Wurmerkrankungen beim Kind: Arten und Häufigkeit


Die Vorstellung, lebende Würmer im Körper zu haben, ist für viele Menschen unangenehm – nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder können Scham und Ekel empfinden. Doch auch wenn eine Wurmerkrankung unappetitlich ist, schädlich oder gar gefährlich ist sie in der Regel nicht.  

Wurmerkrankungen (Helminthiasis) sind weltweit verbreitet. Die meisten Arten sind in unseren Breitengraden jedoch aufgrund der guten hygienischen Verhältnisse seltener anzutreffen. Aber es gibt durchaus Wurmarten, die auch bei uns häufiger vorkommen. In Europa sind es die folgenden drei:1,4,6,7 

  • Spulwurm (rosafarbene Würmer, ähnlich einem Regenwurm; etwa 10 bis 50 Zentimeter lang) 
  • Bandwurm (lange, flache Würmer, ähneln einem Band oder einer Schnur; Länge variiert nach Bandwurmart zwischen einigen Zentimetern bis zu mehreren Metern) 
  • Madenwurm (kurze, längliche, weiße Würmer; circa 1 Zentimeter lang) 

Auch wenn die Würmer Menschen jeden Alters befallen können, sind es vor allem Kinder – insbesondere im Kindergarten- und Grundschulalter – die häufiger betroffen sind.2 Das liegt vor allem daran, dass kleine Kinder verschmutzte Hände oder Gegenstände öfter in den Mund nehmen und so die Wurmeier aufnehmen können. Bei älteren Kindern kann die Hygiene nach dem Toilettengang eine Rolle bei der Übertragung spielen: Werden die Hände nach dem Stuhlgang nicht gründlich gesäubert, können die Wurmeier daran haften und so auf andere Personen und Gegenstände übergehen. 

Symptome eines Wurmbefalls beim Kind


Junge sitzt auf der Toilette: Im Stuhl des Kindes lassen sich mitunter Würmer entdecken.

In vielen Fällen verläuft die Erkrankung beschwerdefrei. Viele Kinder bemerken nicht einmal, dass sie sich angesteckt haben.  

Ansonsten tritt als Hauptmerkmal Juckreiz am Po auf – vor allem nachts, da hier die Eiablage stattfindet. Das verführt zu häufigem Kratzen, was wiederum den Nachtschlaf stören kann. Kleinere Kinder rutschen auch über den Po oder strampeln vermehrt mit den Beinen, um gegen den Juckreiz vorzugehen.

Wann zeigen sich erste Symptome? 

Der Zeitraum von der Ansteckung bis zum Auftreten erster Beschwerden (Inkubationszeit) ist unterschiedlich und abhängig von der Wurmart: 

  • Beim Madenwurm vergehen von der Ansteckung bis zur Eiablage zwischen 2 und 6 Wochen.2 
  • Spulwürmer entwickeln sich 6 bis 8 Wochen nach der Infektion zu ausgewachsenen Würmern.4 
  • Handelt es sich um Bandwürmer, können die ersten Eier nach ungefähr einem Monat im Stuhl auftreten.3

In den meisten Fällen befallen die parasitischen Würmer (Helminthen) den Magen-Darm-Trakt. Madenwürme leben beispielsweise im menschlichen Dünndarm und ernähren sich dort vom Nahrungsbrei.  

Sammeln sich sehr viele Würmer im Magen-Darm-Bereich, sind unter Umständen folgende Beschwerden möglich: 

  • Übelkeit und/oder Erbrechen  
  • Unwohlsein 
  • Appetitlosigkeit  
  • Gewichtsverlust 

Nur in seltenen Fällen treten bei einem Wurmbefall Komplikationen auf. Beispielsweise ist es bei Spulwürmern möglich, dass es zu einem Darmverschluss oder einer Blinddarmentzündung kommt.4

Können sich die Würmer in anderen Organen einnisten?

In den meisten Fällen ist der Magen-Darm-Trakt von Würmern betroffen. Allerdings ist es möglich, dass beispielweise Spulwürmer auch in andere Organsysteme wie die Lunge oder Leber wandern und dort Gewebe schädigen, was zu Symptomen wie Atemnot oder Leberschäden führen kann.4

Ursachen: Warum kommt es bei Kindern zu Würmern?


Die Ansteckung mit den hierzulande vorkommenden Würmern erfolgt über die Aufnahme von Eiern über den Mund. Dabei sind die Wurmeier so winzig, dass sie mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind. Die Eier können sich beispielsweise auf folgenden Oberflächen und Lebensmitteln befinden:

Infografik zur Ansteckungsgefahr mit Würmern bei Kindern, beispielsweise Fallobst, rohes Fleisch oder Sand auf dem Spielplatz.
  • ungewaschenes Gemüse, Obst und Salat  
  • Fallobst  
  • infiziertes Fleisch (vor allem rohes oder halbgares Fleisch) 
  • Erde oder Sand (zum Beispiel auf Spielplätzen) 

Ansteckungsgefahr: Haustier?

Sowohl Katzen als auch Hunde können verschiedene Würmer in sich tragen, beispielsweise Spulwürmer oder Bandwürmer. Dabei sind es nicht nur die Ausscheidungen, die ansteckend sein können. Wurmeier gelangen zum Beispiel auch durch das Streicheln des Tieres, wenn diese im Fell haften, an die Hände von Menschen. Ein Ansteckungsrisiko besteht ebenfalls bei engem Kontakt mit dem Haustier, beispielsweise wenn das Tier mit im Bett schläft.

Übrigens: Der Madenwurm fühlt sich nur im menschlichen Organismus wohl. Er kann also nicht durch Haustiere oder deren Ausscheidungen übertragen werden.

Kleinere Kinder sind besonders häufig von einem Wurmbefall betroffen, da sie ihre verschmutzten Finger, aber auch kontaminierte Gegenstände oder Sand in den Mund nehmen. Werden die Eier verschluckt, kann ein Kreislauf entstehen: Die Eier gelangen in den Darm und entwickeln sich zu ausgewachsenen Würmern. Von dort bewegen sie sich Richtung After, wo sie in den Hautfalten erneut Eier ablegen.  

Die Eiablage am After kann zu Juckreiz führen. Kratzen sich Kinder am Po, können die Eier an die Hände gelangen und so auf weitere Gegenstände und Lebensmittel gelangen, die das Kind anfasst. In der Folge kann sich das Kind selbst wieder anstecken oder die Wurmeier unbemerkt auf andere Personen übertragen. 

Diagnose: Einen Wurmbefall beim Kind feststellen


Madenwurm unter dem Mikroskop: Die Diagnose eines Wurmbefalls beim Kind kann im Labor gestellt werden.

Das deutlichste Anzeichen für einen Wurmbefall beim Kind ist der Juckreiz und das damit verbundene Kratzen am Po. Ob es sich aber tatsächlich um Würmer handelt, muss ein Kinder- und Jugendarzt klären.  

Je nach Wurmart kommen verschiedene Diagnoseverfahren infrage: 

  • Diagnose Spülwürmer: Sowohl Wurmeier als auch ausgewachsene Spulwürmer können im Stuhl nachgewiesen werden. Ein sicherer Befund ist allerdings erst 2 bis 3 Monate nach der Infektion möglich.5  
  • Diagnose Bandwürmer: Bei einem Bandwurmbefall lassen sich etwa 10 bis 12 Wochen nach der Infektion circa 2 Zentimeter große Wurmabschnitte im Stuhl finden. Auch Wurmeier sind im Stuhl nachweisbar.6 
  • Diagnose Madenwürmer: Da die Eier von Madenwürmern perianal (rund um den Anus herum) zu finden sind, eignet sich eine Stuhlprobe nicht. Stattdessen kommt ein Klebestreifen-Abklatsch-Präparat zum Einsatz. Dabei muss an drei aufeinanderfolgenden Tagen morgens (vor dem ersten Waschen und Stuhlgang) ein transparenter Klebestreifen auf den Analbereich gedrückt und wieder abgezogen. Im Anschluss wird der Befund im Labor mikroskopisch untersucht.7 In seltenen Fällen sind abgestorbene Madenwürmer auch in der Windel, in der Unterwäsche oder im Bett des Kindes zu finden.  

Darf mein Kind mit Würmern in die Betreuungseinrichtung? 

Hat sich der Verdacht auf einen Wurmbefall bestätigt, dürfen Kinder auch weiterhin in den Kindergarten oder die Schule gehen. Auch wenn keine Meldepflicht besteht, ist es sinnvoll, die Betreuungseinrichtung darüber zu informieren – und auf eine sorgfältige Hygiene zu achten.

Wie wird ein Wurmbefall bei Kindern behandelt?


Handelt es sich um Würmer, die in unseren Breitengraden verbreitet sind, lassen sich diese meist gut medikamentös behandeln. Dabei stehen verschiedene Wirkstoffe zur Verfügung, die sich unter anderem nach der Wurmart und dem Alter des Kindes richten. Ihr Arzt wird Ihnen ein entsprechendes Medikament verschreiben. 

In den meisten Fällen reicht die einmalige Einnahme der Wurmkur aus. Häufig empfehlen Ärzte eine erneute Anwendung des Mittels nach etwa 2 Wochen, um alle Würmer zu erwischen und einen erneuten Befall zu verhindern.8 

Normalerweise sind Wurmmittel gut verträglich. Unter Umständen kann es zu Nebenwirkungen wie Bauchschmerzen, Durchfall oder Blähungen kommen. 

Was passiert bei Nichtbehandlung?

Ohne Behandlung kann sich das Kind immer wieder selbst anstecken (Auto-Infektion). Das ist der Grund, warum Wurmerkrankungen in der Regel nicht von allein verschwinden. Da Würmer hochinfektiös sind und leicht von einem Familienmitglied zum anderen übergehen können, empfehlen Ärzte in der Regel eine Wurmkur für die ganze Familie.

Neben der Anwendung eines Wurmmittels sollte auf eine gründliche Hygiene geachtet werden, um eine erneute Ansteckung beim Kind – oder anderer Familienmitglieder – zu vermeiden. Zu den Maßnahmen gehören unter anderem:2,9 

  • Hände regelmäßig und gründlich waschen 
  • Po des Kindes täglich waschen 
  • Fingernägel pflegen und kurz halten  
  • Unterwäsche täglich wechseln 
  • Bettwäsche täglich erneuern (Aufschütteln vermeiden, damit keine Wurmeier eingeatmet werden) 
  • separate Handtücher und Waschlappen nutzen 
  • Wäsche heiß waschen (mindestens 40 Grad Celsius, besser sind 60 Grad Celsius) 

Außerdem sollten Eltern darauf achten, dass sich das Kind nicht am Po kratzt. Falls es doch vorkommt, ist eine gründliche Handwäsche zu empfehlen. Baumwollhandschuhe können zudem verhindern, dass Wurmeier durch unbewusstes Kratzen, etwa nachts, unter die Fingernägel gelangen. 

Gut zu wissen!

Auch Hausmittel wie Sauerkrautsaft, rohe Karotten, Papaya-Kerne oder Ananas sollen gegen einen Wurmbefall helfen. Allerdings gibt es keinen wissenschaftlichen Nachweis, dass dies funktioniert.

Präventive Maßnahmen: So können Sie Würmern bei Kindern vorbeugen


Um eine Wurmerkrankung von vornherein zu vermeiden, können Sie einfache Maßnahmen ergreifen: 

  • häufiges, gründliches Händewaschen, vor allem vor dem Essen und nach jedem Toilettengang 
  • gründliches Waschen von Obst, Gemüse und Salat 
  • Fleisch und Fisch nicht roh oder halbgar verzehren 
  • regelmäßige Reinigung von Spielsachen, die außerhalb der Wohnung genutzt werden (zum Beispiel auf dem Spielplatz); am besten in der Spülmaschine oder mit heißem Wasser und Spülmittel  
  • regelmäßige Entwurmung von Haustieren  

Zudem sollten Sie darauf achten, dass Ihr Kind die Finger nicht, beziehungsweise so selten wie möglich, in den Mund nimmt.

Häufig gestellte Fragen zu Würmern bei Kindern


Wie erkenne ich, ob mein Kind Würmer hat?

In vielen Fällen verläuft ein Wurmbefall ohne Beschwerden. Ansonsten ist das häufigste Merkmal ein Juckreiz am Po, insbesondere nachts. Weitere Symptome können Bauchschmerzen, Übelkeit, Appetitlosigkeit oder Durchfall sein. Eine eindeutige Diagnose stellt der Kinderarzt, beispielsweise durch eine Stuhlprobe oder mit einem Klebestreifen-Abklatsch-Präparat.

Sind Würmer bei Kindern ansteckend?

Ja, Würmer sind ansteckend und können leicht innerhalb der Familie oder an enge Kontaktpersonen weitergegeben werden. Die Übertragung erfolgt meist über Wurmeier, die sich auf kontaminierten Gegenständen oder Lebensmitteln befinden. Gelangen diese an die Hände und von dort in den Mund, können sie sich im Magen-Darm-Trakt niederlassen und zu Würmern heranwachsen, die wiederum Eier ablegen.

Wie bekomme ich Würmer bei Kindern weg?

Ein Wurmbefall wird in der Regel mit einer Wurmkur behandelt, die vom Kinderarzt verschrieben wird. Die einmalige Einnahme reicht oft aus, wird aber meist nach zwei Wochen wiederholt, um wirklich sicher zu gehen, dass alle Würmer beseitigt sind. Zusätzlich empfehlen sich gründliche Hygienemaßnahmen wie häufiges Händewaschen und das tägliche Wechseln von Bettwäsche sowie Unterwäsche.9

Das interessierte andere Leser:

Tanja Albert Von der Schülerzeitung übers Journalismus-Studium in die Online-Redaktion von kanyo® - Tanja Albert hat das Schreibfieber gepackt. Gemischt mit ihrem Interesse für Ernährungs- und Gesundheitsthemen stürzt sie sich Tag für Tag in die medizinische Recherche - und bringt das Ganze auch in die Sozialen Netzwerke, nämlich als Social Media Managerin. Tanja Albert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
Quellen anzeigen