht auszuschließen sind.

Dennoch können aus Gesichtspunkten der Schwangeren unterschiedliche Gründe für einen Kaiserschnitt sprechen: angefangen bei der Angst vor einer normalen Entbindung bis hin zur Planbarkeit des Geburtstermins . Ein Kaiserschnitt hat somit Vor- und Nachteile, über die sich Frauen vor ihrer Entscheidung umfassend informieren und sich entsprechend vorbereiten sollten.

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Peggy Richter Peggy Richter ist ausgebildete Journalistin und schreibt seit 2015 regelmäßig für kanyo®. Sie arbeitet gern an rechercheintensiven Themen und hat Freude daran, die komplexen und zum Teil widersprüchlichen Informationen rund um die Gesundheit so aufzubereiten, dass sie auch für Laien verständlich sind. Peggy Richter Autorin kanyo® mehr erfahren
Quellen anzeigen
  • 1Höfer, Silvia/ Szász Nora: Hebammen-Gesundheitswissen. München: GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH 2012. S. 163.