Schwanger – und jetzt?


Auch wenn die Schwangerschaft geplant war, die Nachricht, dass es geklappt hat, kann auch den kühlsten Kopf aus dem Konzept bringen. Insbesondere beim ersten Kind stehen die werdenden Eltern vor völlig neuen Erfahrungen und es gibt vieles zu erledigen. Wer bislang nur einen Schwangerschaftstest aus der Drogerie gemacht hat, sollte zunächst einen Termin beim Frauenarzt ausmachen. Es ist auch nie zu früh, sich eine Hebamme zu suchen. Die ausgebildeten Geburtshelfer unterstützen nicht nur bei der Entbindung selbst, sondern stehen Schwangeren ebenfalls während der gesamten neun Monate zuvor mit Rat und Tat zur Seite.

Etwa ab der 25. Schwangerschaftswoche können sich Frauen für Geburtsvorbereitungskurse anmelden. In solchen lernen Schwangere alles, was sie rund um die Geburt und die Zeit danach wissen müssen. Manche Frauen verzichten darauf, weil sie sich durch das Internet und Gespräche mit der Hebamme ausreichend informiert fühlen. Andere setzen dagegen sogar noch auf zusätzliche Maßnahmen wie Schwangerschaftsyoga, Akupunktur oder Hypnobirthing.

Letztlich sollte jede Frau die Geburtsvorbereitung nach ihren eigenen Bedürfnissen gestalten. Schließlich ist es ihr Körper, der neues Leben schenkt, und ihre Psyche, die sich mit den Strapazen der Geburt auseinandersetzen muss.

Wo und wie soll das Kind geboren werden?


Die natürliche Geburt läuft nach einem festen Schema ab. Dennoch ist jede Entbindung ein individuelles Ereignis – und das sollte bei der Wahl des Geburtsortes und der Geburtsart berücksichtigt werden. In Deutschland kommen die meisten Kinder in einer Klinik zur Welt, da sich viele Familien aufgrund der umfassenden medizinischen Versorgungsmöglichkeiten hier gut aufgehoben fühlen. Persönlicher geht es in der Regel in einem von Hebammen geführten Geburtshaus zu. Wenn keine Komplikationen zu erwarten sind, ist auch eine Hausgeburt in Begleitung einer Hebamme möglich.

Kaum ein anderes Thema wird in Sachen Geburtsart so kontrovers diskutiert wie der Kaiserschnitt. Es gibt Situationen, in denen lässt sich eine Operation nicht vermeiden, um die Gesundheit von Mutter oder Kind zu schützen. Immer mehr Frauen entscheiden sich allerdings auch ohne eine medizinische Notlage für einen Wunschkaiserschnitt. Werdende Mütter sollten sich jedoch sowohl über Vor- als auch Nachteile des Eingriffs informieren, bevor sie sich für den Eingriff entscheiden.

Der Geburtsplan: Ihre persönlichen Wünsche rund um die Geburt


Die Einflussmöglichkeiten auf Geburt sind heutzutage groß und die Vorstellungen darüber, in welcher Atmosphäre das Kind zur Welt kommen soll, so individuell wie die Frauen selbst. Ärzte, Hebammen und andere Geburtshelfer können sich aber nur dann auf die Wünsche der werdenden Mutter einstellen, wenn sie sie kennen.

Da es mit Beginn der Geburt hektisch werden kann, empfiehlt es sich, vorher in Ruhe einen schriftlichen Geburtsplan zu verfassen und diesen in die Kliniktasche zu legen – damit der Plan im Trubel nicht vergessen wird. Von Interesse sind dabei vor allem folgende Punkte:

  • Wo möchten Sie entbinden? Zur Auswahl stehen Ihnen – sofern keine Komplikationen zu erwarten sind – Krankenhaus, Geburtshaus oder Hausgeburt.
  • Wer soll bei der Geburt dabei sein? Egal, ob Partner, Mutter oder Freundin, die begleitende Person sollte wissen, worauf sie sich einlässt, ihre eigenen Ängste und Bedürfnisse zurückstellen können und voll und ganz für Sie da sein.
  • Möchten Sie Schmerzmittel? Wenn ja, welche bevorzugen Sie? Werdenden Müttern stehen folgende Maßnahmen zur Wahl: Akupunktur, Hypnobirthing, Massagen, Lachgas, Periduralanästhesie (PDA).
  • Welche Geburtsposition favorisieren Sie? Aufrechte Positionen wie hockend oder stehend können die Geburt durch die Schwerkraft beschleunigen. Dem gegenüber ist die medizinische Versorgung im Liegen leichter.
  • Dammschnitt oder Dammriss? Natürlich hofft jede Frau, dass es nicht zu Verletzungen während der Geburt kommt. Dennoch sollten Sie sich überlegen, ob Sie im Fall des Falles lieber einen ärztlich durchgeführten Dammschnitt wünschen oder es auf einen Dammriss ankommen lassen wollen.
  • Was soll mit der Nabelschnur geschehen? Soll die Nabelschnur erst auspulsieren, bevor sie durchtrennt wird? Wer soll sie durchschneiden? Ist eine Nabelblutspende gewünscht?
  • Bonding: Möchten Sie Ihr Baby sofort nach der Geburt im Arm halten? Soll Ihr Baby direkt nach der Geburt auf die die nackte Brust gelegt oder lieber erst gewaschen und angezogen werden?
  • Wie soll mit der Nachgeburt verfahren werden? Soll auf die Nachwehen gewartet oder ein Wehenmittel gespritzt werden? Möchten Sie die Plazenta mit nach Hause nehmen?

Sie müssen im Geburtsplan nicht auf alle hier aufgeführten Fragen eingehen und können selbstverständlich auch andere Punkte, die für Sie rund um die Geburt relevant sind, mit aufnehmen. Wichtig ist, dass Sie den Geburtsplan als das verstehen, was er ist: eine Wunschliste. Er ist nicht in Stein gemeißelt und kann, sollte es während der Geburt zu Komplikationen kommen oder Sie Ihre Meinung ändern, jederzeit den Umständen angepasst werden.

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Peggy Richter Peggy Richter ist ausgebildete Journalistin und schreibt seit 2015 regelmäßig für kanyo®. Sie arbeitet gern an rechercheintensiven Themen und hat Freude daran, die komplexen und zum Teil widersprüchlichen Informationen rund um die Gesundheit so aufzubereiten, dass sie auch für Laien verständlich sind. Peggy Richter Autorin kanyo® mehr erfahren