Was ist das Wochenbett?


Das Wochenbett (Puerperium oder postpartale Phase) umfasst in der Regel die ersten 6 Wochen nach der Geburt.1 Bei einem Kaiserschnitt verlängert sich die Phase meist um 2 Wochen.2  

Im Fokus des Wochenbettes stehen: 

  • die Ausheilung eventueller Geburtsverletzungen wie ein Dammriss 
  • gegebenenfalls das Einpendeln des Stillens 

Zudem ist das Wochenbett auch eine Zeit, in der sich Eltern in ihre neue Rolle einfinden und die Bedürfnisse des Babys verstehen lernen.  

Dass das Wochenbett eine medizinische Notwendigkeit ist, spiegelt sich auch in dem in Deutschland gewährten Mutterschutz wider, der in den ersten Wochen nach der Geburt ein Beschäftigungsverbot vorsieht. Dieses umfasst in der Regel 8 Wochen, bei Frühchen oder Mehrlingsgeburten weitet sich das Beschäftigungsverbot auf 12 Wochen aus.3 

Das Wochenbett ist nicht nur für die Mütter wichtig! 

Auch Babys brauchen Zeit, um sich zu erholen und an die vielen neuen Reize zu gewöhnen. Vor allem in den ersten Wochen kann es hilfreich sein, die Besuche von Familie und Freunden auf ein Minimum zu reduzieren, den Lärmpegel gering zu halten und aktiv Momente für das sogenannte Bonding zu schaffen. Das Gefühl von Geborgenheit, Körperwärme und Zuwendung sorgt unter anderem für eine gute Bindung zwischen Eltern und Kind. Diese ist wichtig für die Entwicklung von Vertrauen, Selbstbewusstsein und sozialen Fähigkeiten und beeinflusst die weitere Entwicklung in Beziehungen und den Umgang mit Stress.

Was ist im Wochenbett erlaubt und was nicht?


Wie das Wort Wochenbett nahelegt, sollten sich Frauen in dieser Zeit schonen. Das bedeutet nicht, dass sie den ganzen Tag im Bett liegen müssen. Sie sollten jedoch von anstrengenden Tätigkeiten und längeren Ausflügen absehen. Was genau als anstrengend empfunden wird, ist natürlich von Frau zu Frau verschieden und abhängig davon, wie die Geburt verlaufen ist  

Allgemein sollten Frauen im Wochenbett von folgenden Tätigkeiten absehen

  • sportliche Aktivitäten  
  • längeres Stehen oder Gehen 
  • Gegenstände heben, die schwerer als das Baby sind 

Wer sich im Wochenbett nicht schont, riskiert gesundheitliche Folgen: Die häufigsten Komplikationen bei körperlicher Überlastung sind beispielsweise eine Gebärmuttersenkung (Gebärmutter rutscht ins Becken, teils auch aus der Scheide) sowie Inkontinenz.  

Bei einer Kaiserschnitt-Geburt kann es zudem zu einem Narbenbruch kommen, bei dem Organe durch eine Schwachstelle im Narbengewebe aus dem Bauchraum hervortreten. Dies birgt das Risiko einer gefährlichen Organeinklemmung und unterbrochener Blutversorgung, weshalb häufig ein operativer Eingriff nötig ist. 

Wie sieht es mit Sex nach der Geburt aus?

Aus medizinischer Sicht spricht nichts gegen vaginalen Sex im Wochenbett. Allerdings raten einige Frauenärzte in den ersten 4 bis 6 Wochen von ungeschütztem Geschlechtsverkehr ab.4 Das liegt unter anderem am Wochenfluss (Lochieren). Dieser ist Anzeichen für die Wundheilung im Körper – bringt aber auch das Risiko für Infektionen mit, wenn krankheitserregende Bakterien mit dem Sperma in die Gebärmutter aufsteigen. Deshalb sollten Paare entweder warten, bis der Wochenfluss aufgehört hat oder ein Kondom benutzen.5

Phasen: Wie läuft das Wochenbett ab?


Das Wochenbett beginnt unmittelbar nach der Geburt des Kindes. Dabei durchläuft der weibliche Körper grob zwei Phasen, in denen unterschiedliche Prozesse ablaufen: 6 

  • Frühes Wochenbett (1. bis 10. Tag): Heilung von Geburtsverletzungen wie Dammriss oder Kaiserschnittnarbe, Wochenfluss mit den stärksten Blutungen, Beginn der Milchbildung, Umstellung des Hormonhaushaltes 
  • Spätes Wochenbett (ab dem 11. Tag): Fortsetzung der körperlichen Rückbildung, Nachlassen des Wochenflusses  

Was ist der Wochenfluss?

Die Ablösung der Plazenta am Ende der Geburt hinterlässt in der Gebärmutter eine großflächige Wunde. Dies ist die Ursache für den Wochenfluss, der zunächst als starke, teilweise mit Klümpchen versetzte Blutung auftritt, mit der Zeit aber heller und schwächer wird. Meist zieht sich der Wochenfluss über die gesamte Wochenbettzeit. Die stärkste Blutung findet in der Regel 1 bis 2 Wochen nach der Entbindung statt.7

Zum Auffangen gibt es starke Binden. Am besten kaufen Frauen schon vor der Geburt eine Packung auf Vorrat. Tampons sind für das Wochenbett nicht geeignet, da mit ihnen Keime in die Vagina gelangen und Infektionen verursachen könnten.

Während sich der Körper im Wochenbett zurückbildet und heilt, können verschiedene Beschwerden auftreten: 

  • Verstopfung: Nach der Geburt verlangsamt sich die Darmtätigkeit oft, da der Verdauungstrakt plötzlich mehr Platz hat. Mit der fortschreitenden Rückbildung normalisiert sich die Darmtätigkeit meist wieder.  
  • Hämorrhoiden: Durch die Lockerung des Bindegewebes während der Schwangerschaft und das Pressen während der Geburt vergrößern sich bei vielen Frauen die Hämorrhoiden (Gefäßpolster am Ausgang des Enddarms). Das kann mit Juckreiz oder Brennen am After einhergehen. Die gute Nachricht ist jedoch, dass sich die vergrößerten Hämorrhoiden in der Regel einige Wochen nach der Geburt wieder zurückbilden. 
  • Schweißausbrüche: Nach der Geburt sinkt der Östrogenspiegel rapide ab. Das bringt unter anderem den Wärmehaushalt des Körpers durcheinander — vermehrtes Schwitzen kann die Folge sein. 
  • Stimmungsschwankungen: Hormonelle Umstellungen nach der Geburt führen häufig zu vorübergehenden, emotionalen Schwankungen — dem sogenannten Babyblues. Hält das Stimmungstief länger an, kommen Ängste oder Zwänge hinzu, kann es sich auch um eine Wochenbettdepression handeln. In diesem Fall sollten Mütter professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. 
  • Müdigkeit: Schlafmangel und die körperlichen Anforderungen nach der Geburt führen oft zu starker Erschöpfung und einem erhöhten Ruhebedarf. 
  • Soor: Ein Pilz im Wochenbett zeigt sich bei Müttern häufig durch Symptome wie brennende, gerötete oder schmerzende Brustwarzen – besonders beim Stillen. Auch beim Baby kann Soor auftreten, etwa als weißlicher Belag im Mund (Mundsoor) oder als wundes, gerötetes Hautbild im Windelbereich (Windelsoor)
  • Brustspannen: Durch den Milchbildungsbeginn können Spannungen und Empfindlichkeit in der Brust auftreten. 

Interessant: Nachwehen im Wochenbett

Nach der Geburt zieht sich die Gebärmutter langsam wieder auf ihre Ursprungsgröße zusammen, was zu unangenehmen Nachwehen führen kann. Die Rückbildung kann etwa 6 Wochen dauern.8 Um sicherzustellen, dass die Rückbildung gut verläuft, tastet die Hebamme während der Nachsorge regelmäßig den Bauch ab.

Babyblues und Wochenbettdepression: Wo ist der Unterschied?


Frau schlägt die Hände vors Gesicht: Ein vorübergehendes Stimmungstief (Baby Blues) tritt bei vielen Frauen im Wochenbett auf.

Einige Tage nach der Geburt verfliegt bei vielen Frauen die anfängliche Euphorie — stattdessen stellt sich ein Stimmungstief ein. Der sogenannte Baby Blues betrifft etwa 50 bis 80 Prozent aller frischgebackenen Mütter.9 Die Ursache liegt vor allem im abrupten Hormonabfall nach der Geburt — insbesondere von Östrogen und Progesteron — aber auch schilddrüsenbedingte Veränderungen können das emotionale Gleichgewicht beeinflussen. 

Typische Anzeichen des Baby Blues sind: 

  • Stimmungsschwankungen 
  • Traurigkeit 
  • häufiges Weinen 

Auch Schlafmangel, Stillprobleme sowie körperliche Beschwerden durch Geburtsverletzungen oder Rückbildung können das emotionale Wohlbefinden belasten. Der Baby Blues ist jedoch in der Regel vorübergehend — oftmals klingen die Symptome innerhalb weniger Tage wieder ab und eine Therapie ist meist nicht erforderlich. 

Anders verhält es sich bei der Wochenbettdepression (postpartale Depression): Sie tritt bei etwa 10 bis 15 Prozent der Mütter auf — häufig innerhalb der ersten vier Wochen nach der Geburt — und bedarf professioneller Unterstützung.9  

Neben klassischen Depressionssymptomen wie einer gedrückten Stimmung, tiefer Erschöpfung und Interessenverlust zeigen sich bei der Wochenbettdepression einige Besonderheiten:  

  • starke emotionale Schwankungen 
  • Schwierigkeiten, eine positive Bindung zum Kind aufzubauen 
  • übermäßige Ängste um das Wohlergehen des Kindes 
  • quälende Selbstzweifel und Versagensängste (wie „Ich bin eine schlechte Mutter“) 
  • aufdringliche, belastende Gedanken, dem Kind ungewollt zu schaden 

Wie unterstützt die Hebamme im Wochenbett?


Nach der Geburt haben Mütter Anspruch auf die Betreuung durch eine Hebamme — und zwar nicht nur im Krankenhaus, sondern auch zu Hause. Gerade im Wochenbett ist sie oft die erste Ansprechpartnerin und begleitet Mutter sowie Kind mit fachlichem Wissen, viel Erfahrung und einem offenen Ohr. 

Zu den wichtigsten Aufgaben der Hebamme gehören: 

  • Kontrolle der Rückbildung und Wundheilung 
  • Unterstützung beim Stillen oder bei der Flaschenernährung 
  • Beobachtung des Neugeborenen (beispielsweise Nabelheilung, Gewichtsentwicklung) 
  • Hilfe bei emotionaler Belastung oder Unsicherheiten im Umgang mit dem Baby 
  • Beratung zu Babypflege, Ernährung und Alltagsfragen 

Die Kosten für die Nachsorge durch eine Hebamme übernimmt die gesetzliche Krankenkasse. Der Leistungsumfang ist dahingehend genau geregelt:10 

  • In den ersten zehn Tagen nach der Geburt sind täglich bis zu zwei Hausbesuche durch die Hebamme möglich. 
  • Bis zum Ende der zwölften Woche dürfen bis zu 16 weitere Termine stattfinden — je nach Bedarf. 

Hebammenbesuche, die über den regulären Umfang hinausgehen, müssen ärztlich verordnet werden — dann werden auch diese in der Regel von der Krankenkasse übernommen. Privatversicherte sollten sich vorab bei ihrer Versicherung erkundigen, welche Leistungen abgedeckt sind. 

Tipps für das Wochenbett: Vorkochen, Haushaltshilfe und Co.


Die erste Zeit mit dem Neugeborenen kann körperlich und emotional herausfordernd sein — mit ein paar einfachen Vorbereitungen lässt sich diese Phase deutlich erleichtern: 

  • Vorkochen: Wer kann, sollte bereits in der Schwangerschaft vorkochen und Mahlzeiten einfrieren. So ist im Wochenbett schnell eine gesunde Mahlzeit zur Hand, ohne viel Aufwand. 
  • Hilfe annehmen: Um den Alltag zu entlasten, holen Sie sich Unterstützung durch Familie, Freunde oder Nachbarn. Bereits kleine Dinge wie Einkaufengehen oder Kochen können eine große Hilfe sein. 
  • Haushaltshilfe: Gesetzlich Versicherte haben unter bestimmten Voraussetzungen (zum Beispiel bei verzögerter Genesung) Anspruch auf eine Haushaltshilfe. Voraussetzung ist unter anderem, dass keine weitere Person im Haushalt unterstützen kann.11 

Außerdem ist es sinnvoll, sich mit bequemer, stillfreundlicher Unterwäsche, ausreichend Wochenbett-Einlagen und Binden ausstatten. Das spart unangenehme Besorgungen nach der Entbindung und sorgt für mehr Komfort in einer sensiblen Phase. 

Häufig gestellte Fragen zum Wochenbett


Wie bedeutet Wochenbett und wie lange dauert es?

Das Wochenbett beginnt direkt nach der Geburt und dauert etwa sechs Wochen.1 In dieser Zeit heilt der Körper, verarbeitet die Geburt und beginnt mit der Rückbildung. Gleichzeitig geht es auch darum, in der neuen Familiensituation anzukommen und das Baby kennenzulernen. Ruhe, Unterstützung und Schonung spielen dabei eine zentrale Rolle.

Was darf man im Wochenbett nicht tun?

Im Wochenbett sollten Frauen auf körperlich anstrengende Tätigkeiten verzichten. Dazu zählen unter anderem schweres Heben oder Sport. Ungeschützter Sex wird aufgrund des Infektionsrisikos meist erst nach Ende des Wochenflusses empfohlen.

Wie merkt man Überanstrengung im Wochenbett?

Bei Überlastung im Wochenbett drohen ernste Folgen wie eine Gebärmuttersenkung oder Inkontinenz. Nach einem Kaiserschnitt kann sich auch ein Narbenbruch entwickeln, der unter Umständen weitere Konsequenzen wie die Einklemmung von Organen zur Folge hat. Bei Schmerzen oder Druckgefühl im Unterleib sowie allgemeinem Unwohlsein suchen Sie einen Arzt zur weiteren Abklärung auf.

Wie lange Blutung im Wochenbett (Wochenfluss)?

Die Blutung im Wochenbett, auch Wochenfluss genannt, kann bis zu 6 Wochen anhalten.7 Anfangs ist sie stark und rötlich, wird mit der Zeit aber heller und schwächer. Die stärkste Blutung tritt meist in den ersten ein bis zwei Wochen nach der Geburt auf.7

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Peggy Richter Peggy Richter ist ausgebildete Journalistin und schreibt seit 2015 regelmäßig für kanyo®. Sie arbeitet gern an rechercheintensiven Themen und hat Freude daran, die komplexen und zum Teil widersprüchlichen Informationen rund um die Gesundheit so aufzubereiten, dass sie auch für Laien verständlich sind. Peggy Richter Autorin kanyo® mehr erfahren
Tanja Albert Von der Schülerzeitung übers Journalismus-Studium in die Online-Redaktion von kanyo® - Tanja Albert hat das Schreibfieber gepackt. Gemischt mit ihrem Interesse für Ernährungs- und Gesundheitsthemen stürzt sie sich Tag für Tag in die medizinische Recherche - und bringt das Ganze auch in die Sozialen Netzwerke, nämlich als Social Media Managerin. Tanja Albert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
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