Vorbereitung auf das Stillen


Babys sind Individualisten: Das eine saugt mit Begeisterung sofort los, das andere lässt sich gerne bitten. Das nächste verlangt viel Milch auf einmal, das vierte trinkt lieber kleine Portionen, dafür aber umso öfter. Damit für alle Kinder und Mütter beim Stillen alles richtig und möglichst entspannt verläuft, sind vor allem zwei Aspekte besonders wichtig:

  1. das richtige Anlegen, also die Art, wie das Baby die Brust erfasst, und
  2. die richtige Stillposition, also die Lage, in der die Mutter das Baby hält.

Die gute Nachricht: Was die körperliche Einrichtung auf Mamas bevorstehende Stillaufgabe betrifft, so arbeitet der weibliche Körper während der Schwangerschaft weitgehend im Autopilot. Durch hormonelle Veränderungen werden die Brüste größer und fester. Wo vorher Bindegewebe und Fett für die Rundungen verantwortlich waren, übernehmen nun die stark wachsenden Milchdrüsen und Milchgänge den Raum. Und falls aus den Brustwarzen bereits vor der Geburt etwas Vormilch austritt, so heißt das nichts anderes als: Test erfolgreich bestanden!

Ein gemütliches Plätzchen: Suchen Sie sich eine Ruhezone zum Stillen


Was werdende Mütter zur Vorbereitung des Stillens in jedem Fall beitragen können, ist das Abklären der richtigen Rahmenbedingungen. Daher sollten Schwangere schon früh mit ihrem Partner, ihrer Familie und Hebamme über das geplante Stillen sprechen und gemeinsam überlegen, wie sie die Mutter bei ihrer neuen Aufgabe am besten unterstützen können. Für den konkreten Stillstart zuhause sollte eine kleine Ruhezone eingerichtet werden. Denn auch mit einer Anleitung zum Stillen wird es Zeit und Geduld brauchen, das richtige Anlegen und verschiedene Stillpositionen mit dem Baby auszuprobieren und zu meistern.

Ein Stillbereich kann wie folgt aussehen:

  • ruhig
  • ablenkungsarm
  • gegebenenfalls abgedunkelt
  • warm und gemütlich eingerichtet, zum Beispiel mit Decken und (Still-)Kissen
  • ein griffbereites Getränk für die Mutter

Wenn das Stillpaar erst einmal richtig eingespielt ist, klappt’s natürlich auch unterwegs, bei Freunden, im Café oder – für echte Stillprofis – sogar im Tragetuch beim Spaziergang.

Wie stille ich richtig – das Baby anlegen


Immer wieder stellen Hebammen und Stillberaterinnen fest, dass die meisten Stillbeschwerden durch Fehler beim Anlegen verursacht werden. Daher ist es wichtig, möglichst von Anfang an darauf zu achten, dass das Baby die Brust seiner Mutter richtig erfasst. Aber die Mühe lohnt sich: Denn wenn Mutter und Kind beim Stillen über einen längeren Zeitraum richtig entspannen, werden unter anderem wunde Brustwarzen vermieden.

Im Folgenden erhalten Sie eine Anleitung zum Stillen, die Ihnen den Einstieg etwas erleichtern soll:

  1. Welche Stillposition die Mutter auch einnimmt, der Körper des Kindes sollte möglichst immer der Mutter zugewandt und eng an ihren Körper angelegt sein. Am besten befindet sich die Brustwarze dabei schon auf Höhe der Nase oder Oberlippe des Kindes.
  2. Das Kind sollte sein Köpfchen frei bewegen können, aber niemals verdrehen oder überstrecken müssen, um die Brust erfassen zu können. Ohr, Schulter und Hüfte des Kindes liegen dabei idealerweise auf einer Linie.
  3. Wenn sie mag, kann die Mutter ihre Brust mit der Hand stützen. Dazu legt sie, in Form eines großen Cs, den Daumen oberhalb und den Zeigefinger unter der Brustwarze ab, circa drei Zentimeter von der Brustwarze entfernt. So kann sie die Brust auch etwas zusammendrücken und das Baby hat es etwas leichter hat, seinen kleinen Mund anzulegen.
  4. Erfasst das Kind die angebotene Brust nicht instinktiv, so kann die Mutter die Lippen des Babys mit der Brustwarze stimulieren. Dadurch wird der Suchreflex des Kindes aktiviert und es öffnet seinen Mund. Sobald er weit aufgesperrt ist, bringt die Mutter das Baby zur Brust (nicht umgekehrt).
  5. Das Baby sollte mit der Brustwarze immer auch einen guten Teil des Brustgewebes erfassen. Falls das Kind zu weit vorne oder nur an der Brustwarze saugt, bekommt es nicht genug Milch und die Brustwarze wird schnell wund.

Tipp: Falls das Saugen des Kindes der Mutter irgendwelche Schmerzen bereitet, sollte sie schnell den kleinen Finger in den Mundwinkel des Kindes stecken und damit den Saugschluss lösen. Dann kann das Baby von der Brust abgenommen und ein neuer Versuch gestartet werden.

Stillpositionen – wichtig für das richtige Stillen


Jeder Mensch ist anders. Und so wie es ganz verschiedene Stillverhalten gibt, so gibt es auch ganz unterschiedliche Stillpositionen, die Mutter und Kind zusammen ausprobieren und einüben sollten. Denn Abwechslung macht nicht nur Spaß, sondern sie reduziert auch die Gefahr, dass sich Brustwarzen entzünden oder ein Milchstau entwickelt. Eine Übersicht der häufigsten Stillpositionen – inklusive Stillanleitung – mit ihren jeweiligen Vorteilen und Besonderheiten, kann Ihnen und Ihrem Baby helfen, ihre Favoriten zu entdecken. Wichtig ist dabei vor allem, dass die Mutter gut abgestützt ist und beim Stillen entspannen kann.

Wiegehaltung

In Stillanleitungen ist die Wiegehaltung der Klassiker, weil diese Position unterwegs immer gut einsetzbar und somit auch am häufigsten bei anderen Müttern zu beobachten ist. Für unerfahrene Stillende aber zunächst gar nicht so einfach: Bei schlechter Abstützung ermüdet der Arm der Mutter recht schnell und das Baby rutscht in eine ungünstige Lage. Ähnliches kann bei sehr schläfrigen Babys passieren.

Aber:

Ungeeignet ist die Position für Mütter unmittelbar nach einem Kaiserschnitt oder anderen Geburtsverletzungen, da das Baby auf die Narben drücken kann.

So wird’s gemacht: Die Mutter sitzt aufrecht und bequem, Rücken und Arme sind mit Kissen gut gestützt. Das Baby liegt seitlich im Arm, Bauch an Bauch mit der Mutter, das Köpfchen in der Armbeuge und der Po mit der Hand stabilisiert. Die andere Hand kann die Brust unterstützen.

Stillanleitung für den Kreuzgriff


Der Kreuzgriff ist eine Variante der Wiegehaltung, die sich gerade für Babys anbietet, die noch etwas Übung für das richtige Anlegen brauchen. Außerdem eignet sich diese Haltung gut bei großen Brüsten, bei starkem Milcheinschuss sowie für Frühgeborene oder kranke Neugeborene.

So wird’s gemacht: Wie in der Wiegehaltung sitzt die Mutter auch in dieser Position aufrecht, das Baby im Arm und vor dem Bauch. Das Baby liegt dabei aber mit dem Köpfchen nicht in der Armbeuge, sondern in der Hand der Mutter, sodass sie das Anlegen des Kindes umso besser unterstützen kann. Hält die Mutter ihr Baby im rechten Arm, füttert sie es mit ihrer linken Brust – und umgekehrt. Sobald das Baby richtig angelegt ist und fleißig trinkt, kann die Mutter den Arm wechseln, um in die stabilere Wiegehaltung zu gelangen.

Stillanleitung für die Football-Haltung

Auch als „Seiten-“ oder „Rückenhaltung“ bekannt, ist die Football-Haltung besonders gut nach einem Kaiserschnitt geeignet, da das Kind nicht vor dem Bauch der Mutter, sondern seitlich positioniert wird. Daher auch eine gute Wahl für sehr nervöse oder schläfrige Babys wie auch für das simultane Säugen von Zwillingen. Außerdem ein geeignetes Mittel bei Milchstau im seitlichen Brustsegment. Selbst bei guter Polsterung durch ein Stillkissen, ist die Haltung aber eine vergleichsweise umständliche Haltung für die Mutter und daher zumeist eher kurzfristig im Einsatz.

So wird’s gemacht: Das Baby liegt seitlich von der Mutter, die Beinchen zum Rücken der Mutter gerichtet, eventuell gegen eine Rückenlehne gestemmt, das Köpfchen nach vorne, sodass die Mutter das Baby mit der Hand einfach an ihre Brust anlegen und dabei auch das Gesicht des Kleinen gut sehen kann.

Anleitung zum Stillen in der Hoppe-Reiter-Haltung

Die Hoppe-Reiter-Haltung ist eher eine Position für ältere Babys, da Neugeborene in dieser Position besonders gestützt werden müssen. Gut geeignet für unruhige, schlecht saugende Babys oder bei verstopfter Nase, denn in der aufrechten Lage bekommt das Baby besser Luft. Ebenso empfehlenswert, falls das Baby nach dem Stillen öfter unter Bauchschmerzen leidet, denn in dieser Position schluckt das Baby weniger Luft. Außerdem ein geeignetes Mittel bei starkem Milchspendereflex der Mutter oder bei Milchstau im unteren Bereich der Brust.

So wird’s gemacht: Das Baby wird aufrecht auf den Schoß der Mutter gesetzt, mit seinem Mund auf Höhe ihrer Brust, die Mutter stützt den Rücken des Babys mit ihren Händen.

Stillen im Liegen (normale Seitenlage)

Ein weiterer Klassiker unter Stillanleitungen und besonders angenehm für das Stillen in der Nacht, ist das Stillen im Liegen. Eine gute Alternative auch unmittelbar nach einem Kaiserschnitt oder Dammriss, anfangs zwar etwas schwieriger, da Brust und Babys Mund im Liegen schwieriger zu überblicken und zurechtzurücken sind, für fortgeschrittene Stillpaare aber sehr bequem und unkompliziert. Vermutlich die wichtigste Position für langfristiges Stillen. Gut geeignet auch für Frauen mit großer Brust.

So wird’s gemacht: Mutter und Kind liegen beide auf der Seite, Bauch an Bauch, ganz dicht nebeneinander, die Brustwarze der Mutter am besten auf Höhe der Nasenspitze des Babys. Sein Rücken stützt ihr Oberarm oder ein passendes Kissen. Sich selbst stabilisiert die Mutter am besten durch angewinkelte Arme und Beine, als ob sie das Baby umrahmt. Aus dieser Stillposition kann das Baby entspannt aus beiden Brüsten trinken, ohne dass sich die Mutter auf die andere Seite drehen muss. Meist ist es für die Mutter dabei angenehmer, wenn zunächst die untere Brust entleert wird.

Stillanleitung für das Back-Lying

Auch als „Rückenlage“ oder „zurückgelehntes Stillen“ bekannt und zunehmend direkt nach der Geburt im Einsatz, da es in besonderer Art die natürlichen und selbstständigen Reflexe des Suchens und Erfassens der Brust beim Baby aktiviert. Möglicherweise die natürliche Ur-Stillhaltung.

So wird’s gemacht: Die Mutter liegt bequem auf dem Rücken, den Oberkörper leicht aufgerichtet, Kopf und Nacken durch Kissen gut gestützt. Das Baby wird in Bauchlage auf den Bauch der Mutter gelegt, mit Blick in Richtung ihrer Brustwarzen, sodass es diese gut sehen und bequem erreichen kann. Übrigens folgt das Baby dabei auch seiner Nase, daher sollte zuvor möglichst keine Seife oder Hautlotion auf die Brustwarzen aufgetragen werden.

Stillen in der Vierfüßler-Position

Eher eine sportliche, um nicht zu sagen umständliche Position für die Mutter, aber gut geeignet, um einen Milchstau aufzulösen, da die Milch der Gravitation folgen kann.

So wird’s gemacht: Die Mutter steht auf allen Vieren, also auf Händen und Knien, während das Kind unter ihr auf dem Rücken liegt. Am besten wird das Kind dabei mit Kissen oder Decken höher gehoben, damit es bequem an der Brust trinken kann und die Mutter nicht auch noch Liegestütze machen muss.

Wie stille ich richtig im Tragetuch?

Eher verbreitet in traditionellen Kulturen, in denen die Mütter während des Stillens körperliche Arbeit zu verrichten haben. Inzwischen aber auch in der westlichen Kultur als eine fortgeschrittene Position zum Stillen etabliert.

So wird’s gemacht: Das Baby ist fest vor die Brust der Mutter geschnürt, in engem Haut- oder Körperkontakt, die Milchbar direkt vor der Nase. Die passende Bindetechnik für die richtige Höhe von Köpfchen und Brust muss Mama dabei vermutlich ein paar Mal üben, bis das Stillen problemlos klappt.

Nach dem Stillen


Wenn das Baby die Brustwarze frei gibt, kann die Mutter üblicherweise davon ausgehen, dass es satt ist. Einen guten Hinweis können aber auch längere Saug-Pausen oder die Händchen geben: Viele Säuglingen ballen die Fäustchen, wenn sie Hunger verspüren, und öffnen entspannt die Hand, sobald sie genug getrunken haben. Um das Baby von der Brust zu lösen, schieben Sie den kleinen Finger in seinen Mundwinkel. Jetzt ist es an der Zeit für das berühmte Bäuerchen. Hierzu hebt die Mutter (oder der hilfreiche Vater) das Baby vorsichtig hoch und legt es über die Schulter, sodass Brust und Bauch aufliegen. Auch ein sanfter Klaps auf den Rücken ist erlaubt. Kleine Milchrülpser landen am besten auf einem Spucktuch. Sollte das Baby jetzt jedoch nicht aufstoßen: Kein Problem! Es gibt auch Babys, die gar nicht oder nur sehr selten aufstoßen müssen. Und wenn das Kind beim Stillen schon eingeschlafen ist: Süße Träume!

Ach übrigens:

Sollte das Baby nach dem Stillen (selbst bei Anwendung der Hoppe-Reiter-Haltung) regelmäßig unter heftigen, krampfartigen Bauchschmerzen leiden, handelt es sich vermutlich um Dreimonatskoliken, von denen rund 15 Prozent aller Kinder zwischen der zweiten bis zwölften Woche betroffen sind. Ursache hierfür ist häufig eine zunächst noch nicht ausgereifte Darmfunktion, die insbesondere bei zu großen Trinkmengen, zu viel Schlucken von Luft beim Trinken oder ungenügendem Aufstoßen nach dem Trinken schnell überlastet wird. Helfen können,

  • ein entspannter, gleichmäßiger Tagesrhythmus,
  • ein gemütliches, warmes Bad,
  • eine leichte Massage des Babybauches (immer im Uhrzeigersinn) oder
  • die Einnahme von Entschäumern mit dem Wirkstoff Simeticon.

Falls das keine Verbesserung bringt, sollte der Kinderarzt konsultiert werden, um auszuschließen, dass das Baby unter einer ernsthaften Erkrankung leidet.

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Barbara Ward Barbara Ward ist freie Autorin der Redaktion. Sie studierte Medienwissenschaften und Journalismus in Köln und Berlin. In Gesundheitsfragen kennt sie sich aus, denn sie schreibt schon seit vielen Jahren für Fachverlage, Medizin-Websites und Krankenversicherungen. Eine ausgewogene Perspektive und fundierte Recherche liegen ihr im Sinne der Leser besonders am Herzen. Barbara Ward Autorin kanyo® mehr erfahren