Was passiert bei einer Gastritis beim Kind?


Bei einer Magenschleimhautentzündung (Gastritis) handelt es sich, wie der Name schon andeutet, um eine Entzündung der Schleimhaut im Magen. Diese Schicht kleidet den gesamten Magen von innen aus und schützt ihn vor der aggressiven Magensäure. Ist diese Schutzbarriere angegriffen, kann es zu einer Entzündung kommen. Bei Kindern kommen verschiedene Faktoren als Auslöser in Frage:1

  • Infektion mit Helicobacter-Bakterien: Oft ist das Bakterium Helicobacter pylori der Grund einer chronischen Magenschleimhautentzündung. Eine Infektion erfolgt meist schon im Kindesalter und kann lange Zeit unbemerkt bleiben. Sobald das Immunsystem geschwächt ist, vermehren sich die Bakterien und können eine Gastritis auslösen – selbst in der sauren Umgebung des Magens.
  • Magen-Darm-Infektionen: Erkrankungen wie eine Magen-Darm-Grippe können die Magenschleimhaut in Mitleidenschaft ziehen. Durch häufiges Erbrechen und die verstärkte Magensäureproduktion wird die Schutzschicht des Magens angegriffen, was in manchen Fällen zu einer vorübergehenden Gastritis führen kann.
  • Ernährung: Eine unausgewogene Ernährung mit vielen fettigen oder stark gewürzten Speisen kann die Magenschleimhaut belasten. Wird diese Schutzschicht immer wieder gereizt, steigt das Risiko einer Entzündung.
  • Medikamente: Kortisonhaltige Medikamente, Aspirin oder entzündungshemmende Schmerzmittel (zum Beispiel Ibuprofen) können die Magenschleimhaut angreifen. Die langfristige Einnahme solcher Medikamente erhöht damit das Risiko einer Gastritis.2
  • Stress: Psychischer oder körperlicher Stress kann buchstäblich auf den Magen schlagen. Bei Kindern ist beispielsweise Schulstress ein möglicher Auslöser einer Gastritis.
Infografik: Auslöser einer Magenschleimhautentzündung bei Kindern sind Helicobacter-Bakterien, Magen-Darm-Infekte, Ernährung, Medikamente sowie Stress.

Symptome der Magenschleimhautentzündung erkennen


Bauchschmerzen bei Kindern sind für Eltern schwer zu deuten. Hat das Kind einfach zu schnell gegessen? Sind es Krämpfe oder steckt doch etwas Schlimmeres dahinter? Meistens kann das Bauchweh mit einer Wärmflasche schnell beseitigt werden. Doch verschwinden die Symptome nicht und leidet das Kind an weiteren Anzeichen, sollte ein Arzt einen genaueren Blick auf den kleinen Patienten werfen. Dann ist es möglich, dass eine Gastritis vorliegt. Folgende Anzeichen gehen meistens damit einher:3

  • immer wiederkehrende, krampfartige Bauchschmerzen, vor allem im Oberbauch
  • Appetitlosigkeit
  • Völlegefühl
  • Übelkeit
  • Erbrechen, eventuell mit Blut

Bleibt die Magenschleimhautentzündung unbehandelt, kann sie chronisch werden. Besteht (aufgrund fehlender Behandlung) dauerhaft eine solche Schädigung der Magenschleimhaut, können sich Geschwüre bilden. Auch diese stellen keine akute Gefahr dar, können aber zu Komplikationen wie Blutungen führen und stehen in seltenen Fällen im Verdacht, Magenkrebs zu verursachen.4

Da Bauchschmerzen und Verdauungsbeschwerden auch bei anderen Erkrankungen auftreten können, ist es wichtig, ähnliche Krankheitsbilder in Betracht zu ziehen. Folgende Erkrankungen weisen Symptome auf, die einer Gastritis ähneln können:

Treten bei Ihrem Kind anhaltende Beschwerden auf, sollte eine ärztliche Abklärung erfolgen. Eine sichere Diagnose kann nur über eine Magenspiegelung gestellt werden, bei der ein dünner Schlauch über den Mund in den Magen eingeführt wird und die befestigte Kamera einen Einblick in den Magen verschafft. Außerdem ist es möglich, Proben der Magenschleimhaut zu entnehmen und im Labor testen zu lassen.

In Balance – so schützt sich ein gesunder Magen:

Täglich werden von unserem Magen circa zwei Liter Magensaft gebildet. Dieser besteht zum Teil aus Salzsäure, um unseren Verdauungstrakt vor Krankheitserregern zu schützen und eine Vorverdauung der Nahrung durchzuführen. Damit die Salzsäure nicht das Organ selbst schädigt, besitzt er eine Schutzschicht – die Magenschleimhaut. Verschiedene Zellen produzieren also zum einen die aggressive Salzsäure und zum anderen den schützenden Schleim. Gerät die Produktion aus dem Gleichgewicht, können Schäden der Schleimhaut entstehen und eine Magenschleimhautentzündung wäre die Folge.

Wenn die Magenschleimhautentzündung chronisch wird


Eine chronische Entzündung der Magenschleimhaut entwickelt sich meist schleichend. Da die Symptome häufig mild oder unspezifisch sind, wird die Erkrankung bei Kindern oft erst spät diagnostiziert. Es lassen sich verschiedene Arten von chronischer Gastritis unterscheiden, die jeweils unterschiedliche Ursachen und Folgen mit sich bringen:4,5

  • Typ-A-Gastritis (Autoimmungastritis): Diese Form ist die seltenste und wird durch eine Fehlfunktion des Immunsystems verursacht, bei der die körpereigene Abwehr die Magenschleimhaut angreift. Sie ist erblich bedingt und führt zu einer verminderten Magensäureproduktion.
  • Typ-B-Gastritis (bakterielle Gastritis): Die häufigste Form der chronischen Gastritis wird durch das Bakterium Helicobacter pylori verursacht, das oft schon im Kindesalter übertragen wird. Die Infektion verläuft häufig symptomlos, kann aber unbehandelt langfristig das Risiko für Magengeschwüre oder sogar Magenkrebs erhöhen.

Die Mehrzahl der mit Helicobacter pylori infizierten Kinder bleibt beschwerdefrei. Untersuchungen haben gezeigt, dass infizierte Kinder nicht häufiger unter Bauchschmerzen leiden als ihre nicht infizierten Altersgenossen.4

  • Typ-C-Gastritis (chemische Gastritis): Diese Form entsteht durch äußere Einflüsse, wie die häufige Einnahme von bestimmten Medikamenten oder durch das Zurückfließen von Gallenflüssigkeit in den Magen. Beide Faktoren können die Magenschleimhaut reizen und zu einer Entzündung führen.
  • Typ-D-Gastritis (diverse Sonderformen): Dieser seltenen Form der Gastritis liegen andere Erkrankungen wie entzündliche Darmerkrankungen (beispielsweise Morbus Crohn) oder allergische Reaktionen zugrunde. Sie erfordert eine gezielte Behandlung der Grunderkrankung.

Behandlung einer Magenschleimhautentzündung bei Kindern


In vielen Fällen können Hausmittel die Beschwerden einer Gastritis beim Kind lindern und dazu beitragen, dass sich die gereizte Magenschleimhaut erholt. Vor allem wenn die Magenschleimhautentzündung als Folge eines Magen-Darm-Infekts oder einer anderen vorübergehenden Reizung auftritt, können folgende Maßnahmen helfen:4

  • Kamillentee: Kamille wirkt beruhigend und kann Magenbeschwerden lindern. Auch Tees mit Fenchel und Melisse sind gut verträglich.
  • Schonkost: Leicht verdauliche Speisen wie Haferbrei oder Zwieback sind wichtig, um den Magen nicht zu strapazieren. Gekochte Leinsamen können zudem zum Schutz der Magenschleimhaut beitragen. Säurehaltige, fettige oder stark gewürzte Speisen sollten eher gemieden werden.
  • Ausreichend Flüssigkeit: Eltern sollten darauf achten, dass das Kind genug trinkt, insbesondere wenn auch Erbrechen oder Durchfall zu den Beschwerden gehören. Ideal sind Wasser und ungesüßte Tees.
  • Bettruhe und Entspannung: Ein bis zwei Tage Ruhe helfen dem Körper, sich zu erholen. Ist Stress der Auslöser, können gezielte Entspannungsübungen helfen.

Hilft Süßholzwurzel bei Gastritis?

Die Süßholzwurzel, welche auch zur Herstellung von Lakritz verwendet wird, gilt als bewährtes Naturheilmittel bei Magenbeschwerden. Ihr wird eine schützende Wirkung auf die Magenschleimhaut nachgesagt, insbesondere durch den enthaltenen Wirkstoff Glycyrrhizin, der die Schleimproduktion anregen und entzündungshemmend wirken soll. Erste Studien legen nahe, dass Süßholzwurzel auch das Wachstum von Helicobacter pylori hemmen könnte.6

Dennoch fehlen bislang eindeutige wissenschaftliche Belege dafür, dass sie eine Gastritis tatsächlich heilen kann. Außerdem birgt ein übermäßiger Verzehrt gesundheitliche Risiken: Glycyrrhizin kann den Blutdruck erhöhen, den Mineralstoffhaushalt aus dem Gleichgewicht bringen und in seltenen Fällen zu Muskelschwäche und Herzrhythmusstörungen führen.6 Besonders bei Kindern ist daher Vorsicht geboten. Bei chronischer Gastritis oder nachgewiesener Helicobacter-Infektion ersetzt Süßholzwurzel keinesfalls eine ärztlich empfohlene Behandlung mit säurehemmenden Medikamenten oder Antibiotika. Vor der Anwendung sollte daher stets medizinischer Rat eingeholt werden.

Wenn die Beschwerden anhalten oder sehr stark sind, kann eine Gastritis medikamentös behandelt werden. Die Therapie hängt dabei von der Ursache ab:4

  • Protonenpumpenhemmer (PPI) reduzieren die Produktion von Magensäure und schützen die Magenschleimhaut.
  • H2-Rezeptor-Blocker hemmen ebenfalls die Magensäureproduktion, sind jedoch weniger wirksam als PPI. Sie werden vor allem bei leichteren Beschwerden oder als Alternative eingesetzt.
  • Die Antibiotika-Kombinationstherapie kommt bei einer nachgewiesenen Helicobacter-Infektion zum Einsatz. Dabei erfolgt die Behandlung mit zwei Antibiotika in Kombination mit einem PPI. Diese sogenannte Eradikationstherapie dient dazu, das Bakterium zu beseitigen und eine chronische Gastritis zu verhindern.

Wird die Magenschleimhautentzündung durch Schmerzmittel verursacht, kann die zusätzliche Einnahme eines PPI den Magen schützen. Außerdem kann der Kinderarzt als Alternative ein magenschonenderes Medikament verschreiben.4

Die Wahl der geeigneten Therapie sollte immer mit einem Arzt besprochen werden, insbesondere wenn die Beschwerden länger anhalten oder stärker sind.

Häufig gestellte Fragen zur Magenschleimhautentzündung beim Kind


Welche Symptome weisen auf eine Magenschleimhautentzündung (Gastritis) bei Kindern hin?

Typische Anzeichen einer Magenschleimhautentzündung sind krampfartige Bauchschmerzen im Oberbauch, Appetitlosigkeit, Völlegefühl, Übelkeit und eventuell Erbrechen. In schweren Fällen können auch Blutbeimengungen im Erbrochenen oder im Stuhl auftreten.

Was sind die häufigsten Ursachen für eine Magenschleimhautentzündung bei Kindern?

Eine Gastritis kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, unter anderem durch Magen-Darm-Erkrankungen, eine Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori, eine ungesunde Ernährung, die Einnahme bestimmter Medikamente oder hohe Stressbelastung.

Welche Hausmittel helfen Kindern bei einer Magenschleimhautentzündung?

Sanfte Hausmittel wie Kamillentee, Schonkost, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Ruhe können helfen, die Beschwerden einer Magenschleimhautentzündung zu lindern. Bei stressbedingter Gastritis unterstützen Entspannungstechniken die Genesung.

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Romina Enz Medizinische Fragestellungen sowie die Biologie des Menschen zählten schon immer zu ihren Leidenschaften – ein Grund, weshalb die Biologin Romina Enz von 2017 bis 2021 bei kanyo® arbeitete. Die tägliche Auseinandersetzung mit aktuellen Themen der Medizin in Kombination mit der Texterstellung bieten ihr als medizinische Online-Redakteurin die optimale Mischung aus Naturwissenschaft und Kreativität. Romina Enz Medizinredakteurin und Biologin kanyo® mehr erfahren
Susanne Wolf Schon seit Kindheitstagen sind Schreiben und das Internet wichtige Bestandteile im Leben von Susanne Wolf. So erstellte sie ihren ersten Blog mit zwölf und konzentrierte sich später im Studium vor allem auf digitales Publizieren. Da sie selber jedes Zipperlein erst einmal googelt, weiß sie, wie wichtig gut recherchierte und gleichzeitig verständliche Artikel im Internet sind. Susanne Wolf Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
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