Kleiner Ausflug in die Vergangenheit:

Der genaue Ursprung des lateinischen Begriffs Sectio caesarea (Kaiserschnitt) ist unklar. Allerdings behauptet Plinius der Ältere (23-79 n. Chr.), dass Julius Caesar auf diese Weise zur Welt kam – und dem Eingriff seinen Namen verlieh. Das dem wirklich so war, ist eher unwahrscheinlich, denn bis zur Neuzeit führte ein Kaiserschnitt in der Regel zum Tod der gebärenden Frau. Julius Caesars Mutter hingegen überlebte die Geburt.

Wann ist ein Kaiserschnitt sinnvoll?


Manchmal stellt sich schon während der Schwangerschaft heraus, dass ein Kaiserschnitt unumgänglich ist. Ein solcher wird durchgeführt:

  • wenn das Baby quer oder in Steißlage liegt (wobei es auch natürliche Steißgeburten gibt)
  • wenn die Plazenta so tief in der Gebärmutter sitzt, dass sie den Ausgang für das Baby versperrt
  • bei Mehrlingsgeburten von drei oder mehr Babys
  • sobald eine Gestose (veraltet: Schwangerschaftsvergiftung) droht
  • bei Infektionen im Vaginalbereich (beispielsweise mit Herpes simplex Virus Typ 2) der Schwangeren, die eine Ansteckungsgefahr für das Baby darstellen
  • wenn das Baby zu groß für eine vaginale Geburt ist
  • bei einem Leistenbruch der Mutter (dieser kann gleichzeitig gerichtet werden)
  • bei früheren Gebärmutteroperationen, die zu Komplikationen bei der natürlichen Geburt führen könnten

Der geplante Kaiserschnitt findet in diesen Fällen statt, bevor die Fruchtblase platzt oder die Wehen einsetzen. Meist wird er etwa 1 bis 2 Wochen vor dem errechneten Geburtstermin durchgeführt.1

Einmal Kaiserschnitt, immer Kaiserschnitt?

Nicht unbedingt. Hat eine Frau ihr Kind per Kaiserschnitt zur Welt gebracht, ist es durchaus möglich, dass die nächste Geburt natürlich abläuft. Aus medizinischer Sicht spricht aber nichts dagegen, erneut eine operative Entbindung vorzunehmen. Wie viele Kaiserschnitte eine Frau maximal haben kann, ist immer von der individuellen Situation der Schwangeren abhängig.

Kaiserschnitt im Notfall


Auch während der Geburt können Gründe für einen Kaiserschnitt auftreten. Ein Notfallkaiserschnitt (sekundäre Sectio caesarea) wird zum Beispiel eingeleitet, wenn

  • die Herztöne des Babys auffällig (zum Beispiel verlangsamt) sind,
  • sich die Nabelschnur um den Hals des Kindes wickelt und beispielsweise Erstickungsgefahr droht oder
  • die Plazenta sich vorzeitig ablöst.

Da jede Frau, jedes Kind und die Umstände jeder Geburt individuell sind, kann es noch zahlreiche andere Gründe für einen Kaiserschnitt geben, auch persönliche – wie die Angst vor der Geburt. Im letzten Fall spricht man dann von einem Wunschkaiserschnitt.

Kaiserschnitt – (k)eine „einfache“ Art ein Kind zu bekommen?

Immer wieder lassen sich Frauen zu der Annahme verleiten, ein Kaiserschnitt sei der einfachste Weg, ein Kind zu entbinden. Dem ist jedoch nicht so. Ein Kaiserschnitt ist eine schwerwiegende Operation am Bauch, die wie jeder Eingriff dieser Art Risiken (wie Infektionsgefahr oder Wundheilungsstörungen) birgt und eine entsprechend lange Erholungsphase fordert. Ganz ohne Schmerzen verläuft die Schnittentbindung ebenfalls nicht.

Zwar erhält die Frau für den Ablauf des Kaiserschnitts eine Betäubung . Dafür leidet sie anschließend länger als bei einer natürlichen Geburt unter Wundschmerzen. Vor allem in den ersten Tagen nach dem Eingriff sind erhebliche Schmerzen möglich.2 Wie lange diese allerdings anhalten, ist individuell verschieden und lässt sich nicht pauschalisieren. Gegen die Schmerzen können jedoch Schmerzmittel verabreicht werden.

Kaiserschnitt: Ablauf der Operation und Anästhesieverfahren


Ärzte im OP: Ablauf des Kaiserschnitts unter Vollnarkose.

Der Kaiserschnitt ist ein operativer Eingriff, der in Teil- oder Vollnarkose durchgeführt werden kann. Das Baby erblickt in der Regel innerhalb von zehn Minuten das Licht der Welt,2 insgesamt dauert der Eingriff jedoch 30 bis 60 Minuten.3 Die Risiken sind überschaubar, denn der Kaiserschnitt folgt einem erprobten Ablauf.

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Standardisierter Kaiserschnitt: Vorbereitung der Operation

Bei einem geplanten Kaiserschnitt kommt die werdende Mutter in der Regel einen Tag vor der OP ins Krankenhaus. Dort erfolgt nochmals eine gründliche Untersuchung und es wird entschieden, ob für den Kaiserschnitt eine Vollnarkose nötig ist oder die übliche lokale Betäubung mittels Periduralanästhesie (PDA) oder Spinalanästhesie ausreicht.

Aha!

Bei einem Notkaiserschnitt sind alle Entscheidungen und Vorbereitungen binnen Minuten zu treffen. Deshalb wird der ungeplante Kaiserschnitt in der Regel unter Vollnarkose durchgeführt, weil diese schneller ihre Wirkung entfaltet.

Steht der Eingriff kurz bevor, muss Frau noch entsprechend vorbereitet werden: Oftmals führt die Hebamme eine Rasur des oberen Bereichs der Schamhaare durch, da Haare potenzielle Keimträger sind. Außerdem wird vor dem Kaiserschnitt ein Blasenkatheter gelegt, um zu verhindern, dass sich die Blase im Verlauf der Operation füllt und so den Ablauf der Entbindung behindert. Die Frau trägt während des Eingriffs ein OP-Hemd und Kompressionsstrümpfe, um das Risiko für eine Thrombose zu senken.

Im Operationssaal selbst schirmt ein Tuch das Operationsfeld ab und hält es so keimfrei. In einigen Krankenhäusern gibt es bereits Tücher mit Sichtfenster, sodass die werdenden Eltern bei der Geburt zuschauen können, ohne das Infektionsrisiko für Mutter und Kind zu erhöhen. Bei einer Teilnarkose ist es dem Partner erlaubt, am Kopfende der Frau zu sitzen und ihr so seelischen Beistand zu leisten. Wird der Kaiserschnitt jedoch unter Vollnarkose durchgeführt, darf der Vater erst nach der Entbindung in den OP-Saal.

Kaiserschnitt unter Voll- oder Teilnarkose: Vor- und Nachteile

Anästhesiearten im Überblick

  • Periduralanästhesie (PDA): Im Bereich der Brust- oder Lendenwirbel wird ein Betäubungsmittel in den sogenannten Periduralraum gespritzt, der das Rückenmark umgibt und somit die Nerven, die in diesem Bereich ins Rückenmark münden, betäubt.
  • Spinalanästhesie: Die Injektion der Betäubungsmittel erfolgt in den sogenannten Hirnwasserraum der Wirbelsäule. Dadurch wird die gesamte untere Körperhälfte gefühllos.
  • Vollnarkose: Bei diesem Verfahren verabreicht der Anästhesist die Betäubungsmittel intravenös. Die Patientin fällt so in einen künstlichen Schlaf.

Für das Kind sind alle Anästhesiearten gleich sicher und auch für die OP selbst spielen sie keine Rolle. Aber für die Mutter ergeben sich unterschiedliche Vor- und Nachteile.

  • Vorteil bei einer Teilnarkose ist, dass die Mutter bei Bewusstsein bleibt und so die Geburt miterlebt. Aus diesem Grund entscheiden sich immer mehr Frauen für die lokale Betäubung. Allerdings kann es sein, dass sie während des Eingriffs leichte Unannehmlichkeiten oder Schmerzen empfindet. Außerdem leiden Patientinnen nach einer Teilnarkose häufiger an Kopfschmerzen und Übelkeit.
  • Ein Kaiserschnitt unter Vollnarkose ist aber auch nicht ohne Nebenwirkungen. So besteht unter anderem das Risiko, dass die Frau während der Operation erbricht und Mageninhalt in die Lunge gelangt, was möglicherweise lebensgefährlich wird. Weitere potenzielle Gefahren sind Störungen des Herz-Kreislaufsystems, Beatmungsprobleme oder eine allergische Reaktion auf das gegebene Narkosemittel.2

Wie läuft ein Kaiserschnitt ab?

Seit einigen Jahren wird beim Kaiserschnitt die Misgav-Ladach-Methode eingesetzt. Diese nach dem israelischen Krankenhaus, das sie erstmals erfolgreich durchgeführt hat, bezeichnete Operationsmethode, ist auch als sanfter Kaiserschnitt bekannt. Ziel ist es, möglichst wenig zu schneiden. Stattdessen wird das Gewebe zwischen Haut und Gebärmutter vorsichtig gedehnt und gerissen, was die anschließende Heilung beschleunigen soll.

Im Anschluss arbeitet sich der Operateur Schicht für Schicht vor, um keine umliegenden Organe zu verletzen. Meist holt der Arzt das Baby relativ zügig aus der Gebärmutter und nabelt es ab. Ist die Frau bei Bewusstsein und sprechen keine medizinischen Gründe dagegen, wird ihr das Kind einige Augenblicke für das sogenannte Bonding (die Bindung zwischen Mutter und Kind) auf die Brust gelegt. Anschließend versorgen es Hebamme, Kinderarzt und gegebenenfalls der Vater weiter.

Was passiert nach dem Kaiserschnitt?

Die Entbindung selbst nimmt beim Kaiserschnitt eine verhältnismäßig kurze Zeit ein. Der deutlich aufwendigere Teil im gesamten Ablauf der Operation kommt der Versorgung der Mutter zu: Die Plazenta wird entfernt und eventuell der Gebärmutterhals etwas geweitet, um den Wochenfluss (Wundsekret der Gebärmutter) zu erleichtern.

Anschließend verschließt der Arzt die Gebärmutter und die umgebende Faszie (bindegewebige Hülle) mit einem Faden oder einer Klammer; Bauchfell, Muskulatur und Fettgewebe müssen bei der Misgav-Ladach-Methode nicht vernäht werden. Zurück bleibt eine Narbe der obersten Hautschicht.

Im Anschluss an die OP verbleiben die frisch gebackenen Mütter meist noch für einige Tage im Krankenhaus. Das heißt aber nicht, dass Sie im Bett liegen müssen – ganz im Gegenteil ist es sogar erwünscht, dass Sie, wenn möglich, noch am selben Tag aufstehen und sich bewegen.

Dies ist insofern wichtig, um die Gefahr einer Thrombose (Gefäßverschluss durch Blutgerinnsel) zu senken. Dem soll ebenfalls durch das Tragen von Kompressionsstrümpfen und entsprechenden Injektionen (Heparin) entgegenwirkt werden.

Spricht nichts dagegen, können Sie ab dem dritten Tag nach der Entbindung mit der Entlassung aus dem Krankenhaus rechnen.4 Wie nach einer vaginalen Geburt gilt auch beim Kaiserschnitt: Schonen Sie sich etwa 6 Wochen nach der Entbindung.5 Die Zeit nach der Geburt – das Wochenbett – dient Ihrer Erholung, körperlich wie psychisch.

Welchen Effekt hat ein Kaiserschnitt auf das Baby?


Nicht nur auf die Mutter, auch auf das Baby kann die operative Entbindung Auswirkungen haben. Zum Beispiel entfalten sich die Atemwege nicht im gleichen Maße wie bei einer natürlichen Geburt, wo das Fruchtwasser durch die Enge des Geburtskanals aus der Lunge gepresst wird. Ebenso bleibt der erste Kontakt mit den in der Vagina angesiedelten Bakterien aus, die sich positiv auf das Immunsystem und die Verdauung auswirken.

Zudem gibt es Studien, die zeigen, dass Babys, die vaginal geboren wurden, durchschnittlich ausgeglichener sind als Kaiserschnittbabys. Das wird darauf zurückgeführt, dass der Stress der natürlichen Geburt die Resilienz (psychische Widerstandsfähigkeit) erhöht.

Es gibt jedoch keine Anhaltspunkte dafür, dass Babys, die durch eine Sectio caesarea zur Welt kommen, langfristig weniger gesund oder glücklich sind.

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Peggy Richter Peggy Richter ist ausgebildete Journalistin und schreibt seit 2015 regelmäßig für kanyo®. Sie arbeitet gern an rechercheintensiven Themen und hat Freude daran, die komplexen und zum Teil widersprüchlichen Informationen rund um die Gesundheit so aufzubereiten, dass sie auch für Laien verständlich sind. Peggy Richter Autorin kanyo® mehr erfahren
Tanja Albert Von der Schülerzeitung übers Journalismus-Studium in die Online-Redaktion von kanyo® - Tanja Albert hat das Schreibfieber gepackt. Gemischt mit ihrem Interesse für Ernährungs- und Gesundheitsthemen stürzt sie sich Tag für Tag in die medizinische Recherche - und bringt das Ganze auch in die Sozialen Netzwerke, nämlich als Social Media Managerin. Tanja Albert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
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