Reizmagen bei Kindern: Was steckt hinter den Symptomen?


Die medizinische Fachbezeichnung für den Reizmagen ist funktionelle Dyspepsie, was frei übersetzt so viel bedeutet wie „fehlerhafte Verdauung“. Beschrieben werden dadurch unterschiedliche Beschwerden, die den oberen Bauchbereich betreffen und bevorzugt nach dem Essen auftreten.

Das erstaunliche an einem Reizmagen bei Kindern wie bei Erwachsenen ist, dass der Arzt – trotz der teils schweren Symptome – bei dem Patienten keine organischen Ursachen entdecken kann. Das heißt jedoch keineswegs, dass die Beschwerden nicht real oder nicht ernst zu nehmen sind, sondern lediglich, dass die bisher verfügbaren Diagnoseverfahren die Ursachen des Reizmagens nicht erfassen können.

Die wichtigsten Symptome eines Reizmagens beim Kind


Zu den häufigsten Symptomen eines Reizmagens gehören bei Kindern und Erwachsenen vor allem Verdauungsbeschwerden, wie:

  • Schmerzen im Oberbauch oder hinter dem Brustbein
  • Druck- und Völlegefühl im Bereich des Magens
  • Aufstoßen und Sodbrennen
  • Frühzeitig einsetzende Sättigung und Appetitlosigkeit
  • Übelkeit und Erbrechen

Nicht selten tritt die Dyspepsie zusammen mit einer zweiten Form der funktionellen Verdauungsstörung auf – dem Reizdarm. In dem Fall kommen Symptome wie Blähungen, Stuhlgangunregelmäßigkeiten sowie Durchfall oder Verstopfung (Obstipation) hinzu. Ein wichtiges Kriterium zur Abgrenzung des Reizmagens oder des Reizdarms von anderen Erkrankungen ist, dass die Symptome bei dem betroffenen Kind über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten bestehen bleiben und der untersuchende Arzt für diese keine anderen Ursachen feststellen kann.2

Reizmagen-Symptome beim Kind: Wie wichtig ist ein Arztbesuch?


Beschwerden wie Bauchschmerzen, Übelkeit oder Magendrücken sind sehr unspezifisch – was bedeutet, dass bei Ihrem Kind statt des Reizmagens auch eine organische Ursache mit vergleichbaren Symptomen vorliegen kann. Ähnliche Krankheitszeichen kommen beispielsweise bei den folgenden Erkrankungen und Störungen vor:

  • chronisch entzündliche Darmerkrankung (wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn)
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten (beispielsweise Gluten oder Laktose)
  • Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse
  • Diabetes (Zuckerkrankheit)
  • Infektion durch verschiedene Krankheitserreger (beispieslweise Noro- oder Rotaviren)

Wenn Ihr Kind für einen langen Zeitraum über Beschwerden in der Bauchgegend klagt oder die Symptome plötzlich einsetzen und stark sind, ist ein Arztbesuch in jedem Fall erforderlich, um schwerwiegende Erkrankungen auszuschließen.

Warnzeichen: Worauf Sie achten sollten


Zu den wichtigsten Untersuchungen, die der Arzt – meist ein Gastroenterologe (Facharzt für Magen-Darm-Erkrankungen) – bei Ihrem Kind durchführen wird, um weitere Ursachen auszuschließen, zählt zunächst die Blutuntersuchung. Zusätzlich gibt es gewisse Symptome, die der Arzt als Hinweis darauf betrachtet, dass das Kind nicht an einem Reizmagen, sondern an einer anderen Erkrankung leidet. Zu diesen Warnzeichen oder „red flag signs“ gehören unter anderem:

  • Schluckstörung (Dysphagie)
  • häufig wiederkehrendes Erbrechen
  • chronischer Durchfall
  • Schmerzen, die so stark sind, dass das Kind nachts davon aufwacht
  • Fieber (ab 38,5 Grad Celsius)
  • Gewichtsverlust oder Wachstumsstörungen
  • verzögerte Pubertätsentwicklung oder Menstruationsstörungen
  • plötzlicher Leistungsabfall
  • das Vorliegen chronisch entzündlicher Darmerkrankungen oder Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) in der Familie
  • gastrointestinaler (Verdauungssystem betreffender) Blutverlust

Sollte der Arzt bei Ihrem Kind eines der Warnsymptome entdecken, wird er zusätzliche Untersuchungen veranlassen, beispielsweise um zu überprüfen, ob eine Nahrungsmittelunverträglichkeit besteht.

Nicht entmutigen lassen!

Es kann frustrierend sein, das eigene Kind einem medizinischen Test nach dem anderen auszusetzen, ohne eine Antwort darauf zu erhalten, woher die Schmerzen stammen. Doch der Reizmagen ist sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen genau dadurch gekennzeichnet, dass die Ursache für die Symptome nicht mithilfe der gängigen Untersuchungsmethoden identifiziert werden kann. Die Diagnose des Reizmagens beruht in gewisser Weise auf dem Ausschluss anderer möglicher Erkrankungen. Lassen Sie sich also nicht entmutigen.

Dokumentieren Sie die Reizmagen-Symptome Ihres Kindes


Wenn Sie bei Ihrem Kind einen Reizmagen vermuten, da es an Bauchbeschwerden leidet und ärztliche Untersuchungen bislang zu keiner Lösung geführt haben, ist es sinnvoll, die Symptome in einem Tagebuch festzuhalten. Beantworten Sie darin die folgenden Fragen:

  • Welche Beschwerden treten genau auf, wie oft und zu welcher Zeit?
  • Wie lange halten die Krankheitszeichen jeweils an?
  • In welcher Bauchregion werden die Schmerzen und das Druckgefühl wahrgenommen?
  • Was hat das Kind gegessen? Gibt es einen Zusammenhang?

Mit diesem Vorgehen können Sie dem Arzt helfen, die Symptome Ihres Kindes besser zuzuordnen und wichtige Schlussfolgerungen hinsichtlich weiterer notwendiger Untersuchungen zu treffen. Dadurch wird schließlich auch die Diagnosestellung erleichtert und beschleunigt.

Reizmagen-Symptome beim Kind: Was sind die möglichen Folgen?


Wenn kleine Kinder unter den Symptomen eines Reizmagens leiden, sorgen sich die Eltern um eventuelle Komplikationen und Folgeerkrankungen. Ausgehend von den Erfahrungen früherer Betroffener, lässt sich jedoch ein beruhigendes Fazit ziehen – es sind weder Komplikationen noch Folgeerkrankungen im Zusammenhang mit dem Reizmagensyndrom bekannt. Selbst wenn die schlechten Kenntnisse der Ursachen für dieses Phänomen eine effektive Behandlung erschweren, so ist es doch möglich, durch spezielle Maßnahmen deutliche Linderung der Beschwerden zu erreichen.

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