Bei Magen-Darm-Krankheiten und mehr – Kamille als Heilmittel


Der wichtigste Bestandteil der Kamille ist das ätherische Öl. Es setzt sich aus Wirkstoffen wie Chamazulen (entzündungshemmende Wirkung) oder Flavonoiden (antioxidativer Schutz) zusammen. Doch erst das Zusammenspiel der verschiedenen Teile sorgt für die bekannte Wirkung der Kamille. Die Blume wird sowohl für die äußerliche (beispielsweise für Wunden) als auch innerliche Behandlung (etwa bei Bauchschmerzen) genutzt. Es gibt zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten, besonders häufig kommt die Kamille aber bei Magen-Darm-Beschwerden zum Einsatz. Für Babys und Kinder ist die Heilpflanze ein besonders sanftes Mittel gegen Verdauungsprobleme.

Die Wirkung der Kamille ist vielfältig:

  • antibakteriell
  • entzündungshemmend
  • beruhigend
  • krampflösend
  • schmerzlindernd
  • harntreibend

Doch nicht nur bei Schwierigkeiten mit Magen und Darm kann die Kamille nützlich sein – zum Beispiel bei Blähungen, Verstopfung, Magenkrämpfen, Koliken oder Durchfall – sie kann unter anderem gegen folgende Beschwerden helfen:

  • Fieber
  • Halsentzündung
  • Husten
  • Wunden
  • Mundgeruch
  • Entzündungen in der Mundhöhle
  • Nervosität
  • Stress

Die Kamille ist mit ihrer Wirkung ein sanftes Heilmittel für Babys und Kinder – sie muss allerdings richtig angewendet werden.

Wussten Sie schon?

Bei der Kamille mit heilender Wirkung handelt es sich um die Echte Kamille. Es gibt weitere verwandte Arten wie zum Beispiel die Römische Kamille oder die Hundskamille, die allerdings keine positiven, gesundheitlichen Eigenschaften aufweisen.

Die Darreichungsformen von Kamille bei Babys und Kindern


Vom Tee bis hin zum Öl gibt es verschiedene Formen der Verwendung von Kamille. Damit sich ihre Wirkung richtig entfalten kann, fragen Sie bei Magen-Darm-Problemen oder anderen Beschwerden am besten Ihren Arzt oder Apotheker nach der idealen Dosierung von Produkten mit Kamille. Folgende Darreichungsformen sind gängig:

  • Tee: Der Kamillentee ist die wohl bekannteste Form der Verwendung. Wählen Sie lieber getrocknete Pflanzen aus der Apotheke oder sammeln Sie die Blume selbst, da den Teebeuteln aus dem Supermarkt meist Stängel und Blätter beigemischt sind. Weil sich die wertvollen Öle aber hauptsächlich in den Blüten befinden, geht so ein Großteil der Wirkung der Kamille verloren.

Rezept:

Kamillentee Für die Kleinen einen halben Esslöffel getrocknete Kamillenblüten mit rund 500 Milliliter kochendem Wasser überbrühen, etwa zehn Minuten ziehen lassen und im Anschluss abseihen. Bieten Sie das abgekühlte Getränk Ihrem Kind im Becher schluckweise an. Als Variation für Babys nur etwa zwei bis drei Teelöffel des Tees verwenden und mit abgekochten Wasser mischen. Der Tee kann zwei- bis dreimal täglich eingenommen werden. Wenn Ihr Kind den Geschmack nicht mag, können Sie die Flüssigkeit auch nochmal mit Wasser verdünnen oder mit einem etwas süßlicheren Tee, wie zum Beispiel aus Fenchel, vermischen.

  • Badezusatz: Ein wohltuendes, warmes Bad mit dem Zusatz von Kamille kann Bauchschmerzen oder Magenkrämpfe bei Ihrem Baby oder Kind lösen. Die Wirkung der Kamille entfaltet sich, wenn Sie den Tee wie oben beschrieben zubereiten und ihn zum Badewasser geben. Alternativ können auch ein paar Tropfen des Kamillenöls aus der Apotheke als Zusatz verwendet werden. Die Prozedur entspannt Ihren Schützling und lindert sowohl durch die wohltuende Wärme als auch die Dämpfe die Magen-Darm-Beschwerden. Die Wassertemperatur sollte in etwa bei 37 Grad Celsiusi liegen.
  • Mundspülung: Bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum Kamillentee zubereiten und mehrmals täglich dem Kind zum Gurgeln geben.
  • Dampfinhalation: Bei Erkältungskrankheiten kann die Kamille auch zur Inhalation zum Einsatz kommen. Dafür zwei bis vier Tropfen des Öls oder einen Esslöffel getrockneter Blüten in einen Liter kochendes Wasser geben, das Ganze zwei bis drei Minuten abkühlen und ihr Kind über der Schüssel durch die Nase einatmen lassen. Damit sich der Dampf staut, ein Handtuch über Kopf und Schultern legen. Die Dampfinhalation eignet sich für Kinder ab zwei Jahren.
  • Auflage: Tauchen Sie bei einer Wunde ein Tuch in Kamillentee, wringen Sie es aus und legen Sie es vorsichtig auf die Wunde. Alternativ eignen sich spezielle Salben aus der Apotheke für die Behandlung.
  • Arzneimittel: Viele Medikamente gegen Bauchschmerzen oder Verdauungsprobleme aus der Apotheke beinhalten neben weiteren Wirkstoffen wie Melisse oder Schöllkraut auch Kamillenblüten. Beachten Sie die Dosierungsanweisung für Kinder und Babys oder fragen Sie Ihren Arzt nach geeigneten Präparten mit Kamille.

Kamille ist bei richtiger Anwendung ungefährlich. Die Behandlung mit Tee sollte allerdings nicht über einen längeren Zeitraum von mehreren Monaten erfolgen, da sonst Nebenwirkungen wie Schwindel oder Unruhe auftreten können. Seien Sie bei der Dosierung von Blüten und Ölen aus Kamille bei Ihrem Baby oder Kind sehr vorsichtig und holen Sie im Zweifel immer ärztlichen Rat ein.

Kamille: Von der schönen Blume zum gesundheitlichen Helfer


Die Echte Kamille (Matricaria chamomilla) gehört zu den Korbblütengewächsen. Die Stängel der Pflanze werden 20 bis 50 Zentimeter lang und verzweigen sich in viele kleine Abschnitte, an denen die gelb-grünlichen Blätter hängen. Das Köpfchen der Kamille besteht aus einem Kranz aus weißen, länglichen Blüten und etwa 400 bis 500 sonnengelben Blüten in der Mitte. Sie wächst von Mai bis Juni in fast ganz Europa

  • auf Äckern,
  • Schuttplätzen,
  • Brachland,
  • an Wegrändern,
  • Böschungen,
  • Feldrainen und
  • besonders in Getreidefeldern.
  • Der letzte Verbreitungsort ist der Grund, warum sie von Landwirten häufig als „übles Unkraut“ bezeichnet wird.

Für hochwertige Kamillenprodukte werden nur die Köpfchen verwendet, als Badezusatz dagegen kommen auch Blütenstiele und ein wenig Blattgrün zum Einsatz. Die Qualität der Kamille hängt zum größten Teil vom Zeitpunkt der Ernte ab. Im Idealfall wird sie am dritten bis fünften Tag nach dem Aufblühen gepflückt, denn dann sind die meisten enthaltenen Stoffe ausgebildet und die Wirkung der Kamille ist besonders groß. Die Trocknung der Kamille sollte am besten an einem luftigen und schattigen Ort erfolgen. Die Temperatur liegt dabei im Idealfall nicht über 45 Grad Celsius.3

Kamille als Badezusatz selbst herstellen:

Pflücken Sie die Kamille samt Stängel und binden Sie die Pflänzchen zu einem Bündel zusammen. Hängen Sie die Heilkräuter kopfüber auf, zum Beispiel auf dem Balkon geschützt im Schatten, und lassen Sie die Pflanze einige Tage trocknen. Legen Sie entweder das ganze Bündel ins Badewasser oder reißen Sie die oberen Teile, also die Blüten mit Stiel und Blattspitzen, ab. Alternativ können Sie daraus auch einen Tee herstellen und diesen zum Wasser dazugeben.

Das wertvolle Kamillenöl wird durch Wasserdestillation gewonnen. Dabei wird Wasser und Wasserdampf durch die gepflückte Pflanze geleitet, was ihr das ätherische Öl entzieht. Hochwertiges Kamillenöl finden Sie zum Beispiel in der Apotheke. Die Wirkung der Kamille kann sich in Form von Öl genauso gut entfalten wie etwa als Tee.

Auch interessant:
Monika Hortig Die ersten Artikel schrieb Monika Hortig in ihrem Kinderzimmer und speicherte sie noch auf Diskette. Dass sie eines Tages Redakteurin werden möchte, wusste sie schon sehr lange. Deswegen zog es sie nach ihrem Studium in die Münchener Verlagswelt. Nach diversen Praktika in Online-Redaktionen absolvierte sie ihr Volontariat bei verschiedenen Lifestyle-Magazinen – unter anderem mit Schwerpunkt Sport und Ernährung. Das steigende Interesse für medizinische Themen führte sie letztendlich zu kanyo®. Als Medizinredakteurin konnte sie hier bis 2021 ihre beiden Vorlieben – Online-Journalismus und Gesundheit – vereinen. Monika Hortig Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
Quellen anzeigen
  • 1Renz-Polster, Herbert / Menche, Nicole / Schäffler, Arne: Gesundheit für Kinder. Moderne Medizin, Naturheilverfahren, Selbsthilfe. München: Kösel-Verlag 2004. S.98.
  • 2Uhlemayr, Ursula: Wickel und Co.: Bärenstarke Hausmittel für Kinder. Oy-Mittelberg/Petersthal: Urs-Verlag 2001. S. 36.
  • 3Pahlow, Mannfried: Das große Buch der Heilpflanzen. Gesund durch die Heilkräuter der Natur. Hamburg: Nikol Verlagsgesellschaft 2013. S. 179.