Was sind die Ursachen einer Hirnhautentzündung bei Kindern?

Eine Infektion der Hirnhaut (Meningitis) zählt bei Babys und Kindern zu den schweren Erkrankungen. Verursacht wird sie in erster Linie von:  

  • Bakterien (etwa Borrelien, Meningokokken)  
  • Viren (wie Herpes-, Windpocken-, Mumps- oder Masernviren)  

Die Erreger einer viralen oder bakteriellen Hirnhautentzündung verbreiten sich vor allem durch Schmier- oder Tröpfcheninfektion — also durch Sprechen, Husten, Niesen und Berührung — und gelangen im menschlichen Körper häufig über die Nasen-Rachen-Schleimhäute oder über das Blut ins Gehirn. Ebenso kann ein benachbarter Entzündungsherd (etwa eine Mittelohrentzündung) oder aber gravierende Verletzungen wie eine Schädelfraktur zum Eindringen von Erregern führen.  

Darüber hinaus sind noch weitere Auslöser für eine Hirnhautentzündung bei Kindern möglich — diese kommen jedoch vergleichsweise selten vor. Dazu zählen beispielsweise:   

  • Parasiten (etwa Zecken) 
  • Protozoen (Einzeller) 
  • Pilze (beispielsweise Schimmel- oder Hefepilze) 
  • Grunderkrankungen (wie Autoimmunkrankheiten, Krebserkrankungen)

Gut zu wissen: Meldepflicht für Meningokokken-Meningitis

Laut dem Infektionsschutzgesetzt ist eine Erkrankung an einer Hirnhautentzündung aufgrund von Meningokokken beim Gesundheitsamt zu melden. Der behandelnde Arzt betroffener Kinder hat nach erlangter Kenntnis 24 Stunden Zeit, um sich an die entsprechende Behörde zu wenden.1

Illustration: Meldepflicht für Meningokokken-Meningitis  

Infografik zur Meldepflicht: Eine Hirnhautentzündung aufgrund von Meningokokken ist vom Arzt innerhalb von 24 Stunden beim Gesundheitsamt zu melden

Symptome und Verlauf der Hirnhautentzündung bei Kindern


Eine Hirnhautentzündung bei Kindern zeigt sich in der Regel zunächst durch eine Reihe unspezifischer Symptome, die sich innerhalb weniger Stunden entwickeln können.2 Beispielsweise gehören dazu:

  • Fieber 
  • schmerzhafte Nackenstarre (Meningismus) 
  • Schüttelfrost 
  • Übelkeit 
  • Erbrechen
  • starke Kopfschmerzen 
  • Müdigkeit 
  • Licht- und Geräuschempfindlichkeit 
  • Benommenheit 
  • hautausschlagartige rot-braune Einblutungen (Petechien)

Säuglinge kann man zu ihren Beschwerden schlecht befragen — jedoch existieren einige Krankheitszeichen, bei denen Vorsicht geboten ist. Mitunter sind das: 

  • häufiges Erbrechen 
  • Apathie 
  • Vorwölben der Fontanellen (durch erhöhten Druck innerhalb des Schädels) 
  • Krampfanfälle 

Ebenso sind die oben bereits erwähnten Petechien und die Genickstarre auch beim Baby ein Warnzeichen für eine Hirnhautentzündung. 

Hirnhautentzündung: Selbsttest für Eltern

Mithilfe des sogenannten Glas-Tests können Eltern schnell herausfinden, ob möglicherweise eine Meningitis beim Kind vorliegt. Drücken Sie dazu ein transparentes Trinkglas auf die stecknadelgroßen, rötlich-braunen Flecken auf der Haut des Kindes. Wenn diese durch das Glas sichtbar bleiben — anders als beispielsweise bei einem Masern-Ausschlag — sollten Sie umgehend Kontakt mir Ihrem behandelnden Kinderarzt aufnehmen.2

Die bakterielle Hirnhautinfektion bei Kindern und Babys hat meist einen schnellen und schweren Verlauf. Zudem kann sie sich in kurzer Zeit deutlich verschlechtern und ist durch die unspezifischen Symptome schwer zu erkennen. Fahren Sie daher beim ersten Verdacht auf die Erkrankung in die Klinik oder rufen Sie den Notarzt (Telefon: 112).

Die bakterielle Hirnhautentzündung ist ein medizinischer Notfall. Rufen Sie im Verdachtsfall den Notruf 112.

Diagnose: So erkennt der Arzt die Hirnhautentzündung beim Kind


Üblicherweise leiten Ärzte bereits anhand der vorliegenden Symptome ab, dass möglicherweise der Verdacht auf eine Hirnhautentzündung besteht. Zudem fragen Sie im Rahmen der Anamnese (Krankheitsgeschichte) auch danach, ob beim Kind oder Baby etwa Zeckenbisse, Immunerkrankungen oder Infektionskrankheiten (zum Beispiel Ohren-, Nasennebenhöhlen- oder Lungenentzündung) vorliegen. 

Um vollständige Gewissheit zu erlangen und um die genaue Ursache der Beschwerden zu ermitteln, nutzen Mediziner folgende Diagnosemethoden zur Bestimmung einer Hirnhautentzündung

  • Probenentnahme der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit (Spinal- oder Lumbalpunktion), in der möglicherweise Erreger nachweisbar sind 
  • Bluttests zur Bestimmung von Entzündungsmarkern im Blutbild 
  • Aufnahmen des Schädelinneren per Magnetresonanz- (MRT) oder Computertomographie (CT)  
  • Ultraschalluntersuchungen 

Da für die Untersuchungen beziehungsweise das Auswerten der Testergebnisse mitunter einige Zeit veranschlagt werden muss, verabreichen Ärzte — beim Verdacht einer akuten bakteriellen Meningitis — bereits vor der endgültigen Diagnose vorsorglich Antibiotika. Durch diese frühe, präventive Maßnahme reduziert sich das Risiko von möglichen Folgeschäden, falls sich der Verdacht letztendlich bestätigt.

Wie wird eine Hirnhautentzündung bei Kindern behandelt?


Da es sich bei einer Hirnhautentzündung um eine schwerwiegende Erkrankung handelt, ist für die Therapie häufig eine intensivmedizinische Behandlung im Krankenhaus notwendig. Sofern keine anderen Ursachen hinter der Meningitis stecken, unterscheiden Ärzte in den meisten Fällen zwischen viraler oder bakterieller Hirnhautentzündung. Entsprechend gestaltet sich die Therapie: 

  • Antibiotika bei Bakterien als Ursache  
  • Antiviralia im Falle von viralen Auslösern 

Gegebenenfalls verabreichen Mediziner auch Kortison (etwa bei Meningitis durch Pneumokokken) — jedoch erst bei Kindern, die älter als sechs Wochen sind.3 Steckt beispielsweise ein Pilzbefall hinter der Hirnhautentzündung, finden sogenannte Antimykotika (Antipilzmittel) Anwendung. In der Regel erhalten Kinder mit einer Hirnhautentzündung zusätzlich zur jeweiligen Therapie Schmerzmittel

Grundsätzlich ist es wichtig, mit der Therapie so früh wie möglich zu beginnen, um Langzeitfolgen auszuschließen oder diese so gering wie möglich zu halten. Bereits im frühen Verlauf der Erkrankung kann es zu einer Reihe von Komplikationen kommen. Dazu zählen beispielsweise:

  • Blutvergiftung (Sepsis) 
  • innere Blutungen  
  • Blutdruckabfall 
  • epileptische Anfälle  
  • Atembeschwerden
  • Lähmungserscheinungen 
  • Hör- und Sehstörungen 
  • Muskelschwäche 
  • kognitive Störungen bis geistige Behinderung 
  • Persönlichkeitsveränderungen

Ob die Begleiterscheinungen dauerhaft sind oder nach einiger Zeit wieder verschwinden, ist schwer vorherzusehen. Das gilt auch für mögliche Langzeitfolgen: Eine Gehirnhautentzündung verursacht etwa bei 20 bis 50 Prozent der Neugeborenen und bei 15 bis 25 Prozent der älteren Säuglinge und Kleinkinder chronische Probleme. Trotz frühzeitiger Behandlung reduziert eine akute bakterielle Meningitis mitunter die Überlebenschancen — bei 5 bis 20 Prozent der Neugeborenen und bei 5 bis 15 Prozent älterer Säuglinge und Kleinkinder kann sie tödlich verlaufen.3

Wie kann einer Hirnhautentzündung bei Kindern vorgebeugt werden?


Zur Vorbeugung einer Hirnhautentzündung bei Kindern und Babys haben sich in erster Linie Impfungen bewährt. Beispielsweise ist es empfehlenswert, die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlenen Kinderschutzimpfungen durchzuführen.4 Dazu gehören Impfungen gegen: 

  • Haemophilus influenzae Typ b 
  • Pneumokokken 
  • Meningokokken 
  • Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)
  • Mumps 
  • Masern 
  • Windpocken 

Meningokokken: Gesetzlicher Anspruch auf Grundimmunisierung

Gemäß der Schutzimpfungs-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesauschusses (G-BA) besteht seit dem 30. Mai 2024 gesetzlicher Anspruch auf eine Grundimmunisierung von Säuglingen im Alter zwischen 2 Monaten und 5 Jahren gegen Meningokokken B als Pflichtleistung der Krankenkassen.5

Für Eltern ist besondere Vorsicht geboten, wenn das eigene Kind von einer Hirnhautentzündung betroffen ist. Eine Meningitis kann sehr ansteckend sein (insbesondere bei einer Infektion mit Meningokokken) und kann leicht auf Erwachsene übergehen.6 Daher ist es sehr zu empfehlen, den eigenen (Meningokokken-) Impfschutz zu überprüfen und stets auf dem aktuellsten Stand zu halten. Sprechen Sie hierzu im Zweifel mit Ihrem Allgemeinarzt. 

Zusätzlich zur Überprüfung des Impfschutzes werden sämtliche Personen, die in engem Kontakt mit Betroffenen von Meningitis stehen, oftmals präventiv mit Antibiotika versorgt. Typischerweise umfasst das: 

  • Personen im gleichen Haushalt 
  • Mitarbeiter von Kindertagesstätten 
  • nicht oder nur unvollständig geimpfte Kinder 
  • Menschen mit einem geschwächten Immunsystem 

Auf diese Weise soll eine weiterführende Ansteckung mit den Erregern einer Hirnhautentzündung verhindert und bestmöglich eingedämmt werden.  

Häufig gestellte Fragen zur Hirnhautentzündung beim Kind


Wie erkenne ich eine Hirnhautentzündung bei Kindern?

Üblicherweise zeigt sich eine Hirnhautentzündung bei Kindern durch verschiedene unspezifische Symptome. Unter anderem gehören dazu Fieber, Nackensteife, Übelkeit, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Benommenheit und rötlich-braune Einblutungen (Petechien). Bei Säuglingen können zudem Apathie, starkes Weinen, Nahrungsverweigerung und Krampfanfälle auf Meningitis hindeuten. Die bakterielle Hirnhautinfektion ist ein medizinischer Notfall — rufen Sie im Verdachtsfall den Notarzt (Telefon: 112).

In welchem Alter ist Meningitis gefährlich?

Grundsätzlich handelt es sich bei einer Hirnhautentzündung um eine schwerwiegende Erkrankung, die sowohl bei Säuglingen, Kindern sowie Erwachsenen Komplikationen, bleibende Schäden und Langzeitfolgen mit sich bringen kann. Bei etwa 5 bis 20 Prozent von Neugeborenen und bei ungefähr 5 bis 15 Prozent älterer Säuglinge und Kleinkinder kann eine Meningitis tödlich verlaufen.3 Bei Erwachsenen liegt die Sterblichkeit — je nach Ursache, gesundheitlichem Zustand und Immunabwehr — zwischen 3 und 30 Prozent. In rund 10 bis 40 Prozent der Fälle können neurologische Schäden bestehen bleiben.7

Ist eine Hirnhautentzündung bei Kindern ansteckend?

Ja, eine Meningitis kann sehr ansteckend sein (besonders bei einer Infektion mit Meningokokken). Zudem ist eine Übertragung vom Kind auf Erwachsene möglich.8 Daher ist es stets empfehlenswert, den eigenen (Meningokokken-) Impfschutz zu überprüfen und auf dem aktuellsten Stand zu halten. Sprechen Sie hierzu bei Fragen mit dem Allgemein- oder Kinderarzt.

Wie kann eine Hirnhautentzündung bei Kindern behandelt werden?

In der Regel unterscheiden Mediziner zwischen viraler und bakterieller Meningitis — dementsprechend werden sogenannte Antiviralia (virenabtötende Medikamente) oder Antibiotika (bakterienabtötende Präparate) zur Therapie eingesetzt. Steckt ein Pilzbefall hinter den Symptomen, finden Antimykotika (Antipilzmittel) Anwendung. Bei vorliegender Grunderkrankung wird diese — sofern möglich — entsprechend therapiert, um auch die Hirnhautentzündung zu bekämpfen.

Was tun, um einer Hirnhautentzündung bei Kindern vorzubeugen?

Zur Vorbeugung einer Hirnhautentzündung bei Kindern ist es empfehlenswert, die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlenen Kinderschutzimpfungen durchzuführen. Dazu gehören etwa Impfungen gegen Haemophilus influenzae Typ b, FSME, Pneumokokken, Meningokokken, Mumps und Masern. Bei ansteckenden Varianten der Hirnhautentzündung — etwa mit Meningokokken — bekommen nahestehende Personen von Erkrankten Antibiotika verabreicht, um eine weitere unkontrollierte Ausbreitung der Meningitis zu verhindern.

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Jan Zimmermann Egal ob Video, Foto oder Text – Hauptsache die Kreativität kommt nicht zu kurz. Noch während seines Masterstudiums der Medienwissenschaften und der Arbeit als Multimedia Content Creator in München, entwickelte Jan Zimmermann eine Passion für das Schreiben. Seit 2018 lebt er diese als Medizinredakteur bei kanyo® aus. Jan Zimmermann Medizinredakteur und Medienwissenschaftler kanyo® mehr erfahren
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