Vielfältige Ursachen für Kopfschmerzen in der Schwangerschaft


Im Bauch wächst ein neues Leben heran – dahingehend spielen oft nicht nur die Gedanken, sondern auch der Körper in der Schwangerschaft verrückt. So sind Kopfschmerzen ein Leiden, dass viele Schwangere allzu gut kennen. Ursachen gibt es viele, beispielsweise:

  • zu geringe Flüssigkeitsaufnahme
  • Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich
  • Stress
  • Sauerstoffmangel
  • unregelmäßiger Schlafrhythmus

Auch Überanstrengung kann ein Grund für Kopfschmerzen in der Schwangerschaft sein. Vor allem in den letzten Wochen gehen aufgrund des zunehmenden Gewichts des Babys selbst leichte Tätigkeiten beschwerlicher von der Hand.

Kopfschmerzen: Mögliches Warnsignal


Kommt es in der Schwangerschaft plötzlich zu starken Kopfschmerzen, kann das – neben dauerhaft hohem Blutdruck (höher als 140/90 mmHG)1 und dem übermäßigen Ausscheiden von Eiweiß (Proteinurie) – ein Symptom für Präeklampsie (auch als Spätgestose oder Schwangerschaftsvergiftung bekannt) sein.

An dieser ernsthaften Erkrankung, bei der der Blutdruck steigt und zu viele Eiweiße über den Urin ausgeschieden werden, leiden drei bis fünf Prozent aller Schwangeren.2 Treten Kopfschmerzen in der Schwangerschaft erstmalig auf, kann auch eine Sinusvenenthrombose (Blutgerinnsel im Gehirn) der Grund dafür sein. Bitte suchen Sie daher sofort einen Arzt auf, um die Ursache der Kopfschmerzen abzuklären.

Tipps & Hausmittel bei Kopfschmerzen in der Schwangerschaft


Gönnen Sie sich ausreichend lange Ruhepausen. Treten Kopfschmerzen auf, ziehen Sie sich – wenn möglich – in einen abgedunkelten Raum zurück und legen Sie eine warme Kompresse über Augen und Kieferhöhlen, die sich seitlich der Nase und unterhalb der Augen befinden.

Folgendes kann auch bei Kopfschmerzen in der Schwangerschaft helfen:

  • kalte Stirnumschläge
  • großflächiges Auftragen von Pfefferminzöl auf Nacken und Schläfen
  • Bewegung, zum Beispiel ein Spaziergang an der frischen Luft
  • Massagen, Magnesium, warmes Kirschkernkissen gegen verspannungsbedingte Kopfschmerzen
  • verbesserte Körperhaltung (beispielsweise führt eine einseitige Körperhaltung zu Nackenverspannungen, die Kopfschmerzen verursachen)
  • autogenes Training

Letztes ist eine Methode, bei der man mithilfe einer Form der Selbsthypnose lernt, sowohl Körper als auch Geist zu entspannen sowie auf körperliche Vorgänge bewusst positiven Einfluss zu nehmen. Die Grundstufe des autogenen Trainings besteht aus sechs Basisübungen. Bei der sogenannten Kopfübung werden die Gedanken gezielt auf diese Körperpartie gelenkt. Ein möglicher Satz, der während der Sitzung mehrmals wiederholt wird, lautet „Meine Stirn ist angenehm kühl“.3

Pfefferminzöl

Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. rät in ihrer Leitlinie, bei Spannungskopfschmerz Pfefferminzöl anzuwenden, bevor Medikamente in der Schwangerschaft zum Einsatz kommen.4 Pfefferminzöl kühlt, macht die Schmerzfasern in der Haut unempfindlicher und lindert so die Beschwerden. Achtung: Das ätherische Öl von den Augen fernhalten, da es die Schleimhäute reizt.

Welche Medikamente sind in der Schwangerschaft bei Kopfschmerzen erlaubt?


Viele Arzneimittel sind dahingehend unzureichend untersucht, ob sie auch von schwangeren Frauen eingenommen werden dürfen oder nicht. Der Grund: Für Schwangere ist aus ethischen Gründen die Teilnahme an randomisierten kontrollierten Studien ausgeschlossen. Das sind Studien, bei denen Versuchspersonen per Zufallsprinzip in Gruppen eingeteilt werden.

Während die eine Gruppe das Medikament erhält, wird die Kontrollgruppe anderweitig behandelt, beispielsweise mit Placebos. Das sind Arzneimittel, die keinen Wirkstoff enthalten. Bei Schwangeren schöpfen Mediziner ihr Wissen zur Wirkung von Medikamenten daher aus klinischen Erfahrungen.

Auch wenn

  • sich die Einnahmen immer auf ein Minimum beschränken,
  • diese vorab mit einem Arzt besprochen werden sowie
  • der Fokus auf nicht-medikamentöse Behandlungsmethoden liegen sollte,

kann es nötig sein, während der Schwangerschaft Medikamente gegen Kopfschmerzen einzunehmen.

Obwohl die Studienlage unterschiedliche Ergebnisse aufzeigt, gilt Paracetamol in der Akuttherapie von Spannungskopfschmerzen als Mittel der ersten Wahl in allen Schwangerschaftsphasen.5 Aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) ist Ibuprofen zu bevorzugen, wobei es nur im ersten und zweiten Trimester eingenommen werden darf.

Im dritten Trimester sollte eine Anwendung nicht erfolgen. Der Grund: Die Datenlage ist zu dünn, um ein teratogenes Risiko (Gefahr von Fehlbildungen beim Embryo aufgrund von Medikamenten) sicher ausschließen zu können.5 Aus demselben Grund sollte auch auf Diclofenac nur in den ersten beiden Trimestern zurückgegriffen werden.6

Bei der Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS) besteht ein gesteigertes Risiko für Blutungen sowie einen vorzeitigen Verschluss des Ductus arteriosus. Darunter verstehen Mediziner die Gefäßverbindung zwischen Hauptschlagader und Lungenarterie im Kreislauf des ungeborenen Babys (fetaler Kreislauf).7

Daher auch an dieser Stelle noch einmal die dringende Empfehlung: Sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt, ob und welche Medikamente in der Schwangerschaft bei Kopfschmerzen für Sie in Frage kommen.

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Julia Lindert Die Ressortjournalistin Julia Lindert spezialisierte sich während ihres Studiums auf die Themenfelder Medizin und Biowissenschaften. Medizinische Sachverhalte in verständlicher Sprache zu formulieren, ist das, was sie an ihrer Arbeit besonders mag. Ihr Credo in Bezug auf Krankheitsbilder und Therapiemöglichkeiten: Nichts beschönigen, aber auch keine unnötigen Ängste schüren. Julia Lindert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
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