Verbrennung oder Verbrühung - der Unterschied


Eine Verbrennung ist eine Schädigung des Gewebes durch thermische Einwirkung. Mögliche Quellen sind Flammen, Strahlen (zum Beispiel UV-Strahlung) oder heiße Gegenstände (etwa Herdplatten). Ist die Verletzung hingegen durch eine heiße Flüssigkeit entstanden, wird von einer Verbrühung gesprochen.

Bei der thermischen Schädigung kommt es an betroffenen Hautstellen zur Proteindenaturierung, also einer Schädigung von Eiweißstrukturen innerhalb der Zelle. Die Dauer und Tiefe der Hitzeeinwirkung bestimmt das Ausmaß der Verletzung. Das reicht von leichten Verbrennungen, die Sie beim Baby und Kind mit Salben behandeln können, bis hin zu schweren Schädigungen, bei denen nur noch eine Hauttransplantation hilft.

Verschiedene Grade von Verbrennungen bei Kindern


Bei einer Verbrennung wird bei Erwachsenen sowie Kindern nach verschiedenen Graden unterschieden – abhängig von der Tiefe der Hautverletzung. Zum besseren Verständnis ist es sinnvoll, den Hautaufbau zu kennen.

  • Schicht: Oberhaut (Epidermis)
  • Schicht: Lederhaut (Dermis)
  • Schicht: Unterhaut (Subcutis)

Je nachdem, welche Hautschichten verletzt oder zerstört sind, erfolgt die Einteilung nach Verbrennungsgraden.

  • Grad (Epidermis): oberflächliche Rötung, Schwellung, starker Schmerz
  • Grad a (Epidermis und oberflächliche Dermis): Blasenbildung, Wunde ist feucht, starker Schmerz
  • Grad b (Epidermis und tiefe Dermis): Blasenbildung, Wunde ist trocken, grau-weißliche Färbung, kaum Schmerz
  • Grad (Epidermis, Dermis und Subcutis): grau-weiße Färbung, trockene Wunde, ledrige Optik, kein Schmerz
  • Grad (alle Hauschichten und Muskeln, Sehnen oder Knochen): verkohlte und schwarze Haut

Die Heilungsdauer ist abhängig vom Grad der Verletzung. Bei einer Verbrennung ersten Grades ist die Wunde beim Kind in der Regel nach fünf bis zehn Tagen wieder verheilt. Bei einer oberflächlichen Verbrennung zweiten Grades dauert es ungefähr zwei Wochen4. In beiden Fällen bilden sich keine Narben. Bei allen schwereren Verbrennungen (dritten Grades) sind Hauttransplantationen und operative Eingriffe nötig. Die vollständige Heilung dauert oft Jahre und hinterlässt Narben. Bei Verletzungen vierten Grades müssen Extremitäten meist amputiert werden.

Verbrennungen bei Kindern: Einschätzung der Verletzung


Verbrennungen werden neben der Tiefe auch nach der Größe der betroffenen Fläche beurteilt. Zur Berechnung greift bei Kleinkindern und Babys die Handflächen-Regel, bei Jugendlichen und Erwachsenen die Neuner-Regel nach Wallace, benannt nach einem schottischen Chirurgen. Die unterschiedlichen Methoden zur Bestimmung des Ausmaßes der Verbrennung sind den verschiedenen Proportionen von Kind und Erwachsenem zuzuschreiben. Sinn dieser Berechnungen ist es, einzuschätzen, wie bedrohlich die Situation für den Betroffenen ist. Je mehr Fläche betroffen ist, desto schlechter stehen die Überlebenschancen.

Handflächen-Regel

Ein Prozent der Körperfläche ist etwa so groß wie die Hand des Kindes inklusive Finger. Damit kann die Größe der verbrannten Fläche ungefähr eingeschätzt werden. Wenn bei einem einjährigen Kind zum Beispiel der komplette Kopf betroffen ist, dann entspricht das 18 Prozent 3 seiner Körperoberfläche – anders als bei einem Erwachsenen, bei dem der Kopf nur neun Prozent der Gesamtkörperfläche ausmacht. Bei einem Kind genügt bereits eine Verbrennung von acht Prozent der Körperfläche, um als lebensgefährlich zu gelten4.

Neuner-Regel

Die Regel nach Wallace dient bei Jugendlichen und Erwachsenen als klinische Faustregel. Demnach werden große Körperregionen mit neun Prozent der Körperoberfläche bewertet. Dazu gehören5:

  • linker Arm
  • rechter Arm
  • linkes Bein: jeweils Oberschenkel und Unterschenkel mit Fuß
  • rechtes Bein: jeweils Oberschenkel und Unterschenkel mit Fuß
  • Kopf
  • Torso obere Hälfte
  • Torso untere Hälfte
  • Rücken obere Hälfte
  • Rücken untere Hälfte

Dem Analbereich wird noch ein Prozent zugeschrieben. Bei einem Erwachsenen gilt eine Verbrennung ab 15 Prozent der Gesamtkörperfläche als bedrohlich4.

Erste Hilfe: Was Sie bei Verbrennungen tun können


Viele Eltern fragen sich, was Sie bei einer Verbrennung eigentlich tun müssen. Versuchen Sie in erster Linie nicht in Panik zu geraten, sondern reagieren Sie wie folgt:

  1. Achten Sie zunächst auf die eigene Sicherheit. Beseitigen Sie die Gefahrenquelle oder entfernen Sie sich von dieser.
  2. Kleiderbrände sofort mit Wasser löschen, mit Decken ersticken oder Ihr Kind auf dem Boden wälzen.
  3. Bei Verbrennungen zweiten Grades die Notrufnummer 112 wählen.
  4. Eine Verbrennung kleiner als eine Handfläche kann zur Schmerzlinderung sofort mit etwa 20 Grad Celsius5 kaltem Wasser gekühlt werden. Größere Flächen – vor allem am Rumpf – sollten Sie wegen der Gefahr der Auskühlung nicht auf diese Weise behandeln. In dem Fall können Sie feuchte Tücher verwenden.
  5. Brandwunden sollten Sie locker und keimfrei, zum Beispiel mit einem Verbandstuch, verhüllen.
  6. Decken Sie Ihr Kind zu, damit der Körper nicht auskühlt.
  7. Beruhigen Sie Ihren Schützling währenddessen.
  8. Bei Bewusstlosigkeit bringen Sie das Kind in die stabile Seitenlage.
  9. Auf den Notarzt warten oder bei oberflächlichen Verletzungen zweiten Grades zum Arzt fahren.

Verbrennungen ersten Grades beim Baby und Kind können Sie selbst mit Hausmitteln oder Salben aus der Apotheke behandeln. Bei schweren Verbrennungen sollten Sie keine Behandlung auf eigene Faust durchführen. Vermeiden Sie das Aufstechen der Brandblasen, um Infektionen zu verhindern. Wenn durch eine schwere Verbrennung die Haut mit der Kleidung verkrustet ist, sollten Sie diese nicht ausziehen. In jedem Fall können Sie auch kleinere Verbrennungen vor allem bei Babys und Kleinkindern von einem Arzt behandeln lassen. Er kann Ihnen die nötigen Salben empfehlen, um die Schmerzen zu lindern und die Heilung zu unterstützen.

Verbrennungen bei Kindern vorbeugen


Besonders häufig passieren Unfälle mit Verbrennungen im Haushalt. Bei Kleinkindern sind Verbrühungen die gängigste thermische Verletzung2.

Link-Tipp:

Maßnahmen zur Vorbeugung von Verbrühungen haben wir hier zusammengefasst.

Die folgenden Tipps helfen Ihnen dabei, Verbrennungen bei Kindern vorzubeugen.

In der Küche:

  • Töpfe und Pfannen auf hintere Platten stellen und die Griffe ebenfalls nach hinten drehen.
  • Kinder generell nie unbeaufsichtigt in der Küche aufhalten lassen.

Beim Grillen:

  • Grill kippsicher und windgeschützt aufstellen.
  • Kinder mit einem Sicherheitsabstand von zwei bis drei Metern6 vom Grill fernhalten.
  • Den Grill so lange beaufsichtigen bis die Glut ausgekühlt ist.

An Weihnachten:

  • Kinder nie mit Kerzen unbeaufsichtigt lassen.
  • Breite Stumpenkerzen statt schmale verwenden, da sie kippsicherer sind.
  • Keine echten Kerzen am Weihnachtsbaum befestigen.

An Silvester:

  • Feuerwerk und Böller nicht in Kinderhände geben.
  • Böller nicht in Jackentaschen aufbewahren. Sie können sich durch Reibung zünden.
  • Auch wenn sie harmlos erscheinen: Wunderkerzen sind nichts für kleine Kinder. Die Funken können sich schnell auf die Kleidung übertragen.

Wenn Sie diese Tipps und auch Erste-Hilfe-Schritte befolgen, kennen Sie in Zukunft die Gefahren und wissen, was Sie bei Verbrennungen tun können.

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Monika Hortig Die ersten Artikel schrieb Monika Hortig in ihrem Kinderzimmer und speicherte sie noch auf Diskette. Dass sie eines Tages Redakteurin werden möchte, wusste sie schon sehr lange. Deswegen zog es sie nach ihrem Studium in die Münchener Verlagswelt. Nach diversen Praktika in Online-Redaktionen absolvierte sie ihr Volontariat bei verschiedenen Lifestyle-Magazinen – unter anderem mit Schwerpunkt Sport und Ernährung. Das steigende Interesse für medizinische Themen führte sie letztendlich zu kanyo®. Als Medizinredakteurin konnte sie hier bis 2021 ihre beiden Vorlieben – Online-Journalismus und Gesundheit – vereinen. Monika Hortig Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
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