Was ist Neurodermitis?
Bei Neurodermitis (atopische Dermatitis) handelt es sich um eine nicht-ansteckende, chronisch-entzündliche Hauterkrankung. Durch die Entzündung verliert die Haut ihre natürliche Schutzfunktion, weshalb sie gegen äußere Einflüsse weniger gewappnet ist. Keime und reizende Stoffe können in die Haut eindringen – in der Folge entstehen teils schwere Infektionen. Typische Symptome sind unter anderem eine nässende, gerötete Haut sowie starker Juckreiz.
Neurodermitis ist die häufigste chronische Hauterkrankung im Kindesalter. Etwa jedes 6. bis 12. Kind unter 12 Jahren leidet an einer atopischen Dermatitis.1 Bei einem Großteil der betroffenen Babys beginnt die Erkrankung bereits zwischen dem 2. und 4. Lebensmonat. Auch wenn die Symptome bis zum 4. Lebensjahr deutlich nachlassen, haben viele noch im Erwachsenenalter eine problematische Haut.2
Aha!
Ein erstes Anzeichen für die atopische Dermatitis bei Babys kann Milchschorf sein. Denn dieser erhöht die Wahrscheinlichkeit bei Babys, ein atopisches Ekzem zu bekommen. Wichtig ist jedoch sich zu merken, dass Milchschorf zwar ein Vorbote für Neurodermitis sein kann, aber nicht muss.
Er kündigt sich am Kopf des Babys mit geröteter Haut, Schuppenbildung und einem starken Juckreiz an. Oft sind auch die Außenseiten der Arme und Beine betroffen. Da sich die Symptome sehr ähnlich sind, wird Milchschorf auch oft mit Neurodermitis oder Kopfgneis verwechselt.
Symptome: Neurodermitis beim Baby und Kind erkennen
Oft verläuft eine Neurodermitis bei Babys ohne erkennbare erste Anzeichen. Tritt die Erkrankung in einer leichten Form auf, so haben Kinder vorerst nur eine trockene Haut. Kommen sie dann mit äußeren Faktoren wie Reizstoffen, extremen Temperaturen oder Allergenen in Berührung, zeigen sich weitere Hautbeschwerden. Dazu gehören:
- nässende, gerötete Haut
- Bildung von Bläschen oder teilweise auch Krusten
- weißliche Schuppen
Von dieser Hautentzündung sind vor allem die Kopfhaut, das Gesicht (insbesondere Wangen und Stirn) sowie die Außenseite von Armen und Beinen betroffen. In besonders schlimmen Fällen breitet sich ein Hautausschlag am ganzen Körper aus. Generell können sich die betroffenen Hautstellen jedoch individuell von Patient zu Patient unterscheiden.
Neben nässenden Hautstellen und Bläschen ist auch der ständige Juckreiz ein erstes Anzeichen für Neurodermitis bei Babys. Dieser ist für die Kleinen besonders schlimm, da es für sie kaum möglich ist, sich dagegen zu wehren. Das Kratzen sorgt zudem dafür, dass die Immunzellen der Haut ihre entzündlichen Botenstoffe freisetzen – dadurch kommt die Neurodermitis dann erst richtig in Fahrt.
Vorsicht: Zu starkes Kratzen kann Folgen haben!
In den meisten Fällen ist der Juckreiz so stark, dass sich die Kinder blutig kratzen. Der Schmerz, der dabei entsteht, ist für sie oftmals eher zu ertragen als der Juckreiz an sich. Durch die aufgekratzten, offenen Hautstellen haben allerdings Krankheitserreger wie Bakterien, Viren und Pilze ein leichtes Spiel einzudringen und eine Entzündung zu verursachen. Anzeichen für eine Infektion sind unter anderem Bläschen, die eine eitrige, gelbe Flüssigkeit absondern und teilweise unangenehm riechen, sowie wunde Haut, die noch röter ist als sonst und sich warm anfühlt. Bei Verdacht auf eine Infektion sollten Sie den Kinderarzt aufsuchen, damit dieser eine geeignete Behandlung anordnen kann.
Im weiteren Verlauf verändern sich die Symptome einer Neurodermitis. Während im ersten Jahr vor allem Bläschen und nässender Ausschlag das Hautbild von Betroffenen ausmachen, werden diese Symptome im zweiten und dritten Lebensjahr meist von Folgenden abgelöst: 1
- Knötchen
- trockenen Hautstellen
- Hautverdickungen
Die Hauterscheinungen verlagern sich im Kindesalter von den Außenseiten der Arme und Beine vermehrt in die Ellenbeugen und Kniekehlen sowie die Handgelenksinnenseiten.
Ab dem 4. Lebensjahr verbessert sich die Neurodermitis bei vielen Kindern oder verschwindet gar ganz.2 Allerdings: Wer bereits als Kind unter der Hautentzündung litt, hat häufig im Erwachsenenalter noch Probleme mit trockener und sehr pflegeintensiver Haut. Im schlimmsten Fall geht die Erkrankung nicht weg und Betroffene bleiben lebenslang Neurodermitis-Patient.
Warum entsteht Neurodermitis bei Babys und Kindern?
Auch wenn sie mittlerweile eine der häufigsten chronischen Erkrankungen unter Babys und Kindern ist, sind die genauen Ursachen für die Entstehung von Neurodermitis bislang ungeklärt. Die Wissenschaftler tappen aber nicht völlig im Dunkeln – als mögliche Ursachen gelten:
Neurodermitis-Schub – welche Auslöser gibt es?
Bestimmte Faktoren können die Hautentzündung verschlimmern oder einen erneuten Neurodermitis-Schub auslösen. Dazu gehören:
- Allergene wie Pollen, Hausstaubmilben oder bestimmte Nahrungsmittel (bei Babys und Kleinkindern häufig Ei, Milch, Nüsse, Fisch und Schokolade)
- Reizstoffe, beispielsweise Kleidung aus Wolle oder Synthetik (Nylon, Acryl, Polyester), bestimmte Kosmetika und Pflegeprodukte, Waschmittel oder Tabakrauch
- Klima wie extreme Temperaturen, trockene Heizungs- oder Klimaanlagenluft sowie eine geringe Luftfeuchtigkeit
- Reizstoffe in der Nahrung, besonders scharfe oder saure Lebensmittel (Zitrusfrüchte oder Tomaten), aber auch bestimmte Inhalts- oder Ergänzungsstoffe
- Infektionen wie Erkältung oder Grippe
- Stress und Aufregung (beispielsweise zu viele Aktivitäten am Nachmittag oder ein hektisches Umfeld)
In der Regel ist es nicht nur ein Triggerfaktor, sondern eine Kombination aus mehreren. Um herauszufinden, welche Auslöser für einen Schub verantwortlich sind, sollten Sie ein Symptomtagebuch für Ihr Kind führen. Darin halten Sie fest, was Ihr Kind gemacht und gegessen und wie die Haut darauf reagiert hat. Nach einer gewissen Zeit lassen sich bestimmte Muster erkennen. Das weitere Vorgehen besprechen Sie am besten mit Ihrem Kinderarzt.
Erbliche Veranlagung kann atopisches Ekzem bei Kindern verursachen
Das größte Risiko, an Neurodermitis zu erkranken, haben Kinder, deren Eltern selbst Neurodermitiker sind.3 Leiden beide Elternteile unter der Erkrankung, ist mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent auch der Nachwuchs betroffen.4 Dennoch handelt es sich bei Neurodermitis nicht um eine typische Erbkrankheit, da die Hautentzündung auch von allein auftreten kann.
Interessant:
Das Risiko, an Neurodermitis zu erkranken, steigt für Kinder ebenfalls, wenn die Eltern Heuschnupfen oder Asthma haben. Diese genetische Neigung zu Überempfindlichkeitsreaktionen des Immunsystems nennt man auch Atopie.5 Das bedeutet, dass jeder, der Neurodermitis hat, auch von Atopie betroffen ist. Daher ist auch von „atopischer Dermatitis“ oder „atopischem Ekzem“ die Rede.
Welche Rolle spiel das Immunsystem bei Neurodermitis?
Das Immunsystem ist zuständig für die Abwehr von Substanzen, die den Körper schädigen können. In manchen Fällen reagiert das Immunsystem aber teilweise übertrieben heftig auf eigentlich harmlose Substanzen wie Schweiß, Pollen und Staub oder Bestandteile in Nahrungsmitteln (wie Konservierungsmittel). Als Schutzmaßnahme löst das Immunsystem eine Entzündungsreaktion aus, die zu juckenden Hautekzemen einer Neurodermitis oder anderen Symptomen einer Allergie führen kann.
Neurodermitis bei Babys: Gestörte Hautbarrierefunktion als Ursache
Bei einer gesunden Haut übernimmt die Hautbarriere zwei wesentliche Funktionen: Sie schützt den Körper davor, dass Krankheitserreger, schädlichen Umweltsubstanzen oder Allergene eindringen und reguliert den Wasserhaushalt der Haut.
Dies gelingt ihr durch ihren Aufbau, den man sich als eine Art Mauer vorstellen kann:
- Den geschichteten Hornhautzellen kommt die Funktion von Ziegelsteinen in einer Mauer gleich.
- Zwischen diesen befinden sich verschiedene Hornfette, die eine ähnliche Aufgabe wie Mörtel haben: Sie halten die Hautzellen, so wie bei der Mauer der Mörtel, zusammen.
Bei Neurodermitis ist diese natürliche Hautbarriere gestört. Unter anderem fehlen feuchthaltende Faktoren und Hornfette. In der Folge geht nicht nur viel Feuchtigkeit verloren, sondern Fremdkörper haben es zudem leichter einzudringen. Das führt zu den typischen Entzündungsreaktionen mit trockener Haut, Spannungsgefühl und Juckreiz.
Behandlung von Neurodermitis: Symptome lindern bei Babys und Kindern
Vorweg: Egal, welche Therapie Eltern für ihr erkranktes Kind auswählen, gänzlich heilbar ist Neurodermitis nicht. Allerdings können verschiedene Therapien für Linderung sorgen. Je nachdem, ob gerade Beschwerden vorliegen (Akutphase) oder nicht (beschwerdefreie Zeit), unterscheiden sie sich.
Nachstehend finden Sie verschiedene Therapieoptionen:
- Cremes (Basispflege)
- Medikamente (Akutphase)
- Hausmittel (Akutphase)
- alternative Heilmethoden (Akutphase)
Jede Behandlungsmaßnahme der Neurodermitis bei Babys sollten Sie vorab mit dem Kinderarzt absprechen, damit keine Komplikationen auftreten.
Basispflege für die Haut: Neurodermitis-Cremes für Babys und Kinder
Innerhalb der beschwerdefreien Phase empfehlen Ärzte vor allem rückfettende Produkte zum Eincremen. Diese sollen
- der trockenen Haut des Kindes Feuchtigkeit verleihen,
- die gestörte Hautbarriere unterstützen und
- gleichzeitig das Erscheinungsbild der Haut verbessern.
Tritt ein Neurodermitis-Schub auf und die Haut des Babys oder Kindes verschlechtert sich wieder, reicht eine Basiscreme nicht mehr aus. Jetzt ist es wichtig, die Entzündung unter Kontrolle zu bringen. Das kann beispielsweise mit kortisonhaltigen Cremes gelingen. Eine Verwendung ist aber vorab mit dem Kinderarzt zu besprechen.
Welche Creme ist für mein Kind die richtige bei Neurodermitis?
Wenn Sie ein neues Produkt verwenden, empfiehlt sich der Halbseitenversuch: Das heißt, vorerst nur eine Körperseite des Kindes eincremen, einige Stunden abwarten und dann mit der anderen Seite vergleichen. Finden Sie eine deutliche Verbesserung des Hautbildes vor, scheint die Pflege für die Bedürfnisse der Haut die richtige zu sein.
Da Bedürfnis und Verträglichkeit der Haut jedoch schwanken können, ist es empfehlenswert, mehrere Produkte mit unterschiedlichem Fettgehalt im Haus zu haben, da Sie die Pflege dann dem jeweiligen Hautzustand Ihres Kindes anpassen können.
Akuten Neurodermitis-Schub mit Medikamenten hemmen
Bei einem akuten Schub mit trockenen und entzündeten Hautstellen, verschreibt der Kinderarzt im Regelfall Cremes mit Kortison (Glukokortikosteroide). Kortison ist vor allem bei Entzündungen ein effektiver Wirkstoff. Gelangt er in die betroffenen Hautzellen, reduziert sich dort die Produktion von bestimmten Botenstoffen. Dadurch wird die bestehende Entzündung vermindert.
Bei einigen Eltern läuten bei Kortison allerdings die Alarmglocken, da der Wirkstoff aufgrund seiner möglichen Nebenwirkungen – wie eine erhöhte Gefäßverletzlichkeit oder schnelleres Infektionsrisiko der betroffenen Hautstelle – ein umstrittenes Thema ist. Aber dies gilt vor allem bei einer längeren Anwendung. Dann kann die Haut des Kindes an den Stellen, die regelmäßig mit der Creme behandelt wurden, dünn und leicht verletzlich werden. Der Arzt verschreibt kortisonhaltige Produkte daher immer nur für einen befristeten Zeitraum. Vor allem, wenn Eltern das Produkt auf der sowieso schon dünnen Gesichtshaut des Kindes einsetzen, sollte ein Experte eine genaue Zeitspanne der Verwendung festgelegen.
Für besorgte Eltern gibt es Alternativen ohne Kortison. Zu diesen gehören folgende Wirkstoffe:
- Calcineurinhemmer: Diese hemmen die Aktivität bestimmter Zellen des Immunsystems und verhindern so das Ausschütten entzündungshemmender Stoffe. Das lindert nicht nur den Juckreiz des Kindes, sondern wehrt optimalerweise auch eine Entzündung ab, bevor sie entsteht.
- Antihistaminika: Oft entsteht der Juckreiz durch eine allergische Reaktion, an der maßgeblich der Botenstoff Histamin beteiligt ist. Um diesen zu hemmen, kann auf die Einnahme von sogenannten Antihistaminika zurückgegriffen werden. Eine Gabe dieser Präparate empfehlen Ärzte vor allem abends, da der Wirkstoff leicht müde macht und so dem Kind zusätzlich beim Einschlafen helfen kann.
Auch bestimmte Badeöle oder Cremes mit dem Zusatz Polidocanol können den Juckreiz von Babys und Kindern lindern, indem sie die Wasserbindungskapazität verbessern und so wieder eine intakte Hautbarriere herstellen.
Akuter Schub beim Baby: Welche Hausmittel helfen bei Neurodermitis?
Vor allem, um den ständigen Juckreiz zu lindern und die trockene Haut des Kindes mit Feuchtigkeit zu versorgen, greifen Eltern gerne auf Hausmittel zurück. Bewährt haben sich insbesondere Wickel oder Auflagen. Für kalte Sude, in denen die Wickel oder Auflagen eingelegt werden, eignen sich beispielsweise folgende Heilpflanzen, die Sie in der Apotheke erhalten:
- Kamillenblüten
- Ringelblumen
- Stiefmütterchenblüten
- Eichenrinde
Diese Pflanzen wirken entzündungshemmend, kühlend und mindern den Juckreiz. Wie lange ein Wickel oder eine Auflage auf der Haut des Kindes verweilen muss, bis sich seine Wirkung entfaltet, muss ausprobiert werden. Die meisten Patienten lassen den Wickel circa 20 Minuten auf der Haut. Auch führt dieses Hausmittel nicht bei jedem Kind zur Besserung.
Weitere Tipps für die Akutphase:
Eine generell sinnvolle Maßnahme ist, die Länge der Fingernägel im Auge zu behalten. Diese sollten Sie möglichst kurzhalten, damit sich die Infektionsgefahr durch das Kratzen nicht unnötig erhöht.
Auch bei der Kleiderwahl des Kindes ist es wichtig, dass Eltern darauf achten, scheuerndes Material wie Wolle oder Leinen aus dem Kleiderschrank zu verbannen, da bei diesen Stoffen eine erhöhte Gefahr von Hautreizungen besteht. Neue Kleidung sollten Sie generell erst mehrfach waschen, bevor Kinder sie zum Anziehen bekommen. So ist gewährleistet, dass eventuelle Chemikalien, die bei der Herstellung verwendet wurden, rausgespült werden.
Alternative Behandlungswege bei atopischem Ekzem: Was gibt es noch?
Neben einer medikamentösen Behandlung und Hausmitteln greifen Eltern auch gerne zu alternativen Heilmethoden, um die Auswirkungen der Neurodermitis bei ihrem Kind zu lindern. Dazu gehören unter anderem:
- Homöopathie: Die homöopathischen Mittel werden meist als Globuli (kleine, süßliche Kugeln) verabreicht. Bei starkem Juckreiz, Bläschen und Krustenbildung kann der Heilpraktiker Eltern beispielsweise Mezereum D6 (Seidelbast) empfehlen. Leidet das Kind vor allem im Kopfbereich an Hautekzemen, ist eventuell Oleander D6 das Mittel der Wahl.
- Bachblüten: Bachblüten sind häufig in Tropfenform erhältlich. Bei Symptomen wie Juckreiz und nässenden Hautstellen sollen die Bachblüten Cherry Plum oder Crab Apple Linderung verschaffen.
- Schüßler Salze: Die Salze werden oft in Form von Tabletten oder Cremes verabreicht. Gegen Juckreiz und entzündliche Haut soll das Schüßler Salz Nummer 3 (Ferrum Phosphoricum) oder Nummer 7 (Magnesium-Phosphoricum) helfen.
- Akupunktur: Bei diesem chinesischen Heilverfahren liegt der Fokus auf den Leitbahnen, durch die die Energie des menschlichen Körpers fließen soll (Meridiane). Die Organe des Körpers sind durch diese Bahnen miteinander verbunden. Durch das Setzen von feinen Nadeln in diese Meridiane soll eine Linderung der Beschwerden erzielt werden.
- Lichttherapie: Durch UV-Strahlung soll sich die Haut beruhigen. Bei Kindern wird diese Methode jedoch aus Angst vor möglichen Folgen, beispielsweise Hautkrebs, nur mit Vorsicht angewandt.
Gut zu wissen: Wirknachweis der alternativen Behandlungswege
Homöopathie, Schüßler Salze oder Bachblüten – Patienten wünschen sich oftmals sanfte Alternativen zur klassischen Schulmedizin. Und sind nicht selten von diesen Heilmethoden überzeugt. Doch aus wissenschaftlicher Sicht gibt es hierfür keinen Nachweis.6,7 Die positiven Effekte werden dem Placebo-Effekt zugeschrieben.
Auch für die Wirkung von Akupunktur bei Neurodermitis gibt es bisher keine ausreichenden wissenschaftlichen Belege.8 Ob eine Verbesserung der Haut einsetzt, lässt sich daher nur durch Ausprobieren feststellen und als Ergänzung zur Schulmedizin ansehen.
Dem nächsten Neurodermitis-Schub vorbeugen: Ernährungsumstellung und Co.
Die Ernährung spielt bei Babys und Kindern, die an Neurodermitis erkrankt sind, eine große Rolle. Bei etwa einem Drittel aller Kinder treten Hautirritationen auf, da eine Lebensmittelallergie vorliegt und ihre Haut überempfindlich auf bestimmte Nahrungsmittel reagiert.1
Folgende Nahrungsmittel und Zusätze sind dafür bekannt, Einfluss auf die Haut des Kindes zu nehmen:9
- Kuhmilch
- Weizen
- Soja
- Hasel- und Erdnüsse
- Fisch
Aber auch andere Lebensmittel wie Zitrusfrüchte, Zucker und andere Süßungsmittel sowie künstliche Farb- und Konservierungsstoffe können – müssen aber nicht – einen Neurodermitis-Schub begünstigen. Da sich eine allgemeingültige Aussage zu einer speziellen Ernährung nicht treffen lässt, müssen Eltern für ihr Kind die individuellen Trigger herausfinden. Mithilfe eines Ernährungstagebuchs kann herausgefunden werden, auf welche Nahrungsmittel die Haut des Kindes reagiert. Notieren Sie hierfür genau, welche Speisen und Getränke Ihr Kind zu sich genommen und wie die Haut reagiert hat. Das Ergebnis und weitere Vorgehen besprechen Sie am besten mit dem Kinderarzt.
Doch nicht nur die Ernährung kann einen Neurodermitis-Schub auslösen, auch andere bekannte Triggerfaktoren wie Stress oder reizende Kleidung (wie Wolle) sollten Eltern betroffener Babys und Kinder im Blick haben und diese, wenn möglich, meiden.
Gar nicht erst Neurodermitis bekommen – geht das?
Einen Garant dafür, dass das Baby oder Kind nicht an Neurodermitis erkrankt, gibt es nicht. Von Seiten der Eltern können lediglich vorbeugende Maßnahmen getroffen werden, um das Risiko zu senken. Dazu gehören beispielsweise:x
- Rauchen: Sowohl aktives als auch passives Rauchen können während und nach der Schwangerschaft das Risiko für Neurodermitis erhöhen.
- Schadstoffe und Abgase: Seien es neue Möbel oder ein neuer Farbanstrich – hier können Schadstoffe freigesetzt werden und die gilt es zu meiden. Gleiches gilt für Abgase: Vermeiden Sie daher den Aufenthalt an stark befahrenen Straßen.
- Luftfeuchtigkeit: Achten Sie darauf, dass es in den Räumen, in denen sich Ihr Kind aufhält, nicht zu feucht ist. Regelmäßiges Lüften ist erwünscht.
Und was ist mit Stillen? Bislang war Stillen in den ersten 4 bis 6 Lebensmonaten des Säuglings als eine gute Allergieprävention angesehen. Allerdings gibt es nun neue Erkenntnisse, nach denen Stillen allergische Erkrankungen nicht verhindern kann.11
Häufig gestellte Fragen zu Neurodermitis bei Babys und Kindern
Die genauen Ursachen für Neurodermitis sind noch nicht bekannt. Vermutlich ruft eine Kombination aus genetischer Veranlagung, einem anfälligen Immunsystem und einer gestörten Hautbarriere die Hauterkrankung hervor. Bestimmte Auslöser wie Allergene, Reizstoffe, extreme Temperaturen, Infektionen und Stress können einzelne Neurodermitis-Schübe verschlimmern.
Neurodermitis bei Kindern erkennt man an Symptomen wie nässende, gerötete Haut, Bläschenbildung, weißen Schuppen und starkem Juckreiz. Die betroffenen Hautstellen befinden sich häufig an der Kopfhaut, im Gesicht und an den Außenseiten von Armen und Beinen.
Ja, bei vielen Kindern verbessern sich die Symptome der Neurodermitis ab dem vierten Lebensjahr oder verschwinden ganz.2 Dennoch können einige Betroffene auch im Erwachsenenalter noch unter trockener und empfindlicher Haut leiden.
Für die Basispflege der atopischen Dermatitis eignen sich rückfettende Cremes, die der trockenen Haut Feuchtigkeit verleihen und die Hautbarriere unterstützen. In akuten Phasen können kortisonhaltige Cremes oder Produkte mit Calcineurinhemmern und Antihistaminika sinnvoll sein, jedoch sollte dies mit dem Kinderarzt abgesprochen werden.
Bestimmte Nahrungsmittel wie Kuhmilch, Weizen, Soja, Nüsse und Fisch sowie künstliche Farb- und Konservierungsstoffe stehen im Verdacht, Neurodermitis-Schübe auszulösen. Allerdings sollten Eltern niemals auf eigene Faust Lebensmittel komplett streichen, da Babys und Kinder verschiedene Nährstoffe für eine gesunde Entwicklung benötigen. Um eine Mangelernährung zu vermeiden, sollten Eltern vorab mit dem Kinderarzt sprechen.