Hintergründe und Bedeutung von Kindspech


Ab der 16. bis 20. Schwangerschaftswoche schluckt das Ungeborene Fruchtwasser.1 Zusammen mit Darmschleim und Gallenflüssigkeit bilden die unverdaulichen Bestandteile des Fruchtwassers das sogenannte Kindspech (Mekonium). Bereits in den ersten 24 Stunden, nachdem das Baby auf der Welt ist, setzt es insgesamt circa 100 Gramm dieser zähen Masse ab.2

Weder Farbe noch Geruch haben etwas mit dem Stuhlgang älterer Kinder oder Erwachsener gemein: Mekonium ist schwarz-grün, teerartig und sehr zäh, weshalb das Neugeborene häufig damit zu kämpfen hat, es auszuscheiden. Seine Anstrengung kann es mit Unruhe kundtun und von Bauchschmerzen begleitet sein. Auch wenn die gewöhnungsbedürftige Farbe womöglich anderes vermuten lässt, ist Kindspech geruchlos, da darin noch keine Darmbakterien enthalten sind.

Wenn das Mekonium aussieht wie eine verpuppte Raupe


Bitte nicht erschrecken, wenn Sie, noch bevor Sie Kindspech in der Windel Ihres Babys entdecken, einen grau-weißen bis gelblichen, harten Mekoniumpfropfen sehen. Dieser ist ein bis vier Zentimeter lang und von einem dünnen Häutchen (Membran) umgeben.2 Nach Abgang des Pfropfens, der bisher verhindert hat, dass das Mekonium ausgeschieden werden kann, folgt beim Neugeborenen in der Regel relativ viel Stuhlgang.

Geht der Pfropfen nicht von selbst ab, muss ein Einlauf oder eine anale Stimulation erfolgen, da ansonsten die Gefahr eines Darmverschlusses besteht, der mit Symptomen wie einem geblähten Bauch und galligem Erbrechen einhergeht.

Was hilft, wenn das Kindspech am Babypo festklebt?

Reicht warmes Wasser nicht aus, um den ersten Stuhlgang des Neugeborenen abzuwaschen, können Sie es mit Mandel- oder Kokosöl aus der Apotheke versuchen.

Kein Mekonium? – Hinweis auf ernste Erkrankungen


Verstreichen die ersten 24 Lebensstunden, ohne dass das Neugeborene Stuhlgang hat, bedarf dies ärztlicher Abklärung. Ein Darmverschluss, mechanische Ursachen (beispielsweise eine Darmeinstülpung) oder die seltene Erkrankung Morbus Hirschsprung, bei der Darmnerven fehlen, müssen ausgeschlossen werden. Generell gilt: Je früher das Kindspech nach der Geburt in der Windel landet, desto besser.

Mit frühem Abgang des Mekoniums sinkt auch das Risiko, dass der Säugling eine Neugeborenen-Gelbsucht entwickelt. Der Grund: Bleibt das Mekonium relativ lange im Darm, gelangt das darin enthaltene, für den Körper nicht verwertbare Bilirubin (gelber Gallenfarbstoff) in den Blutkreislauf. Eine unbehandelte, zu hohe Konzentration des Bilirubins kann zu schweren Gesundheitsschäden führen. Daher ist eine ärztliche Kontrolle der Werte wichtig.

In Kürze: Neugeborenen-Gelbsucht – was ist das?

Neugeborene kommen mit übermäßig vielen roten Blutkörperchen auf die Welt. Beim Abbau dieser wird Bilirubin freigesetzt, der gelbe Gallenfarbstoff. Die Leber des Babys hat aber in vielen Fällen noch Probleme damit, diesen zu verwerten, woraufhin sich Bilirubin an anderer Stelle, in der Haut, ansammelt. Daraufhin tritt die für Neugeborenen-Gelbsucht typische Gelbfärbung der Haut und der Augäpfel auf.

Kindspech im Fruchtwasser


Neben der Möglichkeit, dass das Mekonium länger als 24 Stunden ausbleibt, kann es im umgekehrten Fall vorkommen, dass das Baby bereits im Bauch der Mutter – vor oder während der Geburt – „große Geschäfte“ absondert. Ursache dafür ist meist Stress, den das Baby verspürt, zum Beispiel infolge einer langen Geburt oder mangelnder Sauerstoffversorgung (beispielsweise bei einer Plazentainsuffizienz oder Nabelschnurkomplikation). Das Mekonium löst sich im Fruchtwasser auf und färbt es grünlich.

Festgestellt werden kann dies entweder – wenn das Fruchtwasser breiartig ist – eventuell bereits im Ultraschall oder bei einem Blasensprung. Atmet das Baby das mekoniumhaltiges Fruchtwasser reflexartig ein, kann dies dessen Lunge verkleben (Mekoniumaspiration). Für das Baby eine lebensbedrohliche Situation, weshalb sofort – das heißt, wenn bereits das Köpfchen zu sehen ist und noch bevor es zum ersten Mal einatmet – die oberen Atemwege (Nase, Mund, Rachen) abgesaugt werden müssen. Bei kritischem Zustand des Kindes erfolgt zusätzlich nach dem Abnabeln das intratracheale Absaugen (also innerhalb der Luftröhre) sowie die künstliche Beatmung.

Wie lange scheidet mein Neugeborenes diesen besonderen Stuhlgang aus?


Nachdem die Mutter angefangen hat, ihr Kind zu stillen oder ihm die Flasche zu geben, kommt der Darm des Neugeborenen in Schwung. Nach zwei bis vier Tagen verändert sich dessen Stuhl:3 Während sich anfangs noch die Reste des Kindspechs mit den ersten Nahrungsstühlen vermengen, werden die Ausscheidungen zunehmend weicher und heller.

Muttermilchstuhl ist senfgelb oder gelb-grünlich, riecht leicht säuerlich und mitunter sind darin körnige Bestandteile zu finden, die vom Aussehen her an Hüttenkäse erinnern. Der Stuhl von Kindern, die Pre-Nahrung erhalten, ist grünlich, lässt sich, was die Konsistenz betritt, mit Lehm vergleichen und riecht strenger.

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Julia Lindert Die Ressortjournalistin Julia Lindert spezialisierte sich während ihres Studiums auf die Themenfelder Medizin und Biowissenschaften. Medizinische Sachverhalte in verständlicher Sprache zu formulieren, ist das, was sie an ihrer Arbeit besonders mag. Ihr Credo in Bezug auf Krankheitsbilder und Therapiemöglichkeiten: Nichts beschönigen, aber auch keine unnötigen Ängste schüren. Julia Lindert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
Quellen anzeigen
  • 1Mändle, Christine (Hrsg.): Das Hebammenbuch : Lehrbuch der praktischen Geburtshilfe. Stuttgart : Schattauer. 62015. S. 846.
  • 2Harder, Ulrike: Wochenbettbetreuung in der Klinik und zu Hause. Stuttgart : Hippokrates Verlag. 32011. S. 273.
  • 3Harder, Ulrike: Wochenbettbetreuung in der Klinik und zu Hause. Stuttgart : Hippokrates Verlag. 32011. S. 274.