Das Kind hat Spülmittel getrunken


Wichtig bei einer Spülmittelvergiftung ist vor allem, dass Sie ruhig bleiben und bedacht handeln. Ist das Baby oder Kleinkind bewusstlos oder zeigt es andere Verhaltensauffälligkeiten, rufen Sie bitte umgehend den Notruf (112).

Ist das Kind bei gutem Allgemeinzustand, gehen Sie folgendermaßen vor:

Erste Hilfe bei Spülmittelvergiftung

  • Schauen Sie in den Mund des Kindes. Befinden sich darin Reste der Substanz, den Mundraum mit Wasser ausspülen. Bei einem jüngeren Kind den Mund auswischen, damit es nicht noch mehr Spülmittel schluckt.
  • Geben Sie dem Kind 1 Teelöffel Entschäumer, also Entblähungstropfen mit den Wirkstoffen Dimeticon/Simeticon.1 Der Entschäumer hilft, die Schaumbildung im Magen zu reduzieren und ist rezeptfrei in der Apotheke erhältlich.
  • Ist kein Entschäumer zur Hand, wirkt Fett der Schaumbildung im Magen entgegen. Bieten Sie Ihrem Kind eine dick mit Butter bestrichene Brotscheibe an. Babys können Sie auch ein kleines Stück Butter in den Mund legen.
  • Wenige Schlucke Tee, Wasser oder verdünnten Saft nachtrinken.1 Es ist zu verhindern, dass sich im Magen noch mehr Schaum bildet.
  • Halten Sie das Baby nach vorne gebeugt, wenn es sich übergeben muss, damit es das Erbrochene nicht einatmet.
  • Wählen Sie bei einer Spülmittelvergiftung gegebenenfalls die Nummer des zuständigen Giftinformationszentrums, um therapeutischen Rat einzuholen und mit dem Experten am Telefon das weitere Vorgehen zu besprechen. Eine wichtige Information ist für ihn, um welche Substanz es sich handelt. Halten Sie dazu die Verpackung griffbereit. Im besten Fall können Sie auch abschätzen, welche Spülmittelmenge das Baby zu sich genommen hat.
  • Leidet das Kind an starkem und langanhaltendem Husten, stellen Sie es bitte sofort beim Kinderarzt oder in einer Kinderklinik vor.

Auf keinen Fall:

  • Erbrechen auslösen!
  • Milchprodukte zu trinken geben (diese fördern Erbrechen)

Symptome

Die leicht reizend wirkenden Inhaltsstoffe können negative Auswirkungen auf den Magen des Babys haben. Dies äußert sich typischerweise mit folgenden Symptomen:

Spülmaschinenreiniger als Pulver oder Gel, Spülmaschinentabs


Im Gegensatz zu flüssigem Spülmittel, das überwiegend Tenside (waschaktive Substanzen) zur Schmutzentfernung enthält, wirken gelartige Produkte oder Tabs für die Spülmaschine stark reizend/ätzend.

Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Pulver, Gel und Tabs

  • Öffnen Sie den Mund des Kindes. Befinden sich darin feste Bestandteile des Tabs, diese mit den Fingern oder einem feuchten Tuch entfernen. Ältere Kinder bitten, kräftig auszuspucken und dann den Mund ausspülen.
  • Geben Sie Ihrem Kind Tee, Wasser oder reichlich verdünnten Saft zu trinken.
  • Muss es erbrechen, helfen Sie ihm, indem Sie den Oberkörper nach vorne beugen.
  • Rufen Sie das zuständige Giftinformationszentrum an.

Auf keinen Fall:

  • Erbrechen auslösen (weder mit dem Finger, noch mit konzentrierter Salzlösung)
  • Milchprodukte trinken lassen

Symptome

  • nach Lecken oder Knabbern am Tab: geringe und sogar ausbleibende Symptome möglich (jedoch abhängig von genauen Inhaltsstoffen und Menge)
  • Ätzspuren an Lippen und Mundschleimhaut
  • Brennen, starke Schmerzen, Rötung sowie Schwellung im Mund und Rachen

Spülmittelvergiftung – wie häufig passiert das?

Tatsächlich gar nicht so selten. Eine Statistikauswertung des Giftinformationszentrums Erfurt ergab, dass allein in dieser Geschäftsstelle – in Deutschland gibt es insgesamt 7 – in den Jahren 2006 bis 2015 1.327 Fälle mit Geschirrspülmittel und 946 Fälle mit Geschirrspültabs gemeldet wurden.2,3

Spülmittelvergiftung vermeiden


Viele Unfälle – eben auch eine Spülmittelvergiftung – passieren zu Hause. Machen Sie einen Rundgang durch Ihre Wohnung und stellen Sie sich vor, alles mit Kinderaugen und aus der Perspektive der Kleinen zu sehen. Befindet sich das Fach mit Spülmittel & Co. außer Reichweite?

Kinder sind experimentierfreudig und ziemlich findig – stellen Sie sicher, dass alle Schranktüren mit einer Kindersicherung versehen sind, damit es auch keine unangenehmen Überraschungen gibt, wenn das Kind einen Stuhl zur Hilfe nimmt, um „höher Gelegenes“ genauer zu inspizieren.

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Julia Lindert Die Ressortjournalistin Julia Lindert spezialisierte sich während ihres Studiums auf die Themenfelder Medizin und Biowissenschaften. Medizinische Sachverhalte in verständlicher Sprache zu formulieren, ist das, was sie an ihrer Arbeit besonders mag. Ihr Credo in Bezug auf Krankheitsbilder und Therapiemöglichkeiten: Nichts beschönigen, aber auch keine unnötigen Ängste schüren. Julia Lindert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
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