Der Unterschied zwischen Verbrühungen und Verbrennungen


Eine Verbrennung ist eine thermische Verletzung durch Feuer, starke Hitze oder Strom, während bei einer Verbrühung eine Flüssigkeit die Ursache ist. Gefahrenquellen können haushaltsübliche Flüssigkeiten wie heißer Kaffee, Wasser oder Öl sein. Eine Temperatur von über 52 Grad Celsius2 reicht schon aus, um die empfindliche Kinderhaut nachhaltig zu schädigen. Das Gefährliche an Verbrühungen ist, dass sich das heiße Getränk sehr schnell auf der Haut ausbreitet und so großflächigen Schaden anrichten kann. Außerdem lauern potentielle Gefahrenquellen nahezu überall und es ist fast unmöglich, sämtliche Risiken zu eliminieren, besonders wenn das Kind in einem neugierigen Entdeckungsalter ist.

Einteilung nach Schweregrad


Die Stärke von Verbrühungen wird nach den gleichen Kriterien beurteilt wie eine Verbrennung. Somit gilt auch hier die folgende Einteilung:

  • 1. Grad: leichte Rötung; Schwellung; schmerzhaft
  • 2. Grad: zusätzliche Blasenbildung
    • 2a: oberflächlich; nach 14 Tagen Abheilung ohne Narbenbildung
    • 2b: tieferliegend; Abheilung mit Narbenbildung; meist operative Eingriffe nötig
  • 3. Grad: Schädigung aller Hautschichten; nicht schmerzhaft, da auch Nerven zerstört sind; Hauttransplantation nötig
  • 4. Grad: Verkohlung; Hautstellen sind hart und schwarz; Selbstheilung nicht möglich

Neben der Tiefe der Verletzung wird die Schwere auch nach der Fläche beurteilt. Diese ist bei einer Verbrühung durch die rasche Ausbreitung der heißen Flüssigkeit meist größer als bei einer Verbrennung.

Erste Hilfe bei Verbrühungen


Je nachdem, welches Ausmaß die Verbrühung bei Ihrem Kind hat, können Sie die betroffene Stelle zunächst selbst behandeln. Wenn die verletzte Fläche und die Schwere der Verbrühung einen Grad von mindesten 2a umfasst, wählen Sie sofort die 112. Wenn es Ihnen schwerfällt, das Ausmaß der Verletzung einzuschätzen, suchen Sie zur Sicherheit immer einen Arzt auf. Ansonsten gehen Sie wie folgt vor:

  • Beseitigen Sie die Gefahrenquelle und streifen Sie die heiße Flüssigkeit mit einem Handtuch von Ihrem Kleinkind ab, um die weitere Ausbreitung zu verhindern.
  • Die durchnässte Kleidung sofort ausziehen.
  • Hat die verbrühte Fläche eine maximale Größe der Handfläche Ihres Kindes, dann können Sie sofort mit der Kühlung beginnen. Achten Sie darauf, dass Sie wirklich nur die verbrühte Stelle behandeln.
  • Alle Wundareale sauber und steril abdecken.
  • Wenn kein Notarzt gerufen wurde, so schnell wie möglich zum Hausarzt fahren.

Außerdem gilt bei Verbrühungen: Beruhigen Sie Ihr Kind und brechen Sie vor allem selbst nicht in Panik aus.

Kühlung:

Um den Körper vor Unterkühlung zu schützen, sollten Sie nur die betroffene Stelle behandeln. Deswegen großflächige Verbrühungen am Rumpf nicht kühlen, kleine Flächen mit einem feuchten Tuch bearbeiten. Die Wassertemperatur beträgt idealerweise etwa 20 Grad Celsius3. Mit der Kühlung können Sie die Schmerzen Ihres Kleinen bis zum Eintreffen des Arztes lindern.

Vorbeugen von Verbrühungen bei Kleinkindern


Gefahrenquellen für Verbrühungen lauern vor allem im Haushalt an nahezu jeder Ecke. Der besagte Wasserkocher ist besonders häufig an Verbrühungen schuld. Wer mit dem Kind auf dem Arm in der Küche arbeitet, sollte aufpassen, dass keine Kabel herunterhängen. Die Kleinen greifen neugierig nach allem, was interessant erscheint. Die Gefahr, dass der Wasserkocher mit dem brodelnden Inhalt über Ihr Kind kippt, kann so vermieden werden.

Vorsicht mit heißen Getränken:

Der Inhalt von nur einer Tasse Tee oder Kaffee kann bis zu 30 Prozent der Körperfläche Ihres Kindes verbrühen4. Seien Sie deshalb besonders in solch vermeintlich harmlosen Situationen vorsichtig.

Experten raten, dass Eltern nicht erst im Kleinkindalter über die Gefahren von Verbrühungen oder Verbrennungen aufgeklärt werden sollten, sondern am besten noch in der Schwangerschaft, auf jeden Fall aber vor der Geburt. Damit Eltern für jedes Kindesalter gewappnet sind, haben wir nachfolgend die gängigsten Gefahrenquellen und Maßnahmen zur Vorbeugung zusammengefasst:

In der Küche:

  • Gefahrenquelle nicht auf der Arbeitsfläche direkt an die Kante stellen, sondern weiter hinten platzieren
  • wenn Tischdecken genutzt werden, darauf achten, dass die Enden nicht vom Tisch herunterhängen
  • Sämtliche Kabel stets verstauen
  • mit Kind auf dem Schoß nichts Heißes trinken
  • Fläschchen aus der Mikrowelle immer erst selbst auf Temperatur testen

Im Badezimmer:

  • wenn möglich die Temperatur des Wassers aus dem Hahn mit einem Thermostat auf maximal 50 Grad Celsius3 sichern
  • Wasserregler nie auf „heiß“ stellen
  • Eimer mit heißem Wasser nicht auf den Boden abstellen: Stolpergefahr!
  • Wärmflaschen nicht mit kochendem Wasser befüllen

Sie können nicht jeden Unfall verhindern, aber wenn Sie die gängigen Gefahrenquellen im Hinterkopf behalten, ist es Ihnen möglich, zumindest einige bedrohliche Situationen zu vermeiden.

Link-Tipp:

Weitere Tipps zur Vorbeugung von Verbrennungen finden Sie in unserem Übersichtsratgeber.

Nach der Verbrühung: Wer hilft Kind und Eltern?


Ein Verbrühungsunfall kann bleibende Schäden beim Kind hinterlassen – sowohl physisch als auch psychisch. Auch wenn leichte Verbrühungen ersten und oberflächlichen zweiten Grades in der Regel ohne Narbenbildung ausheilen, der Schock und die Angst kann dennoch tief sitzen. Vor allem bei schweren Verbrühungen zweiten und dritten Grades haben die Kleinen meist einen langen Weg mit Behandlungen und Operationen vor sich. Hier ist eine psychologische Nachbehandlung besonders wichtig.

Die betroffenen Kinder müssen oft Jahre nach dem Unfall mit Schmerzen und der Angst vor den Behandlungen umgehen. Die Narben zeichnen sie ein Leben lang, was vor allem in Kindergarten und der Schule ein Problem sein kann. Das Selbstbewusstsein der Kinder leidet unter den sichtbaren Merkmalen. Womöglich haben sie auch mit Hänseleien anderer Kinder zu kämpfen.

Nicht zu vergessen: Auch Eltern müssen lernen, mit der Situation umzugehen. Hilfe finden Sie bei einem Psychotherapeuten oder gemeinnützigen Vereinen, die Sie auf Ihrem Weg von der Verbrühung bis zur Rehabilitation Ihres Kindes begleiten. Zögern Sie deshalb nicht, sich Unterstützung zu suchen, wenn Sie mit den Ereignissen zu kämpfen haben.

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Monika Hortig Die ersten Artikel schrieb Monika Hortig in ihrem Kinderzimmer und speicherte sie noch auf Diskette. Dass sie eines Tages Redakteurin werden möchte, wusste sie schon sehr lange. Deswegen zog es sie nach ihrem Studium in die Münchener Verlagswelt. Nach diversen Praktika in Online-Redaktionen absolvierte sie ihr Volontariat bei verschiedenen Lifestyle-Magazinen – unter anderem mit Schwerpunkt Sport und Ernährung. Das steigende Interesse für medizinische Themen führte sie letztendlich zu kanyo®. Als Medizinredakteurin konnte sie hier bis 2021 ihre beiden Vorlieben – Online-Journalismus und Gesundheit – vereinen. Monika Hortig Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
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