
Gründe: Wann und warum kann das Abpumpen sinnvoll sein?
Die ersten Tage mit einem neugeborenen Baby sind spannend. Das Stillen ist ein natürlicher Prozess und funktioniert meist instinktiv. Aber: In manchen Situationen kann es notwendig oder hilfreich sein, Muttermilch abzupumpen — sei es aus gesundheitlichen, praktischen oder organisatorischen Gründen:
- Schwacher Saugreflex des Babys: Manche Kinder trinken zwar an der Brust, nehmen aber nicht genug Milch auf. In solchen Fällen kann abgepumpte Milch mit einem Löffel, Becher oder Fläschchen gefüttert werden.
- Frühgeburt oder gesundheitliche Probleme des Babys: Manche Neugeborene sind zu schwach zum direkten Stillen oder benötigen eine besondere medizinische Betreuung. Durch das Abpumpen kann das Baby dennoch mit Muttermilch versorgt werden.
- Zu wenig Milchproduktion: Durch regelmäßiges Abpumpen und vollständiges Entleeren der Brust kann die Milchproduktion angeregt und die Menge der vorhandenen Milch gesteigert werden.
- Überproduktion von Milch: Zu viel Milch kann zu einem Milchstau oder zu einer Brustentzündung führen. Abpumpen hilft, überschüssige Milch zu entfernen und Beschwerden vorzubeugen.
- Stillprobleme oder Schmerzen: Wunde Brustwarzen oder Schmerzen beim Stillen können durch eine Stillpause gelindert werden, während das Baby weiterhin mit Muttermilch versorgt wird.
Zudem bietet Müttern das Abpumpen eine gewisse Flexibilität im Alltag — sei es für den Wiedereinstieg in den Beruf, längere Trennungen oder die Unterstützung durch andere Bezugspersonen wie den Vater oder die Großeltern.
Welche Methoden zum Muttermilch-Abpumpen gibt es?
Wer Muttermilch abpumpen muss oder will, dem stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Es gibt:
Welche Methode am besten geeignet ist, richtet sich nach dem Zweck des Abpumpens und nach den Vorlieben der Frau.
Wie kann man Abpumpen und Stillen kombinieren?
Stillen und Abpumpen lassen sich gut kombinieren, um die Milchproduktion zu optimieren und Zeit zu sparen. Eine effektive Methode ist das gleichzeitige Pumpen während des Stillens — das Baby trinkt an einer Brust, während die andere mit einer Pumpe entleert wird. Dadurch wird der Milchspendereflex genutzt, die Milchgewinnung beschleunigt und die Produktion gesteigert.
Alternativ kann nach dem Stillen abgepumpt werden, um überschüssige Milch zu sammeln und Vorräte anzulegen. Eine sanfte Möglichkeit ist zudem die Nutzung von Milchauffangschalen oder Silikon-Handpumpen, die während des Stillens Milch aus der anderen Brust auffangen.
Manuelle Handpumpen
Soll die Milch zusätzlich zum Stillen abgepumpt werden, sind manuelle Handpumpen geeignet. Sie sind günstig, die Anwendung erfordert allerdings etwas Übung. Dabei wird ein Trichter auf die Brustwarze gelegt (die richtige Größe erleichtert die Anwendung) und über ein Handstück wird regelmäßig das Saugen des Kindes imitiert. Ein Unterdruck entsteht, und nach mehrmaligem rhythmischem Pumpen sollte der Milchfluss einsetzen.
Elektrische Pumpen
Elektrische Pumpen funktionieren auf Knopfdruck. Hier kann die Saugstärke variiert werden, was das Resultat verbessert. Durch das Einstellen des richtigen Drucks kann die Brust gut geleert werden.
Beidseitige (doppelte) Milchpumpen ermöglichen das gleichzeitige Abpumpen beider Brüste - das spart Zeit. Diese Methode ist besonders für Mütter geeignet, die regelmäßig oder langfristig Milch abpumpen, da sie nicht nur effizienter ist, sondern auch die Milchproduktion besser anregen kann.
Gut zu wissen!
Muttermilchpumpen können nicht nur gekauft, sondern auch in Apotheken oder Sanitätshäusern ausgeliehen werden. In bestimmten Fällen übernimmt die Krankenkasse die Kosten, etwa wenn medizinische Gründe vorliegen – zum Beispiel bei einem Frühgeborenen, Stillproblemen oder einer zu geringen Milchproduktion. Dafür stellt der Arzt ein Rezept für eine Milchpumpe aus. Die Kostenübernahme durch die Krankenkasse gilt in der Regel für vier Wochen, kann aber bei medizinischer Notwendigkeit verlängert werden.6
Milch per Hand ausstreichen
Eine etwas anspruchsvollere, aber angenehme Methode ist das Ausstreichen der Muttermilch mit der Hand. Das Ausstreichen ist nicht ganz einfach; eine Hebamme kann die Frau bei den ersten Versuchen unterstützen.
Vor dem Entleeren der Brust per Hand ist Hygiene wichtig: Die Hände gründlich mit Seife waschen, um die Muttermilch keimfrei zu halten. Dann nimmt man die Brust in die Hand und formt mit dem Daumen und Zeigefinger ein C um die Brustwarze. Leichter Druck (ohne Schmerzen) vom Brustkorb weg und auf das Drüsengewebe regt den Milchfluss an.
So lässt sich die Milch effektiv entleeren – ganz ohne zusätzliche Geräte.
Milch abpumpen — Anleitung und Tipps
Nicht immer will das Abpumpen sofort klappen — der Milchfluss muss zunächst angeregt werden. Dabei ist es hilfreich, eine entspannte Umgebung zu suchen. Unter Stress oder Zeitdruck gelingt das Abpumpen eher schlecht. Der Anblick des Babys kann den Milchfluss unterstützen. Auch intensive Gedanken an das Kind oder das Riechen an einem getragenen Kleidungsstück helfen der Mutter.
Weitere Tipps für das Abpumpen:
- Bequeme Position und Entspannung: Eine bequeme Sitzposition fördert den Milchfluss. Eine leicht nach vorne geneigte Haltung oder ein Stillkissen können helfen, Verspannungen zu vermeiden.
- Regelmäßigkeit und Rhythmus:1 Das Abpumpen sollte in regelmäßigen Abständen erfolgen, idealerweise alle 2–3 Stunden tagsüber und einmal in der Nacht, um die Milchproduktion aufrechtzuerhalten. In 24 Stunden wird somit 8-12 mal abgepumpt. Hat sich das Abpumpen nach einigen Wochen eingespielt, ist 6-maliges Abpumpen pro Tag ausreichend.
- Dauer des Abpumpens anpassen: Pro Brust mindestens 15 Minuten abpumpen oder bis der Milchfluss nachlässt.1
- Wärme zur Anregung des Milchflusses: Wärme durch eine Kompresse oder Dusche, erweitert die Milchgänge und erleichtert den Milchfluss.
- Stimulation während des Abpumpens: Eine leichte Brustmassage kann helfen, den Milchspendereflex zu aktivieren. Ältere Babys tun dies oft instinktiv, indem sie während des Trinkens die Brust massieren oder an der anderen Brustwarze spielen.
Wie viel Milch ist beim Abpumpen normal?
Etwa 14 Tage nach der Geburt sollten 500 bis 700 Milliliter Muttermilch pro 24 Stunden erreicht werden.2 Allerdings variiert die Milchmenge je nach Alter und Appetit des Kindes: Beispielsweise kann der Magen eines einmonatigen Babys etwa 80 bis 100 Milliliter fassen, während ein Baby mit 4 Monaten bereits rund 150 Milliliter pro Mahlzeit aufnehmen kann.3 Andere Faktoren wie die Einführung von Beikost (frühestens ab dem vollendeten vierten Lebensmonat) beeinflussen ebenfalls die benötige Milchmenge.4
Nach dem Abpumpen die Muttermilch richtig lagern
Nach dem Abpumpen ist es wichtig, die Muttermilch richtig zu lagern.
- Abgepumpte Muttermilch ist ohne Kühlung etwa 6 bis 8 Stunden haltbar; bei einer Raumtemperatur von 15 bis 25 Grad Celsius.5
- Im Kühlschrank hält sich die Milch etwa 48 Stunden.2
- Wer einen Vorrat an Muttermilch anlegen möchte, kann diese auch einfrieren. In der Gefriertruhe ist die Milch bis zu sechs Monate lang haltbar.5
Vor dem Verzehr wird die Milch im Wasserbad oder in einem speziellen Gerät erwärmt. Beim Füttern des Babys hilft ein Löffel, ein Becher oder eine Flasche. Die Mikrowelle ist nicht geeignet, um Muttermilch zu erhitzen – die Strahlung zerstört wertvolle Inhaltsstoffe. Außerdem kann die punktuelle Erhitzung zu Verbrennungen des Kindes beim Trinken führen.
Häufig gestellte Fragen zum Milch abpumpen
Es gibt viele Gründe, warum Mütter Milch abpumpen: Zum Beispiel, um einen Milchvorrat für Zeiten der Abwesenheit zu haben, etwa wenn sie arbeiten oder Termine wahrnehmen müssen. Manche Babys haben Schwierigkeiten beim direkten Stillen, sodass abgepumpte Milch eine Alternative sein kann. Auch bei zu viel Milch kann Abpumpen helfen, einen Milchstau oder Brustentzündungen zu vermeiden. Zudem nutzen einige Mütter das Abpumpen, um die Milchproduktion gezielt zu steigern oder Muttermilch für Frühgeborene bereitzustellen.
Wählen Sie einen ruhigen, bequemen Ort und entspannen Sie sich, da Stress den Milchfluss hemmen kann. Sanftes Massieren der Brust vor und während des Abpumpens kann helfen, den Milchspendereflex zu aktivieren. Eine gut sitzende Pumpe und das richtige Saugintervall (anfangs alle 2 bis 3 Stunden)1 sorgen für ein angenehmes und effektives Abpumpen. Das Abpumpen beider Brüste gleichzeitig (Doppelpumpen) kann zudem Zeit sparen und die Milchproduktion steigern.
Zum Anregen der Milchbildung wird empfohlen, etwa 15 Minuten pro Brust abzupumpen oder solange, bis kein Milchfluss mehr sichtbar ist.1 Wenn Sie ausschließlich abpumpen, kann eine Frequenz von 8 bis 12 Mal täglich helfen, die Produktion aufrechtzuerhalten.1 Auch Power-Pumping (mehrere kurze Pumpintervalle hintereinander) kann eine gute Methode sein, um die Milchmenge zu steigern.
Ja, es kann durchaus effektiv sein, während des Stillens gleichzeitig mit der anderen Brust abzupumpen. Der natürliche Milchspendereflex, der durch das Stillen ausgelöst wird, erleichtert mitunter das Abpumpen. Dies spart Zeit und kann helfen, die Milchproduktion zu optimieren. Einige Mütter nutzen dabei eine Handpumpe oder eine elektrische Pumpe mit Freihand-Funktion, um es komfortabler zu gestalten.