Wenn Babys sprechen lernen – ein kreativer Prozess


Kommunikation gelingt Babys in den ersten Wochen ihres Lebens auch ohne Worte. Sie drücken viel über Körpersprache aus und Eltern wissen die Baby-Signale zumeist intuitiv zu deuten. Mamas und Papas stehen idealerweise prompt parat, wenn Babys folgende Signale senden:

  • Schreien sollten Eltern nicht ignorieren, denn das Kind sucht Nähe, hat Hunger und will mit seinen Baby-Sorgen und -Nöten einfach nicht alleine sein.
  • Quengeln und Weinen sind ebenso eindeutige Hinweise, denen ohne langes Zögern nachgegangen werden sollte. Oftmals gehen den lauteren Gefühlsausbrüchen schon einige ankündigende Unmutslaute voraus.
  • Auch unruhige Bewegungen oder geballte Fäustchen können allgemeines Unwohlsein ausdrücken.
  • Ein durchgedrückter Rücken oder stark angezogene Beine weisen möglicherweise auf Bauchschmerzen hin.
  • Nuckeln an der Faust kann bedeuten, dass das Baby hungrig ist, oder aber es dient zur Beruhigung als Schnuller-Ersatz.

Baby dankt Ihnen Ihre Aufmerksamkeit und Achtsamkeit ab etwa der sechsten Woche mit einem ersten Lächeln – auch eine wunderbare Form der „wortlosen Kommunikation“.

Gut hören, gut sprechen


Sprachentwicklung setzt gutes Hören voraus: Von 1.000 Babys kommen zwei bis drei mit einer behandlungsbedürftigen Hörstörung zur Welt. Wird diese nicht entdeckt, wirkt sich das zumeist auch negativ auf den Spracherwerb aus: Nur wenn ein Baby gut hört, kann es auch sprechen lernen. In Deutschland wird deshalb bei jedem neugeborenen Baby das sogenannte Neugeborenen-Hörscreening durchgeführt. Kindern mit einer Hörstörung kann durch moderne Hörgeräte und frühe Förderung gut geholfen werden.

Sing mir ein Lied! Sie fördern und begleiten die Sprachentwicklung Ihres Babys von Anfang an spielerisch und ganz natürlich, indem Sie viel mit ihm sprechen, ihm Liedchen vorsingen, kleine Reime aufsagen und Fingerspielchen machen.

Babys Sprachentwicklung bis zum sechsten Lebensmonat


Die hörbare Sprachentwicklung beim Baby beginnt in etwa nach dem zweiten Lebensmonat, wenn es anfängt tatsächlich Sprachlaute zu produzieren. Dann kommen aus dem Babybettchen ganz neue wunderbare und kreative Geräusche: Es gluckst, seufzt, gurrt und schmatzt. Und dazwischen wird es weiterhin auch mal laut. Ihr Baby trainiert seine Stimme, beobachtet zunehmend aufmerksam die Mund- und Lippenbewegungen der Großen und versucht diese nachzuahmen.

Ab dem dritten bis vierten Lebensmonat purzeln Baby beim Sprechenlernen schon vokalartige Laute wie „a!“ oder „i!“ aus dem Mund. Wenn sich erste Konsonanten dazugesellen, kann daraus auch schon eine muntere Silbenfolge wie „da-da-da“ werden. Der Nachwuchs brabbelt eifrig vor sich hin und versucht Geräusche nachzuahmen. Begeistert wird Ihr Baby feststellen, dass es Sie damit erreicht und Sie dazu bringen kann, eine Antwort zu geben, mit ihm zu spielen oder es hochzuheben.

Machen Sie sich zum Kasper! Vorhang auf und los geht’s - schneiden Sie für Ihr Baby Grimassen, verziehen Sie das Gesicht, strecken Sie die Zunge heraus und formen Sie mit dem Mund ein O. Ihr Baby liebt diese Shows und wird alles, was sie vormachen, mit großer Begeisterung nachahmen. Sie fördern damit spielerisch und mit viel Spaß die gesunde Sprachentwicklung Ihres Babys.

Fällt Ihnen an sich selbst etwas auf, wenn Sie mit Ihrem Baby sprechen? Sicherlich würden Sie bei der Verkäuferin an der Supermarkt-Käsetheke nicht dieselbe Sprachmelodie einsetzen, die Sie ganz intuitiv und richtig bei Ihrem Baby anwenden:

  • Mamas und auch Papas sprechen mit Ihrem Nachwuchs oft mit hoher Stimme.
  • Worte werden deutlich ausgeformt und übertrieben betont.
  • Zwischen Worten und Sätzen werden längere Pausen gemacht.
  • Es finden mehr Wiederholungen statt.
  • Im Gespräch mit ihrem Baby bilden Eltern kürzere Sätze.

Studien zeigen, dass die Babysprache der Eltern Babys enorm hilft, die wichtigsten Eigenschaften von Sprache zu verstehen und selbst Sprechen zu lernen.

Ich bin ich und lerne in meinem eigenen Tempo! Jedes Kind ist einzigartig und entwickelt sich in seiner individuellen Geschwindigkeit. Wie beim Krabbeln und Laufen verhält es sich auch bei Babys Sprachentwicklung. Das eine Kind spricht sein erstes Wort mit zehn Monaten, das andere erst mit 14 Monaten. Beides ist im Rahmen einer gesunden Gesamtentwicklung völlig normal. Das berühmte erste Wort der meisten Kinder ist übrigens "Mama" - der "Papa" schafft es nur bei rund 16 Prozent auf den ersten Platz.

Babys Sprachentwicklung ab dem sechsten Lebensmonat


Wie das bei Menschen so ist, spricht der eine gerne und viel und der andere hört lieber zu. Diese charaktertypischen Wesenszüge zeigen durchaus auch Babys. Während Nachbars Nachwuchs stundenlange Monologe führt und ausdauernd Silben-Marathon trainiert, sitzt das eigene Baby vielleicht gemütlich glucksend auf seiner Spieldecke und lauscht der Welt – oder andersrum!

So wird das erste Wörtchen beim einen Baby schon mit rund zehn Monaten ausgesprochen, das andere Kind lässt sich damit noch Zeit. Kein Grund zur Besorgnis – die Sprachentwicklung verläuft bei jedem Baby im eigenen Tempo. Also keine Vergleiche in der Spielgruppe ziehen – lieber abwarten und Tee trinken! Bis zum zweiten Lebensjahr umfasst der Wortschatz Ihres Kindes rund 200 Wörter.

Das Sprachverständnis Ihres Kindes ist dem aktiven Wortschatz allerdings schon lange weit voraus. Eltern können die Sprachentwicklung deshalb auch nachhaltig prägen, indem sie einen lebhaften und abwechslungsreichen Wortschatz verwenden.

Sprachförderung im Kindergarten: Im Vorschulalter entwickeln manche Kinder Sprachstörungen, wie Lispeln, Stottern oder Stammeln. Am häufigsten geht es dabei um den Laut [s] – Fachleute sprechen vom sogenannten Sigmatismus. Logopäden fördern Kinder beim Ausbilden ihrer Sprachfähigkeit und behandeln Sprachstörungen. Sie arbeiten oftmals auch mit Kindergärten zusammen oder führen die Behandlung in ihrer eigenen Praxis durch.

Wie Eltern den Spracherwerb ihres Babys und Kindes unterstützen können


Die Sprachentwicklung Ihres Babys findet nicht isoliert, sondern als Teil seiner Gesamtentwicklung statt. Um gut sprechen zu lernen, braucht das Baby auch andere positive Reize wie Bewegung, Spiel und eine gesunde Ernährung. Wenn Sie rund um Ihr Baby eine liebevolle, fröhliche und belebte Umgebung schaffen, wird es sich gesund entwickeln und ganz von alleine sprechen lernen. Oder um es mit den Worten des Schweizer Kinderarztes und Buchautors Remo Largo zu sagen: "Die beste Sprachförderung ist eine gute Beziehung zum Kind."

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