Kinderfreundschaften: Wieso sind sie so wichtig für Kinder?


Für sein seelisches Wohlbefinden braucht jeder Mensch die Gewissheit, ein wichtiges und anerkanntes Mitglied in einer Gemeinschaft zu sein, von anderen wertgeschätzt und gebraucht zu werden. Ist man fest in ein Netz sozialer Beziehungen eingebunden, schützt das vor Gefühlen wie Isolation und Sinnlosigkeit. Durch Freundschaften entwickeln Kinder ihre sozialen Kompetenzen und lernen unter anderem

  • das Gefühl von Zusammenhalt,
  • Vertrauen aufzubauen,
  • Geheimnisse für sich behalten zu können,
  • sich von den Erwachsen abzugrenzen,
  • Gefühle zu zeigen,
  • Kommunikationsgeschick,
  • Kreativität und Fantasie auszuleben,
  • hilfsbereit zu sein und sich gegenseitig zu unterstützen.

Diese Eigenschaften zu erlernen ist für die soziale Entwicklung und Entfaltung der Persönlichkeit eines Kindes von großer Bedeutung. Für Kinder ist es zudem wichtig, so früh wie möglich die Vielschichtigkeit von sozialen Beziehungen zu erfahren. Denn eine Freundschaft heißt auch Arbeit, Rücksichtnahme und Kompromissbereitschaft, um Stress mit Freunden schnell aus dem Weg zu räumen.1

Interessant:

Die wichtigsten Grundsteine für eine Freundschaft sind räumliche Nähe, häufiger Kontakt, soziale Kompetenz und wechselseitige Selbstoffenbarung. Der häufigste Grund, wieso Freundschaften aufgegeben werden, ist ein Umzug.

Stress mit Freunden – darum streiten Kinder


In dem einen Moment vergnügt sich ein Kind noch freudestrahlend mit seinem besten Freund, während es im nächsten Atemzug weinend zu seiner Mama rennt und ihr mitteilt, wie gemein und doof der andere doch sei. Kinder streiten oft mit Geschwistern und Freunden und das meist aus – in Erwachsenenaugen – belanglosen Gründen wie der Benutzung eines Spielzeugs. Häufige Motive für Stress mit Freunden sind bei Kindern:

  • Eifersucht,
  • das Teilen von Besitz,
  • Aufmerksamkeit und das Austesten von Grenzen.2

Dabei streiten Kinder meist laut und heftig sowie sehr konstruktiv, da sie direkt auf eine Lösung angewiesen sind. Kinder führen also keine kalten Kriege, schweigen sich nicht wochenlang an oder haben unterschwellige Konflikte – in ihren Auseinandersetzungen steht an erster Stelle, Kompromisse zu schließen und das Problem aus der Welt zu schaffen, damit schnell weitergespielt werden kann.

Wie die Pubertät Stress mit Freunden begünstigt


Besonders strapaziert werden Freundschaften im Übergangsalter vom Kind zum Jugendlichen – also in der Pubertät. Nicht nur die körperliche Veränderung und die erhöhte Hormonausschüttung nehmen die Heranwachsenden emotional stark in Anspruch: In der Pubertät machen Kinder oft noch einmal eine Persönlichkeitswandlung durch, entwickeln neue Interessen, sammeln dabei viele Erfahrungen und sind letztendlich auf der Suche nach sich selbst. Auch das Verständnis von Freundschaft ändert sich in dieser Entwicklungsphase. Waren im Kindesalter lediglich die räumliche Nähe und die gleichen Spielinteressen im Fokus, wächst im Alter das Bedürfnis am persönlichen Austausch und Gemeinsamkeiten.

Das wirkt sich auch auf die Freundesauswahl aus: Wenn Heranwachsende plötzlich feststellen, dass sie mit ihren ehemaligen Seelenverwandten doch nicht so viel gemeinsam haben oder sogar ganz andere Interessen entwickeln, dann nehmen Enttäuschungen und unerfüllte Erwartungen einen großen Raum in der Freundschaft ein. Daraus resultierend vermehrter Stress mit Freunden.1 In dieser Phase entscheidet sich, welche Freundschaften diesen Veränderungen gewachsen sind.

Stress mit Freunden gehört zur Freundschaft dazu


Meinungsverschiedenheiten und Stress mit Freunden gehören ebenso zu einer Freundschaft wie Spiel und Spaß – genau diese Vielfältigkeit macht eine Freundschaft aus und stärkt diese mit der Zeit. Denn Freundschaften unter Kindern sind auch Lernfelder. Vor allem die Erfahrungen, die Kinder in einer Auseinandersetzung mit ihren vertrauten Freunden machen, sind von großer Bedeutung für die soziale, kognitive und moralische Entwicklung des Kindes. Hat der Nachwuchs Stress mit Freunden, dann lernt er dadurch:

  • Konflikte zu lösen,
  • andere Meinungen zu akzeptieren und seine eigene zu vertreten,
  • seine Durchsetzungsfähigkeit zu steigern,
  • Kompromisse zu schließen,
  • kritikfähig zu sein,
  • Rücksicht zu nehmen und den Egoismus zu überwinden.

Durch Meinungsverschiedenheiten wird ein Kind mit anderen Sichtweisen konfrontiert. Das hilft ihm dabei, von seiner eigenen Sicht Abstand zu nehmen, auch andere Meinungen zu akzeptieren und nicht rücksichtlos nur seine eigenen Interessen zu vertreten. Durch den Vergleich mit anderen Auffassungen setzt sich ein Kind gleichzeitig auch mit seinen eigenen individuellen Werten auseinander, stärkt diese und grenzt sie von anderen Sichtweisen ab. Will das Kind bei Stress mit seinen Freunden seine Meinung durchsetzen, muss es zudem lernen, diese zu begründen und zu erklären sowie zu akzeptieren, dass es auch andere Meinungen gibt, die den eigenen nicht entsprechen.3

Extremfall: Mobbing

In besonders heftigen Fällen kann aus einem Streit unter Freunden Mobbing werden. Dieser Begriff wird verwendet, wenn jemand über einen längeren Zeitraum gezielt von ein oder mehreren anderen Personen ausgegrenzt und gedemütigt wird. Betroffene Kinder möchten dann plötzlich nicht mehr zur Schule oder in den Kindergarten, werden häufig von Bauch- oder Kopfschmerzen geplagt und weisen psychische Veränderungen wie Gereiztheit, Überempfindlichkeit oder starke Zurückgezogenheit auf.

Das richtige Verhalten der Eltern bei einem Kinderstreit


Haben Kinder Streit mit Freunden, gehen sie ganz unterschiedlich mit der Situation um. Wer einen größeren Freundeskreis hat, der nutzt bei Stress mit Freunden zuerst die Möglichkeit, auf andere Vertrauenspersonen auszuweichen. Binden sich Kinder sehr eng an nur wenige Freunde, dann leiden sie dementsprechend deutlich mehr, wenn sie Stress mit einem ihrer Freunde haben. Je mehr der Streit das eigene Kind beeinflusst, desto eher haben Eltern das Bedürfnis, etwas zu unternehmen, um ihr Kind von dem Leid und Kummer zu erlösen. Aber ist das Eingreifen in einen Kinderstreit wirklich das richtige Verhalten?

Generell lässt sich festhalten: Erwachsene sollten sich – auch wenn es schwerfällt – nur in Ausnahmefällen in Kinderstreite einmischen. Ein Machtwort sollte daher nur gesprochen werden, wenn beispielsweise eines der Kinder aggressiv, handgreiflich oder beleidigend wird. Ist das nicht der Fall, sollten Erwachsene als stille Beobachter den Streit verfolgen. Denn durch das Eingreifen der Eltern wird der vorherrschende Konflikt nicht gelöst, sondern nur vertagt. So kann es passieren, dass der Streit zu einem anderen Zeitpunkt in einer viel stärkeren Art und Weise erneut hochkocht. Besser ist es, wenn Eltern ihrem Kind ein guter Zuhörer sind und ihm lediglich beratend zur Seite stehen.

Vorbildverhalten der Eltern

Damit Kinder sich in Streitsituationen richtig verhalten, ist es wichtig, ihnen als Elternteil ein paar Regeln mit auf den Weg zu geben. Grundlegende Prinzipien sind beispielsweise jemanden ausreden zu lassen, nicht laut und verletzend zu werden sowie seinen Streitpartner körperlich nicht anzugreifen. Damit ein Kind dieses Verhalten bei Stress mit seinen Freunden verinnerlicht, müssen Eltern es ihm richtig vorleben.

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Quellen anzeigen
  • 1Jütte, Monika: Thema Freundschaft und mehr. Lehrangebot zur Förderung sprachlicher und fachlicher Kompetenzen von Schülerinnen und Schüler. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Nürnberg 2013, S.6-40, hier S.15.
  • 2Zimmermann, Sarah: »Die Gesetze der Freundschaft«. In: Gehirn und Geist 5/2013, S.30-35, hier S.32.
  • 3Hegewald, Franka: Kinderfreundschaft und ihre Bedeutung. Brauchen Kinder andere Kinder? Bachelorarbeit. Hochschule Neubrandenburg 2008, S.8-40, hier S. 30.