Ursachen für unerfüllten Kinderwunsch sind vielfältig


Seit Jahren liiert, aber noch immer zeichnet sich kein Babybauch ab – ungewollt kinderlose Paare sind konfrontiert mit der Erwartungshaltung Anderer, und nicht selten umgeben von gegenseitigen Vorwürfen, der Angst verlassen zu werden und starken Selbstzweifeln. Vieles ist planbar in unserem Leben, zum Beispiel berufliche Veränderungen. An einer Schwangerschaft sind jedoch Unmengen an Faktoren beteiligt, unter anderem das Timing, Umwelteinflüsse und die Gesundheit von Frau und Mann. Im Umkehrschluss gibt es somit auch unzählige Ursachen, die zu einem unerfüllten Kinderwunsch führen:

  • organische, beispielsweise Schädigungen der Eierstöcke und Eileiter oder Infektionen des Hodens
  • funktionelle, zum Beispiel Hormonstörungen oder eine schwankende Qualität der Spermien
  • idiopathische (nicht feststellbar)

Emotional ist es schwer zu ertragen, wenn körperlich „alles in Ordnung“ ist, aber der Kinderwunsch unerfüllt bleibt. Hilflosigkeit mischt sich mit Minderwertigkeits-, Versagensgefühlen und Hadern mit dem Schicksal.

Wann Mediziner von unerfülltem Kinderwunsch sprechen

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert es folgendermaßen: Unerfüllter Kinderwunsch liegt vor, wenn nach zwölf Monaten oder länger ungeschütztem und regelmäßigem Geschlechtsverkehr die Schwangerschaft ausbleibt.3

Unerfüllter Kinderwunsch und Depression


Es gibt durchaus Paare, die relativ locker mit dem Wissen umgehen, keine eigenen Kinder bekommen zu können. Sie schmieden andere Zukunftspläne oder setzen sich intensiv mit alternativen Perspektiven wie einem Pflegekind oder einer Adoption auseinander. Doch nicht jedem fällt es so einfach, der psychischen Belastung standzuhalten, die Diagnose zu akzeptieren und sich neu zu finden. Der nicht besetzte Platz in der Familie, die Wut, der Schmerz und die Trauer darüber können Betroffenen den Boden unter den Füßen wegziehen.

Die Wahrscheinlichkeit, bei unerfülltem Kinderwunsch an einer Depression zu erkranken, nimmt vor allem nach durchgeführten, aber erfolglos verlaufenen reproduktionsmedizinischen Möglichkeiten wie beispielsweise der künstlichen Befruchtung zu. Nach einer erfolglosen Behandlung zeigen 40 bis 50 Prozent der betroffenen Frauen und Männer mit unerfülltem Kinderwunsch Anzeichen einer „milden Depression“.4

Was heißt unfruchtbar?

  • Sterilität (Unfruchtbarkeit) bedeutet, dass die Frau bisher noch nie schwanger war beziehungsweise der Mann keine Kinder gezeugt hat (primär) oder sich nach einer Schwangerschaft zu einem früheren Zeitpunkt keine weitere mehr einstellt (sekundär).
  • Bei der Infertilität bleibt die Schwangerschaft nicht bestehen.5 Beispielsweise, weil mehrmalige Fehlgeburten auftreten.

Je nach Literaturquelle werden die Begrifflichkeiten aber auch synonym verwendet.

Hilfe suchen, wenn der Kinderwunsch unerfüllt bleibt


„Ja, dann müsst ihr wohl mit dem Thema abschließen und loslassen.“, „Entwerft einen neuen Lebensplan!“ – leichter gesagt als getan. Doch auch wenn es schwerfällt, es gibt Selbsthilfestrategien wie zum Beispiel:

  • Ablenkung
  • offene Gespräche mit dem Partner
  • bewusstes Setzen einer zeitlichen Grenze für Behandlungsmethoden bei Fruchtbarkeitsstörungen (beispielsweise Hormontherapie oder Intrazytoplasmatische Spermieninfektion, eine Methode der künstlichen Befruchtung)
  • Stärkung des Vertrauens in den eigenen Körper (versuchen, sich von Gedanken zu distanzieren, die nur um das kreisen, was nicht funktioniert)
  • Einplanung von Zeit für sich und all das, was Ihnen gut tut

Reicht aber die Selbsthilfe gegen den inneren Druck nicht aus oder treten beim unerfüllten Kinderwunsch sogar Depressionen oder depressive Verstimmungen auf, ist es ratsam, sich professionelle Hilfe zu suchen. Zwar können Psychotherapeuten den Wunsch nach eigenen Kindern ebenfalls nicht erfüllen, doch sie zeigen in Gesprächen und mit Übungen, wie beispielsweise Konflikte mit dem Partner gelöst, Druck reduziert, Schuldgefühle abgelegt, mit Ängsten umgegangen und neue Perspektiven gefunden werden können.

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Julia Lindert Die Ressortjournalistin Julia Lindert spezialisierte sich während ihres Studiums auf die Themenfelder Medizin und Biowissenschaften. Medizinische Sachverhalte in verständlicher Sprache zu formulieren, ist das, was sie an ihrer Arbeit besonders mag. Ihr Credo in Bezug auf Krankheitsbilder und Therapiemöglichkeiten: Nichts beschönigen, aber auch keine unnötigen Ängste schüren. Julia Lindert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
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