Begriffserklärung: Was ist Schulstress?


Auf körperliche oder psychische Belastungen reagiert unser Körper mit Stress – das ist eine natürliche Reaktion. Positiver Stress sorgt dafür, dass sich der Körper in einen Zustand erhöhter Leistungsfähigkeit versetzt. So kann Stress kurzfristig zu positiven Effekten führen wie zum Beispiel zu einer schnellen Reaktionsfähigkeit beim Fußballtraining.

Bei Schulstress handelt es sich jedoch um negativen Stress, der sich gesundheitsschädigend auf Körper und Seele auswirken kann. Er entsteht konkret, wenn Kinder sich den schulischen Anforderungen und dem auf sie ausgeübten Druck nicht gewachsen fühlen und überfordert sind, diesem standzuhalten.

Leistungsdruck, Versagensangst und Co. – Ursachen von Schulstress


Neben den Herausforderungen, im Klassenraum still zu sitzen und konzentriert zu sein, kommt während der Schulzeit auch psychischer Druck hinzu, der von den Schülern bewältigt werden muss. Diese Kombination versetzt Kinder und Jugendliche täglich in einen ständigen körperlichen und seelischen Spannungszustand.1

Je mehr sich die Kinder dabei von den folgenden psychischen Belastungen beeinflussen lassen, desto stärker empfinden sie den Schulstress:

Leistungsdruck

Der in der Gesellschaft herrschende Leistungsdruck schreibt vor: „Nur, wer gute Leistungen erbringt, erhält Anerkennung.“ Diesen Vorsatz bekommen viele Kinder bereits in der Grundschule zu spüren, da hier der Grundstein für den weiteren schulischen Werdegang gelegt wird. Vielen Eltern ist es daher wichtig, dass auf dem Abschlusszeugnis der vierten Klasse die Empfehlung für einen weiterführenden Weg auf das Gymnasium ausgesprochen wird.

Der Grund dafür: Sie sehen das Abitur als elementar für eine erfolgreiche berufliche Zukunft ihres Kindes an. Und schon beginnt bereits bei den Kleinen der Schulstress, da gute Noten und Engagement für den Übergang zum Gymnasium Voraussetzung sind. In der weiterführenden Schule nimmt der Schulstress dann tendenziell noch zu, da von den Schülern noch mehr Leistung gefordert wird.

Ständige Vergleichbarkeit

Die Schulnoten begünstigen eine direkte Gegenüberstellung der Kinder untereinander. Diese Vergleichbarkeit unter Schülern kann durch das Verhalten der Lehrer teilweise noch gefördert werden: Hebt dieser Schüler mit guten Noten immer besonders positiv hervor und gönnt ihnen mehr Privilegien, trägt das zur Steigerung von Stress in der Schule bei. Zudem können darunter auch die sozialen Beziehungen innerhalb der Klasse leiden, da andere Schüler nicht mehr als Mitschüler, sondern Konkurrenten wahrgenommen werden, die es zu überbieten gilt.

Versagenssangst

Referate, Klassenarbeiten oder Tests haben immer zwei mögliche Ausgänge: Erfolg oder Scheitern. Der eigene Anspruch bei jeder Leistungsabfrage ist daher ganz klar: Nicht versagen. Je mehr sich Schüler jedoch vor einer anstehenden Prüfung selbst unter Druck setzen, weil sie sich nicht vor der Klasse, dem Lehrer oder ihren Eltern mit unzufriedenstellenden Leistungen blamieren möchten, desto blockierter und gestresster fühlen sie sich bereits während der Vorbereitung.

Angst vor der Versetzung in eine andere Klasse

Schreibt ein Kind gehäuft schlechte Noten, führt das zur Angst, das Klassenziel nicht zu erreichen sowie die Klasse wiederholen zu müssen. Dadurch würde es seine Freunde und den sozialen Kontakt in der Klasse verlieren. Außerdem kämpfen viele betroffene Kinder in diesem Fall mit Selbstzweifeln. Auch das empfinden viele Kinder als Stress in der Schule.

Falscher Elternehrgeiz

Grundstein für Schulstress wird oft im Elternhaus gelegt: Sehr ehrgeizige Eltern haben überhöhte und unrealistische Erwartungen an das Leistungsvermögen ihrer Kinder. Sie wollen, dass sich ihr Kind in der Schule immer gut präsentiert und ausgezeichnete Leistungen nach Hause bringen. Meistens aus dem Hintergedanken heraus, dem Kind eine sichere Zukunft zu ermöglichen oder, weil Eltern ihre eigenen Ziele in die Kinder projizieren. Dass Eltern mit diesem Verhalten enormen Druck auf ihre Kinder ausüben, ist vielen nicht bewusst.

Folgen von zu viel Stress in der Schule


Schulstress wirkt sich dann entwicklungsschädigend und ungesund aus, wenn er über einen langen Zeitraum empfunden wird und der Schüler nicht mehr Herr der Lage ist, um ihn zu bewältigen. Wie sich Schulstress bei Kindern äußert, ist ganz individuell. Klagen Kinder vermehrt über körperliche Beschwerden oder verändert sich ihr Verhalten grundlegend, dann sollten Eltern handeln und den Ursachen des Schulstresses auf den Grund gehen. Typische körperliche und psychische Symptome von zu viel Stress in der Schule sind:

Körperliche Auswirkungen von Schulstress

  • Magen-Darm-Beschwerden wie Bauchschmerzen oder Durchfall
  • Herzrasen
  • Kopfschmerzen
  • Schlafstörungen
  • Appetitlosigkeit

Psychische Auswirkungen von Schulstress

  • geringes Selbstwertgefühl
  • depressive Verstimmungen
  • Konzentrationsprobleme
  • sozialer Rückzug
  • Aggressivität

Treten diese Beschwerden als kurzzeitige Reaktionen auf, beispielsweise immer kurz vor einer anstehenden Klassenarbeit, ist das nicht weiter bedenklich. Ernst wird es erst, wenn die Stresssymptome länger anhalten. Denn, wenn ein bestimmtes Maß an Schulstress überschritten wird, kann sich aus der dauerhaften Angespanntheit und Überforderung eine regelrechte Schulangst entwickeln. Diese äußert sich beispielsweise durch ständige Bauchschmerzen, Schweißausbrüche oder Kopfschmerzen vor Schulbeginn. Hinzu kommen häufig eine sehr pessimistische Denkweise über den Schulalltag sowie sozialer Rückzug.

Schulstress ade – wie gelingt eine entspanntere Schulzeit?


Durch den gesellschaftlichen Leistungsdruck und die Sorge um die Zukunft der Kinder, kann es schnell in den Hintergrund geraten, dass eigentlich das allerwichtigste ist, dass ein Kind unbeschwert aufwächst und glücklich ist. Eltern sollten sich bewusst machen: Gute Schulleistungen, vor allem wenn sie das Resultat von viel Druck und Stress sind, bedeuten nicht automatisch, dass Kinder im Erwachsenenalter zufrieden sind. Damit ihr Kind nicht von dauerhaftem Schulstress geplagt wird und unglücklich ist, können Eltern einige Anti-Stress-Tipps befolgen. Diese helfen dabei, den Stress, den Kinder mit der Schule verbinden und die damit einhergehenden gesundheitlichen Folgen zu vermindern.

Mit positiven Gedanken und einem Zeitplan dem Schulstress entkommen


Ein wichtiger Grundsatz ist: Locker bleiben und positiv denken. Eine schlechte Schulnote ist kein Weltuntergang, dass sollte Eltern klar werden, damit sie es auch ihrem Kind vermitteln können. Es ist normal, dass Kinder nicht in allen Fächern permanent hervorragende Leistungen erbringen können. Auf Vorwürfe sollten Eltern daher verzichten. Wichtiger ist es, das Kind wiederaufzubauen und gemeinsam mit Elan und positiver Energie nach vorne zu blicken.

Vielen Kindern hilft auch ein Zeitplan beim Umgang mit Schulstress. Hier legen sie mit ihren Eltern genau fest, wie viele Stunden sie am Tag mit Lernen und Hausaufgaben verbringen sollen und wann sie sich Zeit für Familie und Freunde nehmen können. Es ist wichtig, dass Kinder verstehen, dass das Leben nicht nur aus Schule besteht. Sie brauchen ausreichend Ausgleich zum stressigen Schulalltag, zum Beispiel in Form von Bewegung an der frischen Luft, Treffen mit Freunden, sowie dem Ausüben von Hobbys.

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Quellen anzeigen
  • 1Domsch, Holger/ Lohaus, Arnold/ Fridrici, Mirko. »Was Kinder stresst.« In: Kinder im Stress. Domsch, Holger (Hg.). Berlin/Heidelberg: Springer 2016 S.15-31, hier S. 20.