Stress und seine Symptome


Der Begriff „Stress“ ist nicht immer negativ besetzt, schließlich bringen uns die Hormone, die unser Körper in turbulenten Momenten ausschüttet, in Schwung und steigern die Produktivität. Problematisch wird es jedoch, wenn die Anspannung über einen längeren Zeitraum anhält und wir das Gefühl haben, die Situationen nicht mehr bewerkstelligen zu können. Unser Körper macht dann in Form von körperlichen und psychischen Symptomen auf sich aufmerksam.

Bei Stress treten körperliche Beschwerden auf wie

  • nervöser Magen und Durchfall,
  • erhöhter Blutdruck (aufgrund des Adrenalinausstoßes),
  • Muskelverspannungen,

Beispiele für psychische Anzeichen sind

  • Konzentrationsschwierigkeiten,
  • erhöhte Reizbarkeit,
  • Schlafprobleme,
  • depressive Verstimmungen.

Ebbt der Stress nicht ab, sondern entwickelt er sich zum Dauerzustand, kann es sogar zum Burnout-Syndrom kommen, einem Zustand schwerer Erschöpfung. Doch sich von Situationen mit übermäßigem Stress loszusagen, ist vor allem in den 40 Wochen der Schwangerschaft wichtig, in denen man sowohl Verantwortung für sich als auch für ein ungeborenes Leben trägt.

Stress und seine Auswirkungen in der Schwangerschaft


In der Schwangerschaft wirkt sich Stress, also ein Zuviel von Allem, nicht nur auf die werdende Mutter aus, sondern hinterlässt auch Spuren beim ungeborenen Baby.

Wozu führt Stress in der Schwangerschaft?

  • Er kann eine verminderte Durchblutung der Plazenta (Mutterkuchen) verursachen, wodurch das Baby schlechter mit Sauerstoff versorgt wird.
  • Es besteht die Gefahr von Frühgeburten. Mediziner gehen davon aus, dass bei über 50 Prozent der Schwangeren psychosoziale Gründe wie Stress, Zukunftsängste und Überforderung zur frühen Wehentätigkeit beigetragen haben.1
  • Stress schwächt unser Immunsystem, die körpereigene Abwehr von Krankheitserregern. Infektionen haben so leichteres Spiel.
  • Dauerstress überlagert Signale, die der Körper sendet, wenn es uns nicht gut geht, wie zum Beispiel Unwohlsein oder Müdigkeit. Da andere Situationen die volle Aufmerksamkeit der werdenden Mutter verlangen, nimmt sie diese Signale später oder nicht war.
  • Kinder, deren Mütter häufig unter Stress in der Schwangerschaft litten, haben nicht selten – beispielsweise aufgrund einer verkürzten Schwangerschaft – ein geringeres Geburtsgewicht.

Zwar sorgt ein spezielles Enzym in der Plazenta größtenteils dafür, dass das Stresshormon Kortisol nicht ungehindert in den fetalen Kreislauf kommt, sondern in ein unschädliches Stoffwechselprodukt vorher abgebaut wird. Doch 10 bis 20 Prozent des Kortisols passieren diese natürliche Barriere und werden auf den Fötus übertragen.2

Anhand von Tierversuchen konnte belegt werden, dass pränataler Stress, also Stress vor der Geburt, und die damit verbundene frühe Strapazierung des Kindes mit Kortisol, negative Auswirkungen auf die Bildung von Kortisolrezeptoren („Andockstellen“) im Hippocampus hat. Das ist ein Teil des Gehirns, der zuständig ist für das Gedächtnis und das Lernen.3 Die Forscher vermuten, dass pränataler Stress an dieser Stelle Schäden und Zelluntergang begünstigt.

Im Rahmen einer Dissertation an der LMU München füllten Schwangere standardisierte Fragebögen aus, in denen Faktoren wie Stressbelastung und schwierigen Ereignissen abgefragt wurden. Nach der Geburt sollten die Mütter eine Einschätzung zum Temperament ihrer Kinder abgeben. Mütter, die während der Schwangerschaft Stress empfunden haben, beschreiben ihre Kinder als „deutlich schwieriger (irritierbarer, motorisch aktiver, leichter erregbar […]).“

Einen Gang zurückschalten und Stress in der Schwangerschaft vermeiden


Viele Frauen arbeiten während der Schwangerschaft – bis sie in der Regel sechs Wochen vor der Geburt in den Mutterschutz gehen. Bei psychisch bedingtem Stress jedoch, der durch die Tätigkeit entsteht oder verstärkt wird, kommt ein ärztliches Beschäftigungsverbot (Paragraf 16, Mutterschutzgesetz ) in Betracht, woran sich der Arbeitgeber halten muss, wenn die Gesundheit der Mutter oder die des Kindes gefährdet ist.6

Das frühzeitige in Anspruch nehmen von Hilfsangeboten für Mutter und Kind kann aber nicht nur auf beruflicher Ebene erfolgen. Um den Stress in der Schwangerschaft zu reduzieren, besteht beispielsweise die Möglichkeit, auf die Hilfe einer Familienhebamme zurückzugreifen. Diese unterstützt in schwierigen Zeiten die Frau, teilweise die ganze Familie, engmaschig bis zum Ende des ersten Lebensjahres des Kindes.7

Darüber hinaus können sich Schwangere jederzeit an eine psychosoziale Beratungsstelle, wie sie beispielsweise Kliniken, Wohlfahrtsverbände oder Kommunen anbieten, wenden. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bietet online eine Beratungsstellen-Datenbank an.

Der Alltag: Stress lass nach!


Auch wenn Sie womöglich die Ungewissheit plagt, was nach der Geburt auf Sie zukommt und wie das Leben mit Baby sein wird – versuchen Sie, sich in der Schwangerschaft soweit wie möglich von Stress und Verpflichtungen loszusagen. Nutzen Sie die Zeit für sich und planen Sie in Ihren Tagesplan auch Phasen der Entspannung sowie zum Durchatmen ein. Machen Sie einen Spaziergang, einen ausgiebigen Mittagsschlaf, achten Sie auf eine gesunde Ernährung, hören Sie Musik, treiben Sie Sport. Kurzum, machen Sie das, was Ihnen und dem Baby guttut und worauf Sie Lust haben.

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Julia Lindert Die Ressortjournalistin Julia Lindert spezialisierte sich während ihres Studiums auf die Themenfelder Medizin und Biowissenschaften. Medizinische Sachverhalte in verständlicher Sprache zu formulieren, ist das, was sie an ihrer Arbeit besonders mag. Ihr Credo in Bezug auf Krankheitsbilder und Therapiemöglichkeiten: Nichts beschönigen, aber auch keine unnötigen Ängste schüren. Julia Lindert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
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