Viele Ängste bezüglich der vaginalen Geburt sind unbegründet


Immer mehr werdende Mütter entscheiden sich gegen eine normale Geburt und ziehen stattdessen einen Wunschkaiserschnitt vor. Mittlerweile erblickt etwa ein Drittel aller Babys in Deutschland die Welt mithilfe eines Kaiserschnitts. Das ist fast doppelt so viel wie vor zwanzig Jahren. Ein Grund für diese Entwicklung ist die Verunsicherung bezüglich der Folgen einer vaginalen Geburt für den Körper der Frau.

Denn bei der natürlichen Geburt werden Bindegewebe und Muskeln im unteren Beckenbereich extrem gedehnt. Daher leiden einige Frauen nach der Geburt für gewisse Zeit an einer Harninkontinenz. Hinzu kommt das Risiko für einen Dammriss oder Dammschnitt.

Die meisten Sorgen im Zusammenhang mit der vaginalen Geburt sind jedoch unbegründet. Durch gezieltes Beckenbodentraining während der Schwangerschaft und nach der Geburt ist es möglich, den Muskeln ihre alte Spannkraft zurückzugeben. Auch beim Dammriss halten sich die Folgen in Grenzen, denn das Gewebe verheilt in der Regel schnell wieder. Die Lebensqualität wird durch die Narbe normalerweise nicht eingeschränkt.

Tipp: Bei einer Wassergeburt empfinden Frauen meist weniger Schmerzen. Auch wird das Gewebe nicht so stark belastet, was das Risiko für einen Dammriss senkt.

Manche befürchten außerdem, dass eine natürliche Geburt das sexuelle Lustempfinden beeinträchtigt. Zwar berichten einige Frauen über anfängliche Schmerzen, einen Hinweis darauf, dass eine natürliche Geburt das Sexleben dauerhaft verschlechtert, gibt es bislang allerdings nicht.

Welche Vorteile hat die natürliche Geburt für die Mutter?


Da auch ein Kaiserschnitt nicht frei von Risiken ist, sollte die Möglichkeit einer natürlichen Geburt nicht von vornherein ausgeschlossen werden. Bei der Auswahl der Geburtsmethode ist es ratsam, zuvor einige Aspekte genauer in Augenschein zu nehmen:

  • Frauen erholen sich nach einer vaginalen Geburt in der Regel deutlich schneller als nach einem Kaiserschnitt. Schon nach relativ kurzer Zeit kann die Mutter aufstehen und sich ohne Hilfe um ihr Baby kümmern.
  • Während des Geburtsvorgangs werden Hormone ausgeschüttet, die die Milchdrüsen anregen. Deshalb treten nach einer normalen Geburt seltener Probleme mit dem Stillen auf.
  • Die während der natürlichen Geburt ausgeschütteten Hormone wirken sich positiv auf die Mutter-Kind-Bindung aus.

Gut zu wissen:

Sobald es zum Einsatz einer Geburtszange oder Saugglocke kommt, wird die Geburt in der Krankenhausstatistik nicht mehr als normale Geburt erfasst. In manchen Kliniken gilt sogar eine Entbindung unter Schmerzmitteln, speziell mit einer Periduralanästhesie (PDA), nicht mehr als natürliche Geburt. Schwangere, die sich auf der Suche nach dem passenden Entbindungsort verschiedene Kliniken ansehen, sollten deshalb einen Blick auf die Geburtsstatistik werfen und hinterfragen, was genau als natürliche Geburt erfasst wird und wie Ärzte sowie Hebammen Eingriffen gegenüber eingestellt sind. Paare, die eine spezielle Vorstellung davon haben, wie ihr Baby zur Welt kommen soll, wählen am besten einen Entbindungsort, wo sie sich mit ihren individuellen Wünschen gut aufgehoben fühlen.

Wie sich eine normale Geburt auf das Baby auswirkt


Im Gegensatz zu einem geplanten Kaiserschnitt beginnt eine natürliche Geburt erst dann, wenn das Baby tatsächlich bereit ist. Das wirkt sich insbesondere auf die Atemwege aus, deren Entwicklung kurz vor der Geburt abgeschlossen ist. Auch die Wärmeregulierung funktioniert bei Kindern, die zu früh geboren werden, meist noch nicht richtig.

In diesem Entwicklungsstadium können selbst wenige Tage einen großen Unterschied ausmachen. Hinzu kommt, dass eine natürliche Geburt zu einer besseren Entfaltung der Lunge beiträgt, da das Fruchtwasser durch den Druck im Geburtskanal herausgepresst und der Atem-Reflex ausgelöst wird.

Darüber hinaus stimuliert die normale Geburt die Durchblutung und das Herz-Kreislaufsystem des Babys. Es kommt im Geburtskanal erstmals in Kontakt mit Bakterien, die sich im Darm ansiedeln und als Basis für ein starkes Immunsystem dienen.

Trotz der Vorteile für Mutter und Kind sollten sich Schwangere nur dann für eine natürliche Geburt entscheiden, wenn es weder medizinische Bedenken gibt noch der Arzt eine anderweitige Empfehlung ausspricht.

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Peggy Richter Peggy Richter ist ausgebildete Journalistin und schreibt seit 2015 regelmäßig für kanyo®. Sie arbeitet gern an rechercheintensiven Themen und hat Freude daran, die komplexen und zum Teil widersprüchlichen Informationen rund um die Gesundheit so aufzubereiten, dass sie auch für Laien verständlich sind. Peggy Richter Autorin kanyo® mehr erfahren