Was ist ein Reizmagen?
Die medizinische Fachbezeichnung für den Reizmagen ist funktionelle Dyspepsie, was frei übersetzt so viel bedeutet wie „fehlerhafte Verdauung“. Beschrieben werden dadurch unterschiedliche Beschwerden, die den oberen Bauchbereich betreffen (wie Druck- und Völlegefühl) und sich nicht durch organische Ursachen erklären lassen. Das heißt jedoch keineswegs, dass die Beschwerden nicht real oder nicht ernst zu nehmen sind, sondern lediglich, dass die bisher verfügbaren Diagnoseverfahren die Ursachen des Reizmagens nicht erfassen können.
Eine Voraussetzung für die Diagnose Reizmagen ist außerdem, dass die Beschwerden über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten bestehen bleiben oder wiederkehrend auftreten.1
Interessant!
Etwa jedes dritte Kind leidet an wiederkehrenden Bauchschmerzen ohne organische Ursache.2 Diese Schmerzen werden als funktionell eingestuft, wenn andere Ursachen ausgeschlossen wurden.
Mögliche Symptome eines Reizmagens bei Kindern
Zu den häufigsten Symptomen eines Reizmagens gehören bei Kindern und Erwachsenen vor allem Verdauungsbeschwerden, wie:
- Schmerzen im Oberbauch oder hinter dem Brustbein
- Druck- und Völlegefühl im Bereich des Magens
- Aufstoßen und Sodbrennen
- frühzeitig einsetzende Sättigung und Appetitlosigkeit
- Übelkeit und Erbrechen
Je nachdem, welche Symptome vorherrschen, können drei Subtypen von Reizmagen unterschieden werden:3
- Ulkus-Typ, wenn Schmerzen das Hauptsymptom sind
- Motilitätstyp, wenn Beschwerden wie frühzeitige Sättigung, Übelkeit und Erbrechen überwiegen
- Reflux-Typ, wenn die Patienten vor allem an Sodbrennen und Aufstoßen leiden
Einige der Betroffenen zeigen jedoch auch unspezifische Symptome, die keinem der drei Typen zugeordnet werden können.3
Interessant: Auch der Darm kann betroffen sein
Nicht selten tritt die Dyspepsie zusammen mit einer zweiten Form der funktionellen Verdauungsstörung auf – dem Reizdarm. In diesem Fall betreffen die Krankheitszeichen eher den unteren Bauchabschnitt. Typische Symptome sind dann beispielsweise Blähungen, Stuhlgangunregelmäßigkeiten sowie Durchfall oder Verstopfung.3
Mögliche Ursachen: Wie kommt es zum Reizmagen beim Kind?
Wenn das eigene Kind immer wieder unter Bauchschmerzen leidet, erwarten Eltern von einem Arztbesuch neben einer wirkungsvollen Behandlung auch eine klare Diagnose. Doch falls sich hinter den Beschwerden eine sogenannte funktionelle Dyspepsie (auch Reizmagen genannt) verbirgt, bleiben diese Erwartungen oft unerfüllt. Denn eines der Hauptmerkmale des Reizmagens – sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen – ist die Abwesenheit von offensichtlich organischen Ursachen. Welche Erklärungen es dennoch für die Krankheitsentstehung gibt, finden Sie nachstehend:
Sind Motilitätsstörungen Schuld am Reizmagen des Kindes?
Als eine der wichtigsten Ursachen für Reizmagen bei Kindern wie Erwachsenen gelten sogenannte Motilitätsstörungen. Das Wort Motilität bedeutet Beweglichkeit und beschreibt in diesem Zusammenhang die durch Muskulatur erzeugte Magenbewegung, die der Durchmischung sowie dem Weitertransport des Nahrungsbreis dient. Ist die Motilität gestört, beispielsweise durch verminderte Muskeltätigkeit oder die Verkrampfung der Muskulatur, gehört zu den möglichen Folgen eine
- verzögerte Magenentleerung,
- beschleunigte Magenentleerung oder
- unzureichende Anpassung des Magenvolumens an die Mahlzeit (gastrale Relaxation).
Die Auswirkungen gelten als mögliche Ursachen für die damit verbundenen Beschwerden wie frühzeitiges Sättigungsgefühl, Magendruck und Schmerzen im Oberbauch. Warum es bei Patienten mit funktioneller Dyspepsie zu Motilitätsstörungen kommt, ist noch unklar.
Reizmagen bei Kindern: Überempfindliche Nerven sind oft die Ursache
Eine weitere mögliche Ursache für den Reizmagen bei Kindern und Erwachsenen ist die sogenannte intestinale Hypersensitivität.4 Hinter dem Begriff verbirgt sich eine besondere Empfindlichkeit des Magen-Darm-Systems für verschiedene innere und äußere Reize (beispielsweise Dehnungsdruck oder Säuregehalt im Magen) und dadurch gegenüber der Wahrnehmung von Schmerzen. Warum das so ist, ist noch nicht hinreichend geklärt.
Forscher nehmen an, dass bei einem Reizmagensyndrom Veränderungen der folgenden Körperstrukturen und Faktoren vorliegen: 5,6
- Enterisches Nervensystem (Eingeweidenervensystem): Das neuronale Netzwerk im Bereich des Verdauungstraktes stellt die größte Ansammlung von Nervenzellen außerhalb des zentralen Nervensystems (Gehirn und Rückenmark) dar. Bei Reizmagen Patienten scheint die Anzahl der Nervenzellen, die der Versorgung der Magen-Darm-Schleimhaut dienen, erhöht zu sein. Dadurch wird das enterische Nervensystem sensibler für die Aufnahme und Weiterleitung von Reizen aus dem Verdauungsapparat.
- Neurotransmitter (Botenstoffe): Neurotransmitter sind Stoffe, die der Informationsübertragung von einer Nervenzelle auf die andere oder auch von einer Nervenzelle auf eine Muskelzelle dienen. Zu den wichtigsten Botenstoffen innerhalb dieser Gruppe zählt Serotonin, das im Verdauungstrakt Einfluss auf viele Prozesse wie die Motorik, Sekretion und Schmerzempfindung hat. Eine Dysregulation von Serotonin kann zu Beschwerden wie Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall führen, die typisch für einen Reizmagen sind.
- Entzündungsstoffe: Die Nervenzellen des enterischen Nervensystems können auch durch bestimmte Entzündungsstoffe stimuliert werden, deren Produktion bei Menschen mit funktioneller Dyspepsie verändert ist. Das hat wiederum Auswirkungen auf die Reizwahrnehmung im Magen-Darm-Trakt.
Zudem gibt es Hinweise darauf, dass im Gehirn von Patienten mit funktionellen Verdauungsbeschwerden, wie der Dyspepsie oder dem Reizdarm, – im Gegensatz zu gesunden Menschen – größere Bereiche aktiv sind, wenn das Eingeweidenervensystem gereizt wird.7
Helicobacter pylori: Eine Ursache für Reizmagen bei Kindern?
Funktionelle Dyspepsie hat hinsichtlich der Symptomatik starke Ähnlichkeit mit dem Magengeschwür (Ulcus ventriculi). Der Gedanke, dass beide Erkrankungen auch ursächliche Gemeinsamkeiten haben könnten, liegt deshalb nahe. Magengeschwüre sind die Folge einer nicht ausgeheilten Magenschleimhautentzündung, die in der Regel auf ein Missverhältnis aus Magensäure und schützendem Magenschleim zurückzuführen ist.
Zu den wichtigsten Auslösern für dieses Ungleichgewicht zählt die Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori, aufgrund seiner Fähigkeit zur Anregung der Säureproduktion. Mittlerweile ist allerdings bekannt, dass die Säureproduktion bei Patienten mit funktioneller Dyspepsie nicht verändert ist.8 Die Krankheitsentstehung unterscheidet sich demnach von der des Magengeschwürs.
Bei rund 30 Prozent der Reizmagen-Patienten kann der Magenkeim nachgewiesen werden.9 Allerdings gibt es bisher keine eindeutigen Beweise für den Zusammenhang zwischen der Infektion mit Helicobacter pylori und funktioneller Dyspepsie – ein klarer Gegenbeweis fehlt bislang ebenfalls. Somit ist die Rolle des Bakteriums für die Entstehung von Reizmagen derzeit noch nicht abschließend geklärt.
Psychosomatische Ursachen: Wenn die Psyche auf den Magen schlägt
Zu den möglichen Auslösern der Beschwerden bei Patienten mit funktioneller Dyspepsie gehört vor allem psychischer Stress. Der Grund: Unsere Verdauung ist sehr eng mit dem Nervensystem und dadurch auch mit unserer Psyche verknüpft. So befindet sich im Bereich von Magen und Darm ein sehr dichtes Geflecht aus Nervenzellen, das über den sogenannten Vagusnerv (Eingeweidenerv) mit dem Gehirn verbunden ist.
Dabei schlägt psychische Belastung nicht nur den Erwachsenen auf den Magen – auch bei Kindern und Jugendlichen können Konflikte in der Familie oder Schulstress als mögliche Ursache für den Reizmagen angesehen werden.
Was ist das Bauchhirn?
Das enterische Nervensystem (ENS), auch "Bauchhirn" genannt, steuert die Verdauung und besteht aus über 100 Millionen Nervenzellen in den Wänden des Verdauungstrakts.x Es benötigt für viele Aufgaben keine direkten Befehle von oben und verwendet ähnliche Botenstoffe und Signalwege wie das Gehirn. Über den Nervus vagus kommuniziert es ständig mit dem Gehirn, wobei 90 Prozent der Informationen vom Darm zum Kopf fließen.11,12
Dieser Austausch beeinflusst unser Handeln und Fühlen, da der Verdauungstrakt auf Emotionen reagiert: Beispielsweise erhöht Wut die Magensäureproduktion, Traurigkeit verlangsamt den Darm. Gefühle wie Freude oder Verliebtheit äußern sich oft als Kribbeln oder "Schmetterlinge im Bauch.
Diagnosestellung eines Reizmagens durch den Kinderarzt
Wer an funktioneller Dyspepsie leidet, muss vor der Diagnosestellung meist eine nervenaufreibende Serie von medizinischen Untersuchungen hinter sich bringen. Der Grund ist, dass sich die Ursachen für einen Reizmagen nicht mithilfe der gängigen Untersuchungsmethoden erfassen lassen. Bei Kindern ist die Situation noch schwieriger, da es ihnen oft schwerfällt, ihre Beschwerden in Worte zu fassen.
Beschwerden wie Bauchschmerzen, Übelkeit oder Magendrücken sind zudem sehr unspezifisch – und können Anzeichen für andere Erkrankungen sein, die vorher ausgeschlossen werden müssen (Ausschlussprinzip). Zu den Erkrankungen und Störungen, die ähnliche Beschwerden verursachen, gehören beispielsweise:
- chronisch entzündliche Darmerkrankung (wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn)
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten (beispielsweise Gluten oder Laktose)
- Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse
- Diabetes (Zuckerkrankheit)
- Infektion durch verschiedene Krankheitserreger (beispielsweise Noro- oder Rotaviren)
Zu den wichtigsten Untersuchungen, die der Arzt – meist ein Gastroenterologe (Facharzt für Magen-Darm-Erkrankungen) – bei Ihrem Kind durchführen wird, um weitere Ursachen auszuschließen, zählen folgende:
- Körperliche Untersuchung: Abtasten und Abhören des Bauchraumes, um Schmerzen, Empfindlichkeiten oder ungewöhnliche Schwellungen zu erkennen.
- Ultraschall: Eine Ultraschalluntersuchung des Abdomens kann nützlich sein, um strukturelle Anomalien oder Entzündungen zu erkennen.
- Magenspiegelung mit Biopsie: Eine Magenspiegelung (Gastroskopie) kann helfen, strukturelle Probleme im Magen und Dünndarm auszuschließen. Im Rahmen der Untersuchung können zudem Gewebeproben (Biopsien) entnommen werden, um Entzündungen, Infektionen oder andere abnormale Befunde auszuschließen.
- Stuhltests: Obwohl Stuhlproben nicht zur Diagnose von Reizmagen selbst verwendet werden, können sie helfen, Infektionen oder entzündliche Darmerkrankungen auszuschließen.
- Atemtests: Zur Diagnose von bakteriellen Überwucherungen im Dünndarm oder zur Überprüfung auf Laktoseintoleranz können Wasserstoff-Atemtests eingesetzt werden.
- Allergietests: Um Nahrungsmittelallergien auszuschließen, können spezifische IgE-Bluttests oder Hautpricktests durchgeführt werden.
Zusätzlich könnte es hilfreich sein, psychosoziale Faktoren in Betracht zu ziehen, da Stress und emotionale Belastungen häufig mit funktionellen gastrointestinalen Störungen assoziiert sind.
Tipp: Führen Sie ein Symptomtagebuch
Wenn Ihr Kind ständig über Bauchbeschwerden klagt und ärztliche Untersuchungen bislang zu keiner Lösung geführt haben, ist es sinnvoll, die Symptome in einem Tagebuch festzuhalten. Beantworten Sie darin die folgenden Fragen:
- Welche Beschwerden treten genau auf, wie oft und zu welcher Zeit?
- Wie lange halten die Krankheitszeichen jeweils an?
- In welcher Bauchregion werden die Schmerzen und das Druckgefühl wahrgenommen?
- Was hat das Kind gegessen?
Mit diesem Vorgehen können Sie dem Arzt helfen, die Symptome Ihres Kindes besser zuzuordnen und wichtige Schlussfolgerungen hinsichtlich weiterer notwendiger Untersuchungen zu treffen. Dadurch wird schließlich auch die Diagnosestellung erleichtert und beschleunigt.
Medikamente, Hausmittel und Co. für Kinder: Was hilft bei Reizmagen?
Ohne eine eindeutige Erklärung für die Beschwerden ist die Behandlung des Reizmagens schwierig, insbesondere bei Kindern. Dennoch lässt sich durch eine Kombination aus pflanzlichen Arzneimitteln, Verhaltenstherapie und psychologischer Unterstützung die Lebensqualität der kleinen Patienten stark verbessern.
Folgen: Was, wenn der Reizmagen beim Kind unbehandelt bleibt?
Wenn kleine Kinder unter den Symptomen eines Reizmagens leiden, sorgen sich die Eltern um eventuelle Komplikationen und Folgeerkrankungen. Möglich sind:
- chronische Beschwerden (Verfestigung von Schmerzen und Unwohlsein)
- Schlafstörungen (gestörter Schlafrhythmus und Schlafmangel)
- psychische Belastungen (Angstzustände oder Depressionen)
- sozialer Rückzug (Meidung sozialer Aktivitäten)
- Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit (Minderung der schulischen und sportlichen Leistungsfähigkeit)
- Entwicklung weiterer psychosomatischer Beschwerden (beispielsweise Kopfschmerzen oder Muskelschmerzen)
- Mangelernährung (Nährstoffmängeln durch Appetitlosigkeit)
- Verschlechterung der Lebensqualität (Minderung des allgemeinen Wohlbefindens)
Es ist daher wichtig, die Symptome eines Reizmagens bei Kindern ernst zu nehmen und frühzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, um mögliche Langzeitfolgen zu vermeiden.
Können Medikamente den Reizmagen bei Kindern lindern?
Grundsätzlich sind die Möglichkeiten einer medikamentösen Therapie bei Patienten mit funktionellen Bauchschmerzen eingeschränkt. Eine Heilung der Erkrankung ist dadurch nicht zu erreichen und selbst bei der Symptombekämpfung sind viele Mittel kaum wirksamer als Placebos (Scheinarzneimittel). Vor allem bei Kindern kommen Medikamente deshalb nur in Ausnahmefällen bei der Behandlung des Reizmagens zum Einsatz. Verwendung finden unter anderem:
- Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI) und H2-Rezeptor-Antagonisten: Diese beiden Arten von Medikamenten reduzieren die Säurebildung im Magen und werden typischerweise zur Linderung von Sodbrennen und saurem Aufstoßen eingenommen. Zwar gibt es keinen Hinweis darauf, dass die Produktion von saurem Magensaft bei Betroffenen verändert ist, doch der Verdauungstrakt von Patienten mit funktioneller Dyspepsie reagiert oft überempfindlich auf Säurereize.
- Gastroprokinetika: Der Grund für die Anwendung dieses Arzneimitteltyps ist, dass bei einem Teil der Reizmagen Patienten eine Motilitätsstörung (Störungen der Muskelbewegungen im Magen-Darm-Trakt) und eine verzögerte Magenentleerung vorliegt. Prokinetika bewirken eine verbesserte Magenbewegung.
- Entschäumer: Gasansammlungen im Magen-Darm-Trakt können bei Patienten mit dem Reizmagensyndrom besonders schnell Völlegefühl und Schmerzen verursachen. Entschäumende Mittel sind in der Lage, die feinen Schaumbläschen im Verdauungstrakt aufzulösen.
- Antidepressiva: Diese Medikamente zeigen besonders bei kleinen Patienten mit starken Schmerzen und psychischer Beeinträchtigung eine Wirksamkeit. Allerdings ist unklar, ob diese auf der Beeinflussung der Schmerzempfindung oder der Psyche beruht.
Zur Behandlung von Reizmagen bei Kindern werden die genannten Medikamente nur selten eingesetzt.
Hilfe aus der Natur
Pflanzliche Präparate (Phytotherapeutika), die beispielsweise Pfefferminz- und Kümmelöl enthalten, wirken krampflösend und gelten als gut verträgliche Alternative für Kinder und Jugendliche bei akuten Beschwerden wie Bauchschmerzen und Völlegefühl.
Reizmagen bei Kindern: Hilft eine Ernährungsumstellung?
Einige Lebensmittel standen lange Zeit in Verdacht, funktionelle Dyspepsie zu begünstigen, darunter beispielsweise:13
- laktosehaltige Nahrungsmittel (Milchprodukte)
- fettreiche Lebensmittel
- kohlensäurehaltige Getränke
- scharfe Gewürze
Derzeit gibt es keine Studien, die einen Zusammenhang zwischen dem Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel und der Verbesserung von Beschwerden nachweisen können.14 Dennoch kann es sein, dass sich die Beschwerden nach bestimmten Mahlzeiten verschlimmern – das ist jedoch sehr individuell. Helfen kann das Führen eines Symptomtagebuchs, um eventuelle Auslöser herauszufinden. Größere Ernährungsumstellungen oder Diäten sollten bei Kindern allerdings vorab mit dem Kinder- und Jugendarzt besprochen werden, um eine Mangelernährung zu vermeiden.
Reizmagen bei Kindern: Psychologische Hilfe und Stressabbau
Emotionale Belastung gehört gerade in jungen Jahren zu den häufigsten Auslösern von Reizmagen-Symptomen. Ein Trauerfall in der Familie kann ein ursächliches Ereignis darstellen, ebenso wie die Trennung der Eltern oder Stress in der Schule.
Allgemein können die folgenden Maßnahmen helfen:
- Sprechen Sie mit Ihrem Kind über belastende Faktoren und versuchen Sie, Konfliktsituationen zu beseitigen.
- Sportliche Betätigung kann eine gute Möglichkeit sein, einen Ausgleich zu schaffen und Stress abzubauen.
- Achten Sie außerdem darauf, dass Ihr Kind ausreichend schläft und sich ausgewogen ernährt.
Darüber hinaus stellt psychologische Unterstützung einen entscheidenden Bestandteil der Behandlung von Reizmagen dar – insbesondere bei Kindern. Therapeutische Maßnahmen, die sich als hilfreich erwiesen haben, sind:
- Kognitive Verhaltenstherapie: Das Ziel dieser Therapieform besteht darin, herauszufinden, ob es gewisse Verhaltensweisen gibt, die in Bezug auf die Krankheit schädlich sind und die Symptome noch verstärken. Im nächsten Schritt soll das Kind mithilfe eines Psychotherapeuten erlernen, diese Handlungen zu umgehen.
- Bauchbezogene Hypnose: Diese Therapietechnik beruht auf den Selbstheilungskräften des Körpers, die unter Hypnose unterbewusst angesteuert werden. Dadurch soll sich im Verlauf von mehreren Therapiesitzungen der Magen-Darm-Trakt entspannen, beruhigen und die Schmerzwahrnehmung reduziert werden.
- Autogenes Training: Hierbei handelt es sich um eine Entspannungstechnik, die vor allem zur Bewältigung von Stress eingesetzt wird. Das Kind erlernt dabei, den eigenen Organismus bewusster wahrzunehmen und auf einzelne Reaktionen des Körpers Einfluss zu nehmen.
Wichtig: Nehmen Sie die Beschwerden Ihres Kindes ernst!
Auch das Verhalten der Eltern hat Einfluss auf den Krankheitsverlauf. Es ist wichtig, die Beschwerden des Kindes ernst zu nehmen und Einfühlungsvermögen zu zeigen. Denn Aussagen wie „Du hast doch nichts, das ist nur in deinem Kopf.“ können den Leidensdruck der kleinen Patienten erhöhen und sogar zu einer Verschlimmerung der Symptome führen.
Eltern sollten sich deshalb die folgenden Punkte bewusst machen:
- Die Beschwerden meines Kindes sind nicht eingebildet. Die Tatsache, dass die Ursachen für die Erkrankung mithilfe der heutigen Untersuchungsmethoden nur schwer festzustellen sind, bedeutet nicht, dass es keine Krankheit gibt.
- Reizmagen verläuft chronisch fluktuierend. Das bedeutet, dass die Symptome der Erkrankung über einen langen Zeitraum immer wiederkehren und sich beschwerdefreie Phasen mit Krankheitsphasen abwechseln.
- Die Erkrankung ist (zumindest nicht ausschließlich) psychisch bedingt. Dass die Krankheitsphasen häufig in psychischen Belastungssituationen auftreten, lässt sich durch die enge Verknüpfung des Nerven- und Verdauungssystems erklären.
Eine wichtige Rolle spielt außerdem die Aufklärung darüber, wie es zu den Symptomen kommt. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt ausführlich erläutern, was über die Ursachen von Reizmagen bekannt ist und vermitteln Sie dieses Wissen auch Ihrem Kind. Denn hat das Kind verstanden, dass sein Bauch empfindlicher ist und es Schmerzen früher fühlt als seine Spielkameraden, ist es weniger verunsichert. Allein die daraus resultierenden positiven Auswirkungen auf die Psyche des Kindes können eine Besserung der Beschwerden bewirken.
Häufig gestellte Fragen zum Reizmagen bei Kindern
Ein Reizmagen, auch funktionelle Dyspepsie genannt, ist eine Verdauungsstörung, bei der verschiedene Beschwerden im oberen Bauchbereich auftreten. Typisch ist, dass keine organischen Ursachen vorliegen. Um die Diagnose Reizmagen zu erhalten, müssen die Symptome über mindestens drei Monate bestehen bleiben oder wiederkehrend auftreten, und andere Ursachen wie Erkrankungen ausgeschlossen sein.1
Funktionelle Magen-Darm-Beschwerden, zu denen der Reizmagen gehört, können sich bei Kindern unterschiedlich äußeren. Mögliche Beschwerden sind Oberbauchschmerzen, ein Druck- und Völlegefühl, Aufstoßen, Sodbrennen, frühzeitige Sättigung, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen.
Die Behandlung kann pflanzliche Präparate, eine angepasste Ernährung, psychologische Unterstützung wie kognitive Verhaltenstherapie, sowie Hausmittel wie leichte, gut verdauliche Kost umfassen. Medikamente wie Protonenpumpen-Inhibitoren und Gastroprokinetika werden nur selten eingesetzt.
Eine spezielle Diät wird nicht empfohlen, da es derzeit keine Studien gibt, die einen Zusammenhang zwischen bestimmten Nahrungsmitteln und dem Reizmagen-Syndrom nachweisen. Allerdings gibt es Kinder mit Reizmagen, die beispielsweise auf laktosehaltige, fettreiche, kohlensäurehaltige und stark gewürzte Lebensmittel mit Beschwerden reagieren. Ein Symptomtagebuch kann helfen, individuelle Auslöser zu identifizieren.