Häufige Fragen zu Lebensmittelunverträglichkeiten und -allergien:
Bei einer Lebensmittelunverträglichkeit (Intoleranz) kann der Körper aufgrund eines Enzymmangels bestimmte Bestandteile in der Nahrung nicht richtig verarbeiten beziehungsweise verdauen.
Typisch sind Magen-Darm-Beschwerden wie Blähungen, Durchfall oder Bauchschmerzen.
Liegt eine Allergie vor, ist das Immunsystem beteiligt. Es stuft einige Nahrungsbestandteile als “Gefahr” ein und ruft infolgedessen eine Reaktion hervor.
Bei einer Lebensmittelallergie kann sowohl das Verdauungssystem reagieren, beispielsweise mit Durchfall oder Blähungen, als auch andere Organsysteme.Oft zeigen sich auch Hautreaktionen wie ein Ausschlag.
Magen-Darm-Beschwerden: Keine Seltenheit bei Babys
Werden Säuglinge nicht mehr nur gestillt, sind Magen-Darm-Beschwerden – mit Ausnahme der Zöliakie – in der Regel auf eine noch instabile Darmflora (Mikroorganismen des menschlichen Darms) zurückzuführen.1 Der Verdauungstrakt muss sich zunächst an die ungewohnten Speisen gewöhnen, weshalb es nicht selten zu Beschwerden wie Blähungen oder Bauchschmerzen kommt.
Probleme mit der Verdauung sind aber auch dann möglich, wenn beispielsweise ballaststoffreiche Lebensmittel (wie Getreideprodukte, Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse) in zu großen Mengen zugeführt wurden. Zwar sind Ballaststoffe ein wichtiger Teil der Ernährung und gut für den Darm, jedoch befindet sich Babys Verdauung noch im Aufbau. Werden zu viele ballaststoffreiche Lebensmittel aufgenommen, kann dies den Darm überfordern und beispielsweise zu Verstopfung führen.
Es kann jedoch auch sein, dass der Körper auf ganz bestimmte Lebensmittel mit Verdauungsbeschwerden oder auch einer allergischen Hautreaktion, wie einem Ausschlag, reagiert. Die Ursachen hierfür können dann beispielsweise in einer Lebensmittelunverträglichkeit (Intoleranz) oder -allergie begründet sein.
Allergie oder Intoleranz – was ist der Unterschied?
Sowohl bei einer Lebensmittelallergie als auch bei einer Unverträglichkeit (Intoleranz) kann es zu Verdauungsbeschwerden kommen. Allerdings sind die Auslöser hierfür unterschiedlicher Natur:
- Bei einer Allergie stuft der Körper bestimmte Bestandteile im Essen als “gefährlich” ein, infolgedessen kommt es zu einem allergischen Effekt. Liegt beispielsweise eine Kuhmilchallergie vor, ist es in der Regel das enthaltene Eiweiß (Protein), welches eine Immunreaktion hervorruft.
- Im Gegensatz dazu, kann der Darm bei einer Unverträglichkeit einige Lebensmittel beziehungsweise Bestandteile nicht richtig verarbeiten. Bei einer Milchunverträglichkeit (Lactoseintoleranz) ist es dem Körper aufgrund eines Enzymmangels nicht möglich, den Milchzucker (Lactose) richtig zu verstoffwechseln und es kommt zu unterschiedlichen Magen-Darm-Beschwerden.
Nahrungsmittelunverträglichkeit: Was steckt dahinter?
Die Nahrungsmittelunverträglichkeit oder -intoleranz wird meist durch einen Enzymmangel hervorgerufen. Bei manchen Patienten ist auch der Transportmechanismus im Darm beeinträchtigt. Je nach fehlendem Enzym können Intoleranzen beispielsweise gegenüber folgenden Nahrungsbestandteilen bestehen:
Therapie einer Nahrungsmittelunverträglichkeit
Unabhängig davon, ob eine Unverträglichkeit gegenüber Gluten, Lactose, Fructose oder Histamin vorliegt – die Behandlung zielt in der Regel auf eine Umstellung der Ernährung (Weglassen der auslösenden Speisen) ab. Aber: Sofern sich die Lebensmittelintoleranz bereits im Säuglings- oder Kleinkinderalter zeigt, kann es sein, dass diese im Laufe des Lebens auch von selbst wieder verschwindet.
Typischerweise geht eine Nahrungsmittelunverträglichkeit mit Magen-Darm-Beschwerden einher. Häufige Symptome sind unter anderem:
- Verstopfung
- Erbrechen
- Appetitlosigkeit
Sollten die Symptome über einen längeren Zeitraum bestehen oder sind Sie sich unsicher, ob Ihr Baby krank ist, zögern Sie nicht und suchen Sie einen Kinderarzt auf. Er kann herausfinden, ob eine Unverträglichkeit auf bestimmte Lebensmittel besteht oder eine andere Ursache hinter den Magen-Darm-Problemen steckt.
Wie lässt sich eine Intoleranz feststellen?
Um herauszufinden, ob eine solche Lebensmittelunverträglichkeit beim Baby vorliegt, ist es hilfreich, ein Symptomtagebuch zu führen. Hier wird unter anderem festgehalten, welche Nahrungsmittel das Kind bekommen und ob es im Anschluss Beschwerden gezeigt hat. Dem Arzt kann dies bereits erste Hinweise liefern. Darüber hinaus wird er versuchen, mittels Differenzialdiagnose andere Erkrankungen auszuschließen. Das Weglassen bestimmter Speisen (Eliminationsdiät) sowie der Versuch eine allergische Reaktion auszulösen (Provokationstest) sind weitere Möglichkeiten, um eine Diagnose zu stellen.
Lactoseintoleranz
Bei einer Lactoseintoleranz vertragen Betroffene den in Milch und Milchprodukten enthaltenen Milchzucker (Lactose) nicht. Da ihnen das Enzym Laktase zur Verwertung fehlt, wandert der Milchzucker unverändert vom Dünndarm zum Dickdarm, wo er von Bakterien zersetzt wird. Die dabei entstehenden Abfallprodukte, beispielsweise Milchsäuren, kurzkettige Fettsäuren und Gase wie Kohlenstoffdioxid, sind es letztlich, die zu den typischen Verdauungsbeschwerden führen.
Die Lactoseintoleranz ist keine seltene Lebensmittelunverträglichkeit: Bis zu 15 Prozent der Europäer weisen eine solche auf.2 Meist entwickelt sie sich im Jugendalter, Kinder unter 5 Jahren sind eher selten betroffen.3 Neugeborene können Lactose sogar sehr gut verstoffwechseln, da Muttermilch ebenfalls Lactose enthält – sogar mehr als Kuhmilch.4 Allerdings nimmt die Menge des Enzyms Laktase nach den ersten Lebensmonaten ab. Wann und ob ein kritscher Wert erreicht wird, ist dabei individuell verschieden.
Aha!
Reagiert ein Baby auf Kuhmilch beziehungsweise kuhmilchhaltige Lebensmittel mit Beschwerden, handelt es sich meist um eine Allergie auf das in der Milch enthaltene Milcheiweiß (unter Umständen beispielsweise auch in Babynahrung oder Medikamenten zu finden).
Die Kuhmilchallergie ist eine der häufigsten Allergien bei Säuglingen und Kleinkindern und führt zu Symptomen wie Durchfall, Erbrechen, Hautausschlag und Blähungen. Im schlimmsten Fall kann zudem ein allergischer Schock auftreten. Auch voll gestillte Babys können Symptome zeigen, wenn die Mutter Milchprodukte zu sich nimmt.
Fructoseunverträglichkeit
Bei der Fruchtzuckerunverträglichkeit (Fructosemalabsorption) ist das Transportprotein GLUT-5 eingeschränkt wirksam, weshalb es zu einer unvollständigen Aufnahme des Fruchtzuckers im Verdauungstrakt kommt. Die nicht aufgenommene Fructose gelangt in den Dickdarm, wo sie verschiedene Verdauungsschwierigkeiten hervorruft, beispielsweise Durchfall, Bauchschmerzen oder Blähungen.
Was ist eine hereditäre Fructoseintoleranz?
Die sogenannte hereditäre Fructoseintoleranz (HFI) zeigt sich oftmals im Säuglingsalter, sobald auf Beikost mit Obst und Gemüse umgestellt wird. Es handelt sich um eine vererbte Stoffwechselstörung, bei der das Enzym Aldolase B im Körper nicht oder nur unvollständig vorhanden ist. In der Folge ist es dem Organismus nicht möglich, die Fructose weiterzuverarbeiten. Neben Verdauungsbeschwerden kann es bei weiterer Fructosezufuhr zu Funktionsstörungen der Leber und Nierenschäden kommen.
Histaminunverträglichkeit
Bei Histamin handelt es sich um einen im Körper natürlich vorkommenden Stoff, der aber auch in zahlreichen Lebensmitteln vorzufinden ist, beispielsweise in Fleisch, Fisch, Käse, Wein und verschiedenen Gemüsesorten. Liegt eine Histaminintoleranz vor, ist dies auf einen Mangel des Histamin abbauenden Enzyms Diaminoxidase (DAO) zurückzuführen.
Dabei weist das Enzym meist eine verringerte Aktivität auf, wodurch der Abbau von Histamin verlangsamt abläuft. In der Folge kommt es zu einem Ungleichgewicht zwischen aufgenommenem und abgebauten Histamin.
Je nach Ausprägung der Histaminunverträglichkeit zeigen sich neben Verdauungsproblemen oftmals auch weitere mögliche Symptome, so beispielweise
- Hautrötungen,
- Quaddeln,
- Juckreiz oder
- Kopfschmerzen.
Glutensensitivität
Eine Glutensensitivität (Nicht-Zöliakie Weizensensitivität) kann sich nach Einführung von glutenhaltiger Beikost zeigen. Ob es sich dabei jedoch tatsächlich um eine Unverträglichkeit gegenüber Gluten handelt, ist derzeit noch umstritten. Einige Wissenschaftler gehen davon aus, dass das Immunsystem auf einen anderen Bestandteil in glutenhaltigen Getreidesorten reagiert, nämlich auf die Eiweißbestandteile Alpha-Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATI).5 Genaure Untersuchungen stehen allerdings noch aus.
Das Beschwerdebild der Glutensensitivität ähnelt dabei dem der Zöliakie. Typisch sind unterschiedliche Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall oder ein aufgeblähter Bauch (Trommelbauch). Darüber hinaus sind Symptome wie
- Entwicklungsstörungen,
- Gewichtsabnahme oder
- Vitamin- und Eisenmangel
möglich. Sollten Eltern Auffälligkeiten nach dem Verzehr glutenhaltiger Beikost bei ihrem Kind bemerken, ist dies unbedingt ärztlich abzuklären.
Gut zu wissen: Die Weizenallergie
Im Gegensatz zur Glutensensitivität handelt es sich bei der Weizenallergie um eine allergische Reaktion auf Weizen. Typischerweise kommt es zu Bauchschmerzen, Durchfall und Erbrechen, es sind jedoch auch Schwellungen im Gesicht, und Juckreiz im Mund-Rachenraum sowie den Augen möglich. Oftmals bessert sich die Allergie im Laufe der kindlichen Entwicklung.
Exkurs: Zöliakie beim Baby und Kleinkind
Zöliakie ist eine Erkrankung des Dünndarms, bei der eine lebenslange Unverträglichkeit gegenüber dem Klebereiweiß Gluten besteht. Gluten findet sich in den handelsüblichen Getreidearten
- Weizen,
- Dinkel,
- Roggen,
- Gerste und auch
- Hafer.
Darüber hinaus enthalten alte Weizensorten wie Einkorn oder Emmer das Klebereiweiß.
In der Regel macht sich eine Zöliakie bei Kleinkindern 3 bis 6 Monate nach Einführung glutenhaltiger Nahrungsmittel bemerkbar.6
Normalerweise wird das Gluten im Dünndarm zerlegt und die Nährstoffe gelangen über die dortige Schleimhaut in den Körper. Bei Zöliakie-Betroffenen ist es jedoch so, dass das Klebereiweiß eine Entzündung der Darmschleimhaut hervorruft. Die vielen Falten des Darms (Zotten) bilden sich daraufhin zurück und verringern so die Oberfläche, über die Nährstoffe aufgenommen werden können. Die Folge sind deshalb Nährstoffmängel, die wiederum eine Reihe von Beschwerden verursachen.
Bei Kindern und Jugendlichen äußert sich die Zöliakie meist durch:
- Verzögerung der körperlichen Entwicklung (Gedeihstörungen) mit Gewichtsstillstand oder -abnahme,
- Appetitlosigkeit,
- Erbrechen und
- Durchfall.
Typisch ist zudem ein aufgeblähter Leib. Viele Kinder zeigen sich auch weinerlich, missmutig und haben kein oder kaum Interesse am Spielen.
Liegt die Vermutung nahe, dass Ihr Kind an Zöliakie leidet, sollten Sie unbedingt einen Kinder- und Jugendarzt aufsuchen. Durch eine Blutuntersuchung lässt sich der Verdacht bekräftigen. Eine eindeutige Diagnose liefert dann eine Dünndarmbiopsie, bei der mehrere Gewebeproben aus verschiedenen Bereichen des Dünndarms entnommen und anschließend untersucht werden.
Steht die Diagnose fest, muss vollständig und lebenslang auf glutenhaltige Lebensmittel verzichtet werden. Andere Therapieoptionen gibt es bislang nicht. Wer sich bei der Zusammenstellung des Speiseplans unsicher ist, kann einen Arzt oder Ernährungsberater um Hilfe bitten.
Ursachen und Auslöser einer Lebensmittelallergie
Eine Allergie gegenüber Nahrungsmitteln liegt dann vor, wenn die Beschwerden durch die Beteiligung des Immunsystems ausgelöst werden. Charakteristisch ist dabei, dass die Reaktion nicht beim ersten, sondern erst nach wiederholtem Kontakt mit dem Lebensmittel erfolgt. Dabei sind es in fast 90 Prozent der Fälle Grundnahrungsmittel, die eine allergische Reaktion bei Säuglingen und Kleinkindern hervorrufen.7 Häufige Auslöser (Allergene) sind
- Kuhmilch,
- Hühnerei,
- Fisch und Schalentiere,
- Soja,
- Weizen oder
- Nüsse und Samen.
Nach dem Verzehr von allergieauslösenden Lebensmitteln können ebenfalls Verdauungsprobleme auftreten. In einigen Fällen zeigen sich zusätzlich oder manchmal ausschließlich allergische Reaktionen der Haut (Juckreiz, Ekzeme), Nase (Niesen, Schnupfen) sowie Atemwege (Asthma, Husten).
Vorsicht bei anaphylaktischem Schock!
Bei einer sehr heftigen Allergiereaktion kann es zu einem anaphylaktischen Schock kommen, bei dem der gesamte Organismus auf das Allergen reagiert. Charakteristisch ist, dass immer zwei Organsysteme, beispielsweise die Haut und der Verdauungstrakt, gleichzeitig betroffen sind. Die allergische Reaktion erfolgt innerhalb kürzester Zeit und der Allgemeinzustand des Patienten kann sich rasant verschlechtern. Bei Verdacht auf einen allergischen Schock sollten Sie unbedingt den Notarzt kontaktieren.
Zur Vorbeugung einer Nahrungsmittelallergie empfehlen Experten, das Kind bis zum sechsten Monat zu stillen.8 Denn Muttermilch enthält nicht nur alle für das Baby relevanten Nährstoffe, sondern auch immunologische Faktoren, die das Risiko für die Entwicklung einer Allergie senken können.
Stillen stellt in den ersten Lebensmonaten die optimale Ernährung für die frühkindliche Entwicklung dar. Um eine bestmögliche Allergieprävention zu erreichen, sollte die Einführung von Beikost deshalb nicht vor Beginn des fünften Lebensmonats erfolgen – und nicht später als zu Beginn des 7. Monats.8
Interessant:
Sollten Frauen, die einen Säugling mit potenziell erhöhtem Allergierisiko haben, nicht in der Lage sein zu stillen (vollständig oder teilweise), können sie auf sogenannte HA-Nahrung zurückgreifen. Dabei handelt es sich um hypoallergene Babynahrung, die speziell für Säuglinge mit potenziell erhöhtem Allergierisiko entwickelt wurde. Bei der Babynahrung wurde der Eiweißbaustein der Kuhmilch in kleinere Bestandteile aufgespalten, wodurch das Risiko eine Nahrungsmittelallergie zu entwickeln, reduziert wird. Als allergiegefährdete Kinder gelten all jene, deren Eltern oder Geschwister an einer Allergie, beispielsweise Heuschnupfen, Nahrungsmittelallergie oder an Neurodermitis leiden.