Schöllkraut: Eine Pflanze mit umstrittener Wirkung


Der gelbliche Milchsaft, der sich in allen Teilen der Pflanze befindet, verleiht dem Schöllkraut seine Wirkung. Unbearbeitet schmeckt er sehr scharf und ist auf der Haut ätzend – eine Warnung der Natur. Denn Schöllkraut enthält Alkaloide, natürlich vorkommende chemische Verbindungen, die auch die entkrampfende Wirkung auf Magen, Darm und Galle ausmachen. Diese Alkaloide sind zytotoxisch, also zellgiftig, weshalb das Schöllkraut für den Menschen in zu hoher Dosierung nicht ganz ungefährlich ist. Weiter enthält Schöllkraut die Verbindungen Coptisin und Chelidonin, die auf die Muskeln der Organe und die Gallenblase einwirken und sie entspannen. Chelidonin regt zudem die Produktion der Gallenflüssigkeit an.

Aufgrund der enthaltenen Alkaloide wird Schöllkraut als „leicht giftig“ kategorisiert, eine Verdünnung schwächt diesen Effekt aber ab. Das Gewächs ist daher in Kombination mit weiteren Heilpflanzen und in geringer Dosierung in einigen Arzneimitteln vorhanden.

Vorsicht

Wegen seiner leicht giftigen Wirkung ist Schöllkraut zur inneren Anwendung in unverdünnter Form für Kinder und Babys nicht geeignet. Allerdings kann Schöllkraut in Form von Präparaten genauer dosiert werden und ist in bestimmten Mengen auch für Kinder verträglich. Lesen Sie hierzu die Empfehlungen auf dem jeweiligen Beipackzettel und lassen Sie sich von einem Arzt oder Apotheker beraten.

Das Schöllkraut besitzt außerdem eine antivirale (gegen Viren) und fungizide (gegen Pilze) Wirkung. Das bedeutet, es kann helfen, Krankheitserreger abzutöten, weshalb es oft zur äußerlichen Behandlung von Hauterkrankungen eingesetzt wird.

Schöllkraut soll zum Beispiel gegen Warzen helfen. Der Saft der Pflanze sorgt für eine Auflösung von Eiweißen und damit für eine starke Hautreizung, wodurch Zellen absterben, die damit in Berührung kommen. Auch die antivirale Wirkung des Schöllkrauts greift bei der Warzenbehandlung, da die Hautwucherungen meist von Viren ausgelöst werden. Die Ansteckungsgefahr soll ebenfalls gesenkt werden. Das Schöllkraut wird wegen dieser Wirkung auch als „Warzenkraut“ bezeichnet.

Zur äußeren Behandlung trägt man entweder den reinen Milchsaft der Pflanze oder eine Salbe, die Bestandteile davon enthält, auf die betroffene Stelle auf. Nach demselben Prinzip wird Schöllkrautsaft auch gegen Hühneraugen oder Hornhaut eingesetzt.

Schöllkraut: Darreichung und Anwendung


In verschiedenen Arzneien ist Schöllkraut aufgrund seiner Wirkung verarbeitet und besitzt dementsprechend unterschiedliche Darreichungsformen. Dazu zählen:

  • Tinkturen: Flüssige Schöllkrautpräparate eignen sich sowohl zur innerlichen als auch zur äußerlichen Nutzung. Wer Schöllkraut zur inneren Anwendung einnimmt, kann von einem blutreinigenden Effekt profitieren. Es unterstützt außerdem die Leberfunktion. Sollen hingegen äußerliche Krankheitserscheinungen wie Warzen behandelt werden, greift die eiweißabtötende und antivirale Wirkung des Krauts.

Präparate aus der Apotheke

Es empfiehlt sich, Schöllkrauttinkturen nicht selbst herzustellen, sondern in einer Apotheke zu kaufen und sich dort beraten zu lassen. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Konzentration der leicht giftigen Pflanze keine unerwünschten Nebenwirkungen hervorruft und dem Körper nicht schadet.

  • Salben: Schöllkraut kann zur äußeren Anwendung in Form von Salben ebenfalls in einer Apotheke erworben werden. Diese Salben sind leicht ätzend. Verteilen Sie sie daher nicht großflächig auf der Haut. Tipp: Tragen Sie die Salbe punktuell mit einem Wattestäbchen an der betroffenen Stelle auf. Das Schöllkraut entfaltet seine Wirkung so nur in diesem Bereich und das umliegende Gewebe wird geschont.
  • Kapseln: Schöllkrautkapseln enthalten das getrocknete Pulver der Heilpflanze. Die Hülle dieser Präparate ist oft magensäureresistent, weshalb sie sich erst im Darm auflöst und die Wirkstoffe dort freisetzt. Schöllkrautkapseln sollen gegen Magenschmerzen helfen und ein Völlegefühl verhindern, wenn sie vor den Mahlzeiten eingenommen werden.

Viele Präparate, die Schöllkraut enthalten, können rezeptfrei in Apotheken erworben werden. Auch diverse Versandapotheken führen mittlerweile solche Präparate.

Hinweis:

Klären Sie mit einem Arzt ab, ob Sie Schöllkraut zur inneren Anwendung einnehmen dürfen. Besondere Vorsicht gilt bei Menschen mit Vorerkrankungen der Leber oder der Galle sowie bei Schwangeren und kleineren Kindern unter 12 Jahren.

Schöllkraut – die Heilpflanze im Überblick


Schöllkraut ist ein Verwandter des Schlafmohns und kommt vor allem in der Nähe menschlicher Behausungen vor. Es wird etwa dreißig Zentimeter bis einen Meter hoch und wächst beispielsweise an Zäunen, Mauern, Schutthalden oder sogar im eigenen Garten. Daher wird es oft fälschlicherweise für Unkraut gehalten. Die Blütezeit reicht von Mai bis Oktober, wobei die Hauptblüte im Mai und Juni stattfindet. Die Blätter des Schöllkrauts haben eine ähnliche Form wie Eichenblätter und besitzen kleine Härchen sowie eine wasserabweisende Oberfläche.2

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Regina Lopes Bombinho Brandt Aufgrund ihrer Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin kennt Regina Brandt Krankenhäuser auch hinter den Kulissen. Durch ihr Studium der Sprach- und Kommunikationswissenschaften vermischen sich bei kanyo® ihre Kenntnisse in Sachen Online-Redaktion, Medizin und Kommunikation. Regina Lopes Bombinho Brandt Medizinredakteurin und Kommunikationswissenschaftlerin kanyo® mehr erfahren
Quellen anzeigen
  • 1Pahlow, Mannfried: Das große Buch der Heilpflanzen. Gesund durch die Heilkräfte der Natur. Hamburg: Nikol Verlagsgesellschaft 2013. S.283f.