Erstversorgung: Das A und O der Wundbehandlung


Wenn Ihr Kind hinfällt, ist meist der Schreck über den plötzlichen Sturz größer als der Schmerz an sich. Wichtig sind jetzt vor allem tröstende Worte von Mama oder Papa und ein buntes Kinderpflaster – das genügt meist, um wieder ein Lächeln aufs Kindergesicht zu zaubern. Handelt es sich aber um eine Schürf- oder eine blutende Schnittwunde, ist die richtige Wundbehandlung von großer Bedeutung, um Infektionen und Entzündungen zu verhindern. Das folgende kleine Erste-Hilfe-Einmaleins zeigt Eltern, wie sie Schnitt- und Schürfwunden bei Kindern richtig versorgen und behandeln.

1. Ruhe bewahren

Auch wenn Ihr Kind blutet und bitterlich weint, ist es wichtig, dass Eltern beim Versorgen der Schnittwunde oder Schürfwunde nicht in Panik geraten. Das verunsichert den Nachwuchs nur unnötig und macht die Wundbehandlung schwieriger.

2. Verletzung nicht berühren

Damit aus einer kleinen Wunde kein Infektionsherd wird, sollten Eltern darauf achten, dass weder sie noch das Kind mit ungewaschenen Händen in die Wunde fassen, da sich an den Händen – vor allem beim Spielen draußen – viel Dreck und auch Krankheitserreger ansammeln. Besser ist es, beim Behandeln der Wunden sterile Handschuhe zu tragen.

3. Dreckige Wunden ausspülen

Vor allem Schürfwunden sind bei Kindern mit kleinen Steinchen oder Erde verschmutzt. Der erste Schritt der Behandlung besteht darin, die Wunde unter fließendem lauwarmen Leitungs- oder Mineralwasser vorsichtig auszuspülen. Lose kleine Fremdkörper, die nur oberflächlich eingedrungen sind, können dadurch entfernt werden. Falls dies nicht der Fall ist, holen Sie die Partikel vorsichtig mit einer desinfizierten Pinzette aus der Wunde.

4. Desinfektionsmittel sparsam einsetzen

Empfehlenswert ist es, nur dann desinfizierende Mittel zu verwenden, wenn die Wunde des Kindes stark verunreinigt ist. Denn durch Desinfektion werden nicht nur Bakterien abgetötet, sondern auch die weißen Blutkörperchen, die den Heilungsprozess beschleunigen. Verzichten Sie zudem am besten auf alkoholhaltige Desinfektionsmittel, da diese auf der Kinderhaut brennen können.

5. Blutung stillen

Zu den ersten Schritten der Wundbehandlung – vor allem bei kleinen Platz- und Schnittwunden – zählt auch, die Blutung zu stoppen. Dafür müssen Eltern eine sterile Kompresse oder ein sauberes Tuch auf die Verletzung drücken und das betroffene Körperteil des Kindes hoch lagern. Nach einiger Zeit sollten so kleinere Blutungen gestoppt werden.

6. Pflaster, Verband oder unverbunden?

Wer herausfinden möchte, durch welche Maßnahmen die Wunde am schnellsten heilt, der muss zunächst einmal die Wundart identifizieren:

  • Um eine Schnittwunde zu versorgen, muss die eingeschnittene Stelle durch luftdurchlässige Pflaster, Klammern oder spezielle Klebstoffe wieder verschlossen werden, damit sich kein Narbengewebe bildet. Blutet eine Wunde stärker, kann ein Druckverband aushelfen.
  • Eine Schürfwunde bei Kindern behandeln Eltern besser nicht mit Pflaster und Kompressen, da trockene Wundauflagen schnell mit der offenen Wunde verkleben. Beim Pflasterwechsel können die neu gebildeten Hautzellen folglich direkt wieder mitabgerissen werden. Wenn die Wunde zu groß ist, um sie an der Luft heilen zu lassen, sollten Sie auf Wundheilgele oder Verbände zurückgreifen, die die feuchte Wundheilung unterstützen.

Achtung:

Eltern sollten zudem immer darauf achten, dass ihr Kind einen ausreichenden Tetanusimpfschutz hat. Denn Wunden, die sich das Kind an der frischen Luft zuzieht, können theoretisch den Tetanuserreger, der sich oft im Boden oder etwa auf Dornen befindet, übertragen. Dieser kann dann einen Wundstarrkrampf (Tetanus) auslösen, eine zumeist tödlich verlaufende Krankheit, die die muskelsteuernden Nervenzellen befällt.

Hilfe aus der Apotheke – Schürfwunden bei Kindern behandeln


Um Schürfwunden oder andere kleinere Wunden bei Kindern zu behandeln, gibt es in der Apotheke einige Hilfsmittel, die die Wundheilung beschleunigen. Empfehlenswert für eine optimale Versorgung bei Kindern sind:

  • luftdurchlässige Pflaster oder Sprühpflaster: Sie schützen die Wunde vor Schmutz.
  • Wund- und Heilsalben: Durch die Anwendung auf kleinen Schürfwunden oder Schnitten wird die natürliche Wundheilung gefördert, indem die Bildung von neuem, gesundem Hautgewebe angeregt wird.
  • Heilkräfte der Natur: Tinkturen oder Salben mit Ringelblumen können das Infektionsrisiko verringern.
  • Desinfektionsmittel: Ein desinfizierendes Mittel ist vor allem wichtig, um die Hände zu desinfizieren, die sich um die Versorgung der Wunde beim Kind kümmern, damit keine Keime in die Wunde gelangen. Sonst sollte Desinfektionsmittel zum Behandeln von Schürfwunden und Co. bei Kindern eher sparsam verwendet werden.
  • Verbandsmittel: Damit Eltern eine starke Blutung stoppen können, sollten sie alles für einen Druckverband vorrätig haben. Dazu zählen: eine sterile Kompresse, Druckpolster und Mullbinden.

Beim Behandeln von Wunden hat sich vor allem die feuchte Methode, die auf einer Heilung ohne Krustenbildung basiert, bewährt. Dadurch wird nicht nur die Wundheilung unterstützt, sondern auch das Risiko der Narbenbildung reduziert. Bei der Auswahl an Pflastern, Heilsalben und Verbänden sollten Eltern daher darauf achten, dass sie sich für solche entscheiden, die die feuchte Wundheilung fördern. Eine Beratung durch den Apotheker bietet sich hier an.

Wann ist ein Arztbesuch notwendig?


Kleine Schürfwunden oder Schnittwunden bei Kindern lassen sich durchaus zu Hause behandeln. Ab wann es sinnvoll ist, einen Arzt aufzusuchen, zeigt die folgende Checkliste:

  • Fühlt sich das betroffene Körperteil taub an, dann könnte das ein Anzeichen für eine Verletzung der Nerven sein.
  • Wenn die Wunde rot, heiß und pulsierend sowie geschwollen aussieht und zusätzlich eitriges Sekret austritt, dann schreit das nach einer Entzündung. Um die Wunde weiter zu behandeln, ist ein Fachmann nötig.
  • Ist die Wunde sehr tief oder stecken große Fremdkörper so fest, dass sie sich durch das Abspülen mit Wasser oder mithilfe einer Pinzette nicht lösen lassen, ist es besser, die Wundbehandlung Medizinern zu überlassen. Vielleicht muss die Wunde gezielt gesäubert oder sogar genäht werden.

Auch bei harmlos aussehenden Bisswunden ist es sicherer, einen Arzt aufzusuchen. Von außen können Eltern schlecht erkennen, wie tief die Wunde wirklich in die Haut ragt. Außerdem ist hier das Infektionsrisiko besonders hoch, da Bisswunden von den natürlichen Mundbakterien verunreinigt sind. Hat ein Tier Ihrem Kind die Bisswunde zugefügt, sollten Sie den behandelnden Arzt darüber informieren, ob eine Tollwut-Impfung vorliegt. Ein Blick in den Impfpass verschafft hier Klarheit. An Tollwut erkrankte Tiere können den Erreger durch einen Biss an das Kind übertragen. Besteht der Verdacht und es liegt keine Impfung vor, müssen Kinder innerhalb von 72 Stunden gegen Tollwut geimpft werden, um eine Infektion vorsorglich zu verhindern.

Bei dieser Wundbehandlung muss der Notarzt ran


Ist die Verletzung schwerwiegender, sollte umgehend ein Notarzt aufgesucht werden. Woran können Eltern erkennen, dass das der Fall ist?

  • Wenn die Wunde sehr stark blutet und auch nicht aufhört, sollte unbedingt ein Notarzt gerufen werden, da das Risiko eines hypovolämischen Schocks besteht, den man auch Volumenmangelschock nennt. Er tritt auf, wenn die Blutmenge in den Blutgefäßen unzureichend ist, was bei einem starken Blutverlust schnell passieren kann.
  • Großflächige Verbrennungen oder Verletzungen sollte sich unbedingt ein Arzt anschauen und eine passende Behandlung vorschlagen. Am besten rufen Sie in diesem Fall einen Notarzt um Hilfe.
  • Zieht sich das Kind eine Platzwunde im Gesicht zu, dann sollten Eltern vorsichtshalber direkt ins Krankenhaus fahren. Aufgeplatzte Stellen am Kopf hinterlassen schnell Narben und sollten deshalb besser genäht oder geklebt werden.

Oft können die Notärzte ambulant helfen. Aber selbst, wenn ein Kind einmal stationär aufgenommen werden muss, handelt es sich meist um kurze Aufenthalte. Auf Wunsch können Mutter oder Vater mitaufgenommen werden und gemeinsam mit dem Kind im Zimmer übernachten.

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