Was ist eine Endometriose?


Endometriose ist eine der häufigsten gynäkologischen Erkrankungen bei Frauen. Dabei wächst Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter.1 Diese Gewebeansammlungen (Endometriose-Herde) können unbemerkt bleiben, führen jedoch bei manchen Frauen zu einer chronischen Erkrankung der Bauch- und Beckenorgane. Hierbei entstehen zudem Vernarbungen oder Verwachsungen, die starke Schmerzen und eine eingeschränkte Fruchtbarkeit verursachen können. 

Oft vergehen sogar Jahre, bis die Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut als Ursache der Beschwerden erkannt wird.1 In der Zwischenzeit versuchen viele Frauen, sich mit den Schmerzen zu arrangieren und halten auch sehr starke Schmerzen für normale Menstruationsbeschwerden. Stattdessen sollten sich Betroffene nicht scheuen, Ihren Frauenarzt frühzeitig auf die Problematik anzusprechen.  

Was sind die Ursachen einer Endometriose?

Während des monatlichen weiblichen Zyklus wird die Gebärmutterschleimhaut aufgebaut und bei fehlender Befruchtung abgestoßen. Endometriose-Herde verhalten sich ähnlich, sie bluten während der Periode. Da das Blut nicht abfließen kann, entstehen Blutansammlungen und Zysten. Zwar wird das Blut nach und nach vom umliegenden Gewebe aufgenommen und abgebaut, doch die monatlichen Blutungen außerhalb der Gebärmutter führen zu anhaltenden Reizungen und Entzündungen. Dies verursacht langfristig dann Verwachsungen in den betroffenen Bereichen.

Mit dem Ende der Wechseljahre verschwinden die Beschwerden bei manchen Frauen. Bei anderen bleiben sie jedoch über die Wechseljahre hinaus bestehen. Die genaue Ursache ist unklar, aber Hormone, das Immunsystem und genetische Faktoren spielen eine Rolle 1,2

Welche Symptome treten bei einer Endometriose auf?


Infografik zeigt die möglichen Symptome einer Endometriose

Die Endometriose verursacht bei manchen Frauen starke Schmerzen und Bauchkrämpfe, bei anderen nur leichte oder gar keine Beschwerden. Die Probleme treten vor allem während der Menstruation auf, können sich aber auch unabhängig davon äußern. Interessanterweise hängt die Stärke der Beschwerden nicht immer mit dem Ausmaß der Endometriose zusammen. Je nach Ausprägung gehen verschiedene Symptome mit einer Endometriose einher:1 

  • Starke Regelschmerzen (Dysmenorrhoe): Während der Menstruation zieht sich die Gebärmutter zusammen, um die Schleimhaut abzustoßen. Bei Endometriose sind die Schmerzen und Krämpfe oft besonders stark.  
  • Schmerzen während des Geschlechtsverkehrs (Dyspareunie): Diese Beschwerden werden oft als brennend oder krampfartig beschrieben und treten manchmal auch erst nach dem Geschlechtsverkehr auf. 
  • Unterleibsschmerzen: Schmerzen können in verschiedenen Bereichen des Unterleibs auftreten und in den Rücken oder in die Beine ausstrahlen. Ist zudem die Harnblase beteiligt, kann auch das Wasserlassen schmerzhaft sein. 
  • Magen-Darm-Beschwerden: Ist der Darm ebenfalls betroffen, kann es zu Völlegefühl oder Schmerzen beim Stuhlgang kommen.  
  • Erschöpfung: Häufige und starke Endometriosebeschwerden führen zu einer allgemeinen Erschöpfung. Bei schwerer Endometriose sind die Lebensqualität und Leistungsfähigkeit Betroffener erheblich eingeschränkt. 

Wichtig ist, dass die beschriebenen Symptome auch andere Ursachen haben können, weswegen eine ärztliche Untersuchung unumgänglich ist. Frauen sollten außerdem hellhörig werden, wenn die genannten Beschwerden zusätzlich zu einem unerfüllten Kinderwunsch auftreten, da er eine mögliche Folge der Erkrankung sein kann. 

Endometriose oder Adenomyose?

Lange Zeit wurde die Adenomyose als eine spezielle Form der Endometriose betrachtet und als "Endometriose des Uterus" bezeichnet, da sie ähnliche Symptome verursachen kann. Es gibt jedoch strukturelle Unterschiede zwischen Adenomyose und klassischer Endometriose: Endometriose bezieht sich auf das Wachstum von gebärmutterschleimhautähnlichem Gewebe außerhalb der Gebärmutter. Adenomyose betrifft die Muskelschicht in der Gebärmutter (auch Myometrium genannt). Aufgrund dieser Unterschiede wird Adenomyose mittlerweile als eigenständige Erkrankung betrachtet. Sie kann isoliert auftreten oder in Kombination mit einer Endometriose.3

Kinderwunsch bei Endometriose


Bild zeigt den Bauch einer schwangeren Frau, die an Endometriose leidet.

Von ungewollter Kinderlosigkeit spricht man, wenn eine Frau oder ein Paar mit Kinderwunsch trotz regelmäßigem, ungeschütztem Geschlechtsverkehr über ein Jahr hinweg nicht schwanger wird.4 Die Ursachen für diese Unfruchtbarkeit können vielfältig sein. Endometriose-Herde, die Eierstöcke, Eileiter oder die Qualität der Eizellen beeinträchtigen, stellen nur eine mögliche Ursache dar.

Jedoch ist es wichtig zu wissen, dass Endometriose und Schwangerschaft nicht grundsätzlich ausgeschlossen sind. Hier kommt es auf den Einzelfall und die Ausprägung der Erkrankung an. Bis zu 25 Prozent der Frauen mit Kinderwunsch, die erfolgreich wegen Endometriose operiert wurden, konnten innerhalb der ersten Monate spontan schwanger werden.5 Für Frauen mit Endometriose besteht zudem auch die Möglichkeit der künstlichen Befruchtung. Hier kann es ratsam sein, die Möglichkeiten mit einem Reproduktionsmediziner zu besprechen. 

Weitere Faktoren, wie das Alter sowie die Fruchtbarkeit des Mannes, spielen ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Erfüllung des Kinderwunsches. 

Seelische Belastung

Die emotionale Belastung durch Endometriose und unerfüllten Kinderwunsch kann hoch sein. Das belastet sowohl die Frauen selbst, als auch ihre Partnerschaft. Eine fachkundige gynäkologische und psychologische Unterstützung verschafft oft Linderung. Informationen und Hilfe finden Betroffene zum Beispiel auf der Seite der Endometriose-Vereinigung Deutschland. Selbsthilfegruppen stellen ebenfalls eine gute Möglichkeit zur Unterstützung dar.

Eine Endometriose während der Schwangerschaft kann Komplikationen mit sich bringen. Erkrankte Frauen haben beispielsweise ein erhöhtes Risiko für Frühgeburten, Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftungen), Plazentaablösungen oder niedriges Geburtsgewicht.6 Dies kann dazu führen, dass das Neugeborene besondere medizinische Betreuung benötigt und auf die Intensivstation aufgenommen werden muss. Daher ist es wichtig, dass werdende Mütter mit Endometriose engmaschig überwacht werden, um mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu handeln. 

Wie erfolgt die Diagnose bei Endometriose?


Oft wird die Endometriose erst spät erkannt. Besteht ein Verdacht, sollten betroffene Frauen zunächst ihren Frauenarzt (Gynäkologen) ansprechen. Folgende Untersuchungsverfahren kommen bei der Diagnostik zum Einsatz:1 

  • Anamnese und Tastuntersuchung (gynäkologische Untersuchung): Zuerst findet ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt über die Symptome, Schmerzbeginn und -intensität statt. Darauf folgt eine gynäkologische Untersuchung, bei der durch Abtasten Verwachsungen als druckempfindliche Knoten wahrgenommen werden können.  
  • Ultraschall: Eine Sonografie durch die Bauchdecke kann größere Endometriose-Herde, Zysten oder auch krankhafte Veränderungen an Organen wie zum Beispiel der Harnblase sichtbar machen. Ein vaginaler Ultraschall ist hingegen besser geeignet, um Endometriose an den Eierstöcken zu erkennen. Kleine Herde und Verwachsungen sind jedoch oft bei Ultraschalluntersuchungen nicht sichtbar. 
  • Laparoskopie (Bauchspiegelung): Dieser Eingriff ermöglicht es, Endometriose-Herde und Verwachsungen im Bauch- und Beckenraum zu erkennen. Mit Hilfe einer Kamera und chirurgischen Instrumenten, die durch die Bauchdecke eingeführt werden, können gleichzeitig Herde entfernt oder Gewebeproben entnommen werden. 
  • Weitere bildgebende Verfahren: Je nach Ausmaß sind die Veränderungen wie Verwachsungen und Vernarbungen auch mithilfe einer Computertomografie (CT) oder einer Magnetresonanztomografie (MRT) erkennbar.  

Bei einigen Frauen mit Endometriose kann zudem der Wert des sogenannten CA-125 im Blut erhöht sein. Die Bestimmung von CA-125 ist jedoch nicht zuverlässig für die Diagnose oder den Ausschluss einer Endometriose – daher wird dieser Test in der Diagnostik eher nicht verwendet.1

Behandlung der Endometriose


Foto von Schmerzmitteln, wie sie bei der Behandlung einer Endometriose eingesetzt werden.

Es gibt verschiedene Ansätze zur Linderung von Endometriose-Beschwerden und zur Verbesserung der Lebensqualität. Die Symptome können sowohl operativ als auch medikamentös behandelt werden. Welche Behandlungsform geeignet ist, hängt vom individuellen Fall ab und sollte daher mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Entscheidende Faktoren sind die Lage der Endometriose-Herde, das Ausmaß der Beschwerden, das Alter der Frau und gegebenenfalls ein bestehender Kinderwunsch. Folgende Therapiemöglichkeiten gibt es:1 

  • Schmerzmittel: Zur Linderung von Endometriose-Beschwerden werden häufig Schmerzmedikamente wie Ibuprofen und Diclofenac verwendet. In besonders ausgeprägten Fällen können auch unter ärztlicher Überwachung sogenannte Opioide eingesetzt werden.  
  • Hormonelle Behandlung: Bestimmte Wirkstoffe blockieren die Hormonproduktion in den Eierstöcken, wodurch Eisprung und Monatsblutung ausbleiben. Zum Einsatz kommen Gestagene, Antibabypille und GnRH-Analoga. Es ist jedoch unklar, ob sie die Endometriose vollständig zurückbilden können. 
  • Operation: Endometriose kann durch eine Bauchspiegelung behandelt werden, bei der die Herde entfernt werden. Die Bauchspiegelung ist zwar ein schonender Eingriff, birgt aber auch Risiken wie andere chirurgische Verfahren (zum Beispiel Infektionen). In besonders schweren Fällen kann auch die Entfernung der Gebärmutter oder der Eierstöcke erwogen werden. Dies wird jedoch nur in Ausnahmefällen und in der Regel nicht bei Frauen im gebärfähigen Alter durchgeführt. 

Neben Medikamenten oder chirurgischen Eingriffen können auch andere Maßnahmen wie zum Beispiel Akupunktur, Ernährungsumstellung oder sportliche Betätigung helfen. Da Endometriose oft auch psychosomatische Auswirkungen hat, wird vielen Frauen empfohlen, ergänzend eine entsprechende Therapie in Anspruch zu nehmen. Emotionale Belastungen können nämlich häufig dazu führen, dass sich die Schmerzen verstärken. Unterstützung kann hierbei durch Psychologen, Schmerztherapeuten oder Sexualberater erfolgen.

Therapie im Endometriose Zentrum

Eine gute Anlaufstelle sind „Endometriose-Zentren“. Diese spezialisierten, zertifizierten Einrichtungen bieten ein Team aus Fachleuten verschiedener Gesundheitsberufe, die gemeinsam auf die individuellen Bedürfnisse und Lebensumstände der Patientinnen eingehen. Hier erhalten Frauen maßgeschneiderte Therapieoptionen, die Medikamente, Operationen und gegebenenfalls psychotherapeutische Unterstützung umfassen können. Auch in regulären gynäkologischen Praxen ist eine Behandlung möglich.

Häufig gestellte Fragen zur Endometriose


Wie beeinflusst Endometriose den Kinderwunsch?

Endometriose kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen, da sie zu Verwachsungen und Schäden an den Eierstöcken, Eileitern und anderen Organen führen kann. Dies kann den Eisprung, die Befruchtung und die Einnistung des Embryos erschweren. Eine rechtzeitige Diagnose und gezielte Behandlung können jedoch die Chancen auf eine Schwangerschaft verbessern und Unfruchtbarkeit verhindern.

Welche Symptome treten bei Endometriose auf?

Die Verwachsungen im Unterleib bei Endometriose können Unterleibsschmerzen, Menstruationsbeschwerden, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und Probleme beim Stuhlgang oder Wasserlassen verursachen. Sie beeinträchtigen unter Umständen auch die Beweglichkeit der Organe und tragen zu Unfruchtbarkeit bei.

Wie werden durch Endometriose verursachte Verwachsungen in der Gebärmutter entfernt?

Verwachsungen aufgrund einer Endometriose können durch eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) entfernt werden. Dieser minimal-invasive Eingriff erfolgt unter Vollnarkose und ermöglicht es, Verwachsungen gezielt zu lösen. Bei größeren Verwachsungen kann auch eine offene Operation erforderlich sein.

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Stephanie Letz Schon früh schrieb Stephanie Letz gerne an eigenen Texten. Später weckte die langjährige Arbeit in der Radiologie ihr Interesse für die Medizin und Gesundheitsthemen. Um die Leidenschaft aus der Kindheit damit zu verknüpfen, entschied sie sich für ein Journalismus-Studium mit dem Schwerpunkt Medizin und Biowissenschaft an der Hochschule Ansbach. Stephanie Letz Autorin kanyo® mehr erfahren
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