Magensäure: Der Magen mag es sauer


Salzsäure ätzt so stark, dass sie sogar in der Lage ist, Metall anzugreifen. Und trotzdem ist sie natürlicher Bestandteil unseres Körpers: Denn Magensäure ist Salzsäure – in einer sehr niedrigen Konzentration. Der pH-Wert des Magensaftes wird durch die Magensäure beeinflusst.

Was bedeutet pH-Wert? Das Kürzel pH stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „potentia hydrogenii“ – Konzentration der Wasserstoffionen. Der pH-Wert ist damit eine Maßeinheit für die Intensität einer Säure. Die Skala des pH-Wertes reicht von 0 bis 14. Unterhalb von 7 liegen die Säuren, darüber die Basen. Bei 7 liegt der neutrale Bereich – den zum Beispiel reines Wasser aufweist.

Der pH-Wert im Magen schwankt in der Regel zwischen 0 und 4. Schon beim Gedanken daran, etwas zu essen, spätestens aber mit der Nahrungsaufnahme selbst produziert der Magen mehr Magensäure und der pH-Wert sinkt. Der pH-Wert des menschlichen Magensaftes hängt von folgenden Faktoren ab:

  • Tageszeit
  • Körpergewicht
  • Nahrungsaufnahme

Am effektivsten funktioniert der Vorgang der Nahrungsaufspaltung bei einem pH-Wert von 2 bis 4.

Die drei Phasen der Magensäureproduktion – auch in der Schwangerschaft:


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Phase 1 (cephale Phase)Phase 2 (gastrale Phase)Phase 3 (intestinale Phase)
Es genügt, sich etwas Leckeres zu essen vorzustellen, um dem Körper bereits den Reiz zu geben, Magensäure zu produzieren. Spätestens aber mit dem Sehen, Riechen und Schmecken sorgt der Nervus vagus für vermehrte Säureproduktion.Die Ausdehnung des Magens beim Essen sowie das Vorhandensein bestimmter Proteine und Gewürze fördert die weitere Produktion von Magensäure, unter anderem durch die Ausschüttung von Hormonen.Sind die zersetzten Nahrungsbestandteile im Darm gelandet, werden Enzyme ausgeschüttet, die dafür sorgen, dass die Produktion von Magensäure zurückgefahren wird.

Auch zwischen den Mahlzeiten wird Magensäure produziert – abhängig vom Körpergewicht. Das erklärt, warum bei Männern im Schnitt mehr Säure nachgewiesen werden kann als bei Frauen. Im Alter nimmt die Produktion bei beiden Geschlechtern ab.

Die Magenschleimhaut schützt den Magen vor seiner Magensäure


Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts gingen Wissenschaftler davon aus, dass der Magen aufgrund seines hohen Säuregehalts und deren tödlicher Wirkung auf Bakterien und andere Eindringlinge steril sei. Heute weiß man, dass sich immer wieder Erreger wie Helicobacter pylori im Magensaft nachweisen lassen.

Ist der Mensch gesund, sind diese Bakterien ungefährlich. Wird allerdings zu wenig Magensäure produziert – zum Beispiel, weil sie medikamentös gezügelt wurde –, kann es zu einer Fehlbesiedelung und damit zu einer Gastritis oder im schlimmsten Fall zu Magenkrebs kommen. Auch bei starkem Sodbrennen können Bakterien mit der Magensäure in die Speiseröhre gelangen und aus Versehen eingeatmet werden. Das kann zu einer Lungenentzündung führen.

Gerade im ersten Schwangerschaftsdrittel kommt es häufig zu Übelkeit und Erbrechen. Die ätzende Magensäure gelangt dabei durch die Speiseröhre nach oben und kann zu Entzündungen führen. Dem Magen selbst macht die stark ätzende Säure nichts aus. Er hat eine entsprechend dicke Schleimhaut, die ihn davor schützt, sich selbst zu verdauen. Durch Infektionen oder Stress – aber auch durch Rauchen, Medikamente und Alkohol – kann die Magenschleimhaut geschwächt werden, sodass es zu Komplikationen kommt.

Unser Tipp: Erbrechen in den ersten Monaten gehört zu den klassischen Begleiterscheinungen einer Schwangerschaft. Die Magensäure, die dabei hochkommt, greift allerdings den Zahnschmelz an. Werdende Mütter, die sich immer wieder übergeben müssen, sollten daher regelmäßig den Zahnarzt aufsuchen, um Spätfolgen zu vermeiden. Ein weiterer Schutz ist ausreichendes Trinken: Es hilft dabei, die Magensäure zu verdünnen, was sie weniger aggressiv macht.

Ein Zuviel an Magensäure


Ein übermäßiger Konsum von Genussmitteln wie Kaffee, viel Stress oder eine Umstellung der Ernährung können vorübergehend zu einer überhöhten Magensäureproduktion führen. Dadurch entstehen nicht zwangsläufig Probleme; der Magen ist in der Lage, ein kurzzeitiges Übersäuern zu kompensieren.

Bei einer Übersäuerung über längere Zeit – man spricht hier von Hyperazidität – ist der Schutz der Magenschleimhaut allerdings nicht mehr gewährleistet und es kann zu einer Magenschleimhautentzündung oder auch einem Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür kommen.

So erkennen Sie, ob Sie in der Schwangerschaft zu viel Magensäure produzieren:

  • Mundgeruch
  • Husten
  • Halsschmerzen
  • Magenschleimhautentzündung

Erste Maßnahmen gegen einen Überschuss an Magensäure: Schaffen Sie Ausgleich und Entspannung, bewegen Sie sich mehr und lassen Sie zu fettes, zu scharfes und allzu süßes Essen weg.

Ein Zuviel an Magensäure kann man auch mit Hausmitteln wie Kartoffeln, Weißbrot oder Karottensaft gut in den Griff bekommen, da diese Lebensmittel Magensäure binden und den Magen beruhigen. Es ist immer sinnvoll, es erst einmal auf natürliche Weise zu versuchen, bevor man sich in der Apotheke beraten oder beim Arzt Medikamente verschreiben lässt. Hinzu kommt: In der Schwangerschaft sollten Sie so gut es geht auf Medikamente verzichten, um Ihr Baby nicht zu gefährden.

Ein Zuwenig an Magensäure


Nicht nur zu viel, auch zu wenig Magensäure kann Probleme verursachen. Ein Magensäuremangel führt zu Verdauungsbeschwerden, da die Nahrung im Magen nicht mehr richtig zerkleinert werden kann. Sie bleibt entweder überdurchschnittlich lange im Magen liegen oder es gelangen zu große Teile in den Darm, die dort nur unter erschwerten Bedingungen weiterverarbeitet werden können.

So erkennen Sie, ob Sie zu wenig Magensäure produzieren:

  • Durchfall
  • Mangelerscheinungen (zum Beispiel Vitamin- oder Eisenmangel)
  • häufige Infekte

Ein deutliches Anzeichen für eine Unterproduktion von Magensäure ist eine gestörte Darmflora. Dadurch, dass zu wenig Säure im Magen vorliegt, gelangen Mikroorganismen in den Darm und richten dort Schaden an. Ein Mangel an Magensäure kann auch einen Vitamin-B12-Mangel und damit eine Blutarmut nach sich ziehen.

Denn das Vitamin braucht ein saures Milieu im Magen, um optimal aufgenommen zu werden. Verfügt der Körper über zu wenig Vitamin B12, wird die Bildung der roten Blutkörperchen beeinträchtigt.

Erste Hilfe in der Schwangerschaft bei Magensäuremangel: Setzen Sie bittere Lebensmittel auf Ihren Speiseplan. Grünes Gemüse wie Brokkoli oder Spinat regt die Verdauung an.

Wichtig ist dann vor allem, Stress zu reduzieren – auch dem Baby zuliebe. Verschiedene Entspannungstechniken wie Yoga oder Progressive Muskelentspannung können die Situation bereits verbessern. Auch eine angepasste Ernährung wirkt sich in den meisten Fällen positiv aus. Hilft beides nicht, so bleibt der Gang zum Arzt. Er kann zum Beispiel mithilfe einer Magenspiegelung den Ursachen auf den Grund gehen und eine passende Behandlung verordnen.

Probleme mit Magensäure sind in der Schwangerschaft normal


Doch nicht immer muss hinter Problemen mit Magensäure ein Überschuss oder ein Mangel stecken. Durch die Schwangerschaftshormone werden die Muskeln im Körper weicher. Das gilt auch für den Schließmuskel zwischen Magen und Speiseröhre, der diese normalerweise vor einem Rückfluss von Magensäure schützt.

Dadurch kann es zu Symptomen wie Sodbrennen kommen. Das brennende Gefühl in der Speiseröhre entsteht bei Schwangeren aber auch durch das Wachstum des Babys. Es braucht mehr Platz und schiebt die Organe zusammen. Durch diesen Druck kann ebenfalls Magensäure nach oben gepresst werden.

Hinzu kommt, dass in der Schwangerschaft das Verdauungssystem etwas gemächlicher arbeitet. Stellt sich die werdende Mutter darauf nicht mit kleineren Mahlzeiten ein oder gibt sie Heißhungerattacken nach, dann kann das dazu führen, dass der Magen bis obenhin gefüllt ist und der saure Magensaft es noch einfacher hat, zurück in die Speiseröhre zu fließen.

Lassen sich Probleme mit Magensäure in der Schwangerschaft nicht mit gängigen Hausmitteln, Entspannung und einer Veränderung der Essgewohnheiten beseitigen, dann können auch Schwangere auf Präparate zurückgreifen, die die überschüssige Säure im Magensaft neutralisieren. Doch auch, wenn diese rezeptfrei in der Apotheke zu kaufen sind: Ohne Rücksprache mit dem Arzt sollte eine werdende Mutter keine Arzneimittel einnehmen.

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Simone Blaß Nach einem Volontariat bei einem medizinisch geprägten Fernsehsender und ihrer Zeit beim Radio spezialisierte sich Simone Blaß als freie Familienredakteurin auf den Schwerpunkt Gesundheit. Aufgrund ihres in Erlangen absolvierten Psychologiestudiums interessiert sie sich vor allem für das Zusammenspiel zwischen Körper und Seele. Simone Blaß Autorin kanyo® mehr erfahren