Was sind Windpocken?


Bei Windpocken handelt es sich um eine sehr ansteckende Infektion mit dem Varizella-Zoster-Virus, die sich in erster Linie durch einen unangenehmen Juckreiz mit roten Bläschen äußert.  

Vor allem Kinder zwischen 2 und 10 Jahren sind von der Virusinfektion betroffen.1 Dennoch ist es kein reines Kinderproblem, auch Jugendliche und Erwachsene können sich mit dem Virus anstecken, wenn sie ungeimpft sind und/oder im Kindesalter keine Windpocken hatten. 

Symptome und Verlauf von Windpocken


Wer an Windpocken erkrankt, fühlt sich zu Beginn meist allgemein krank, leidet an Kopf- und Gliederschmerzen und die Körpertemperatur steigt an. Das Fieber (selten über 39 Grad Celsius) kann 3 bis 5 Tage anhalten.1 

Etwa 8 Tage bis 4 Wochen nach der Ansteckung zeigt sich bei Kindern der typisch juckende Hautausschlag.2 Dieser findet sich zunächst im Gesicht und am Rumpf, und breitet sich später auf der Kopfhaut und letztlich an Armen und Beinen aus. Gelegentlich sind auch die Schleimhäute und Geschlechtsorgane betroffen.   

Charakteristisch für den Hautausschlag sind  

  • kleine rote Flecken und Knoten,  
  • die sich zu Bläschen entwickeln und Flüssigkeit (anfangs klar, später trüb) enthalten. 

Nach einigen Tagen trocknen die Bläschen aus und verkrusten. Der gebildete Schorf fällt dann kurze Zeit später von selbst ab.

Grafik zeigt verschiedene Hautausschläge bei Kindern, beispielsweise Windpocken.

Meist heilt eine Windpockenerkrankung bei Kindern innerhalb von 2 Wochen aus.1 Demgegenüber dauert eine Infektion bei Erwachsenen in der Regel länger und die Symptomatik ist häufig anders: Während sie bei einigen schwerwiegender verlaufen kann, entwickeln andere Erkrankte keinen Hautausschlag oder eine atypische Form davon. Zudem ist für Erwachsene das Risiko für Komplikationen höher. 

Wie lange sind Windpocken ansteckend?

Der typische Hautauschlag tritt bei Windpocken meist 8 Tage bis 4 Wochen nach Ansteckung auf. Im Durchschnitt sind es 2 Wochen. Wer an Windpocken erkrankt, ist allerdings bereits 1 bis 2 Tage ansteckend, bevor ein Ausschlag zu sehen ist. Das Übertragungsrisiko endet, wenn alle Bläschen verkrustet sind – meist passiert dies 5 bis 7 Tage nach Ausbruch des Ausschlages.2

Ursachen und Übertragungswege: Wie kommt es zu Windpocken?


Verantwortlich für Windpocken sind die Varizella-Zoster-Viren (VZV), die zur Gruppe der Herpes-Viren gehören. Die Erreger können dabei über zwei Übertragungswege weitergegeben werden: 

  • Tröpfcheninfektion: Beim Husten, Niesen oder Sprechen gelangen die Erreger in die Luft. Von dort können sie von Gesunden eingeatmet werden. 
  • Schmierinfektion: Kommt es zum Kontakt mit der Flüssigkeit der Bläschen, beispielsweise weil sie aufplatzen oder aufgekratzt werden, ist eine Übertragung ebenfalls möglich.  

Wer bereits Windpocken hatte, ist in der Regel sein Leben lang immun und kann sich nicht nochmal anstecken. Auch durch eine Impfung lässt sich das Ansteckungsrisiko senken.

Wie diagnostiziert der Arzt Windpocken?


Die ärztliche Diagnose ist meist recht schnell gestellt: Aufgrund des charakteristischen Hautausschlages lassen sich Windpocken gut als solche erkennen.  

Weitergehende Untersuchungen sind oftmals nur dann nötig, wenn das Krankheitsbild untypisch ist. Dazu gehört beispielsweise die Untersuchung des Blutes auf den Virustyp. Ein Antikörper-Bluttest kann aufzeigen, ob bereits eine Erkrankung vorlag und Immunität gegenüber dem Virus besteht. Dies kann vor allem für schwangere Frauen notwendig sein. 

Eltern aufgepasst, es besteht Meldepflicht! 

Windpocken gehören zu den meldepflichtigen Krankheitsbildern. Sowohl deren Verdacht als auch die eindeutige Diagnose müssen dem Gesundheitsamt spätestens 24 Stunden nach erlangter Erkenntnis gemeldet werden.3  

Ist das Kind an Windpocken erkrankt, darf es die Betreuungseinrichtung (Kindergarten, Schule) zunächst nicht besuchen, um eine Weiterverbreitung der Krankheit zu verhindern. Eine Wiederzulassung in die Einrichtung ist frühstens 1 Woche nach Beginn möglich, sofern es sich um einen unkomplizierten Verlauf handelt und die Bläschen vollständig verkrustet sind. Auch wenn kein ärztliches Attest vorliegen muss, sollte das betroffene Kind vorsichtshalber einem Arzt vorgestellt werden.  

Behandlung der Windpocken und Tipps für Eltern


Erkrankt ein Kind an Windpocken, werden in der Regel nur die Symptome behandelt. Lediglich bei schweren Verläufen oder einem erhöhten Risiko für Komplikationen werden entsprechende Medikamente gegen Viren (Virostatika) eingesetzt. 

Direkt zu den Behandlungsmöglichkeiten: 

Medikamente und Lotionen bei Windpocken: Mittel aus der Apotheke

Kind mit Windpocken bekommt Medizin.

Um die Beschwerden anzugehen, können Eltern auf folgende Maßnahmen zurückgreifen:  

  • Gegen den Juckreiz gibt es spezielle Lotionen, Gele oder Puder, die beispielsweise Zink, Menthol oder Polidocanol (Lokalanästhetikum) enthalten.  
  • Bei starkem Juckreiz kann der Arzt auch Antihistaminika verschreiben, die die Wirkung von Histamin (Auslöser von Juckreiz) unterbinden. 
  • Um die Bläschen auszutrocknen, können entweder Puder oder zinkhaltige Schüttelmixturen zum Einsatz kommen. 

Leidet das Kind an Schmerzen oder Fieber, können je nach Alter auch Schmerzmittel oder fiebersenkende Medikamente mit dem Wirkstoff Paracetamol eingenommen werden.  

Von Acetylsalicylsäure (ASS) wird bei Kindern und Jugendlichen abgeraten, da der Wirkstoff das seltene aber gefährliche Reye-Syndrom (akute Enzephalopathie: Erkrankungen oder Schädigungen des Gehirns) auslösen kann. Die Gabe von ASS darf deshalb nur auf ärztliche Anweisung erfolgen und wenn andere Maßnahmen nicht wirken. 

Darf ich meinem Kind Ibuprofen bei Windpocken geben?

Beim Einsatz von Ibuprofen unterscheiden sich die Empfehlungen je nach Land und Fachgesellschaft. So enthalten deutsche Fachinformationen den Hinweis, dass der Wirkstoff das Risiko für schwere Haut- und Weichteilinfektionen erhöhen kann. Auch die französische Arzneimittelbehörde kritisiert den Einsatz aufgrund des bekannten Risikos für schwere bakterielle Hautkomplikationen.4

Allerdings ist die Annahme noch nicht ausreichend wissenschaftlich bestätigt. Daher gibt es bislang keine eindeutige Empfehlung für den Einsatz von Ibuprofen bei Windpocken.

Hausmittel und Homöopathie gegen Windpocken bei Kindern

Kamillentee als Umschlag ist ein beliebtes Hausmittel gegen Windpocken bei Kindern.

Um den Juckreiz zu lindern, sind kühle Umschläge mit Kamille ein beliebtes Hausmittel. Kamille entfaltet dank der enthaltenen ätherischen Öle eine juckreizstillende und entzündungshemmende Wirkung. Alternative Pflanzen sind Holunderblüten und Malvenblüten.  

Für die kühlenden Umschläge nehmen Sie saubere Tücher, die Sie in abgekühltem Kamillentee tränken und anschließend auf die juckenden Hautstellen des Kindes auflegen beziehungsweise die betroffenen Bereiche vorsichtig abtupfen. 

Eine weitere Möglichkeit, um gegen den Juckreiz vorzugehen, stellt Rhus toxicodendron (Giftsuchmach) dar. Das homöopathische Mittel soll gemäß dem Prinzip „Gleiches mit Gleichem behandeln“ wirken: Das heißt, bei einer gesunden Person würde der Giftsumach einen roten Bläschenausschlag mit Juckreiz hervorrufen, während er bei Erkrankten eine Linderung der Symptome bewirken soll. Beachten Sie jedoch, dass es für die Wirkung der Homöopathie keinen Nachweis gibt.5 

Bezüglich der Dosierung wenden Sie sich an einen homöopathisch erfahrenen Therapeuten oder Arzt, da diese an das jeweilige Alter des Kindes angepasst werden muss. 

Weitere Tipps, wenn Ihr Kind Windpocken hat

Mutter schneidet ihrem Kind die Fingernägel: Windpocken gehen mit starkem Juckreiz einher.

Leidet das Kind an Windpocken, stellt vor allem der Juckreiz die Eltern vor ein Problem – denn Kratzen ist nicht gestattet. Werden die Bläschen aufgekratzt, erhöht sich nicht nur das Risiko für eine Weiterverbreitung der Viren, sondern es kann auch zu Entzündungen und Narbenbildung kommen.  

Um zu verhindern, dass sich das Kind kratzt, können Sie folgende Maßnahmen ergreifen: 

  • Fingernägel so kurz wie möglich halten 
  • Baumwollfäustlinge für Säuglinge oder Kleinkinder  

Auch sollten Sie Ihrem Kind weite, lockere Kleidung aus glattem Stoff (Baumwolle oder Seide) anziehen, um die Haut nicht zusätzlich zu reizen.  

Darüber hinaus sollten Sie auf die Raumtemperatur achten, denn Wärme kann die Bildung neuer Bläschen fördern und den Juckreiz verstärken. Deshalb ist es wichtig, den Raum nicht übermäßig zu heizen und regelmäßig zu lüften. Das Lüften ist auch gut, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren.

Welche Folgen können Windpocken haben?


Bei Kindern besteht aufgrund des starken Juckreizes die Gefahr, dass die Bläschen aufgekratzt werden. Das bringt nicht nur ein Risiko für Narbenbildung mit sich. Zudem eröffnet es Bakterien die Möglichkeit einzudringen und eine zusätzliche Infektion hervorzurufen. Besonders häufig lösen Streptococcus pyogenes oder Staphylococcus aureus eine sogenannte bakterielle Superinfektion der Hautläsionen aus.3

Aufgepasst: Windpocken in der Schwangerschaft

Steckt sich eine schwangere Frau, die nicht geimpft ist, mit Varizellen an, kann dies für das Ungeborene Kind gefährlich werden: So besteht in den ersten 6 Schwangerschaftsmonaten das Risiko von schweren Fehlbildungen, Organstörungen oder neurologische Erkrankungen. Bei einer Ansteckung rund um den Geburtstermin, kann es sogar zu einer lebensbedrohlichen Infektion beim Baby kommen, da seine körpereigene Abwehr die Erreger noch nicht ausreichend bekämpfen kann.1

Stecken sich Erwachsene mit dem Virus an, kann es bei einem schweren Verlauf zu einer Lungenentzündung kommen. Nur in seltenen Fällen befällt der Erreger das zentrale Nervensystem, was zum Beispiel eine Gehirn- und Hirnhautentzündung zur Folge haben könnte. Vor allem für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, zum Beispiel bei schweren Erkrankungen wie Krebs oder AIDS, besteht aber durchaus ein gewisses Risiko für Komplikationen.  

Ein weiteres Risiko für Erwachsene, vor allem jenseits der 50, ist Gürtelrose.3 Ausgelöst wird die Erkrankung durch eine Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus. Denn der Erreger bleibt nach einer Erstinfektion ein Leben lang im Körper, wenn auch inaktiv. Durch ein geschwächtes Immunsystem kann es dann zu einem erneuten Ausbruch kommen – dieses Mal in Form einer Gürtelrose (schmerzender Hautausschlag mit Juckreiz). 

Impfung: Vorbeugende Maßnahmen gegen Windpocken


Kind bekommt eine Impfung gegen Windpocken.

Die beste Vorbeugung gegen die Erkrankung stellt eine Impfung dar. Seit dem Jahr 2004 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die Varizellen-Schutzimpfung für alle Säuglinge ab 11 Monaten. Es sind zwei Impfdosen angedacht:3 

  • 1. Impfdosis im Alter von 11 bis 14 Monaten 
  • 2. Impfdosis zwischen 15 und 23 Monaten 

Der Mindestabstand zwischen den beiden Impfungen beträgt 4 bis 6 Wochen.

Das Ansteckungsrisiko sinkt nach der Zweifach-Impfung: Bei bis zu 95 Prozent der Geimpften konnte eine Varizellen-Infektion verhindert werden.6 Im seltenen Fall, dass es trotz Impfung zu einer Infektion kommt, erleben betroffene Personen in der Regel einen milderen Verlauf als ungeimpfte Personen. Und auch das Risiko für Komplikationen ist geringer. 

Für Kinder und Jugendliche, die als Säuglinge nicht geimpft wurden, empfiehlt die STIKO eine frühzeitige Nachholung, spätestens bis zum 18. Lebensjahr. Eine Nachholimpfung sollte unter bestimmten Umständen auch von umgeimpften Erwachsenen in Erwägung gezogen werden, sofern sich bei ihnen keine Antikörper gegen den Varizellen-Virus finden lassen.  

Folgende Personengruppen sollten sich über eine Nachholimpfung informieren: 

  • Personen, bei denen eine immunsuppressive Behandlung ansteht (beispielsweise Chemotherapie) 
  • Arbeitnehmer, die einem erhöhten Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind (zum Beispiel medizinisches Personal, Mitarbeiter von Kindergarten oder Schule)

Gut zu wissen:

Ist eine Frau bereits schwanger, kann sie sich nicht mehr gegen Varizellen impfen lassen. Allerdings gibt es die Möglichkeit, dass sich Schwangere mit Antikörpern behandeln lassen (passive Immunisierung). Dies macht meist dann Sinn, wenn beispielsweise Ansteckungsgefahr durch weitere Kinder im familiären Umfeld besteht, die eine Betreuungseinrichtung besuchen.

Häufig gestellte Fragen zu Windpocken bei Kindern


Wie erkennt man Windpocken bei Kindern?

Windpocken zeigen sich durch einen stark juckenden Hautausschlag mit kleinen roten Flecken und Bläschen, die sich vom Gesicht über den Rumpf bis zu Armen und Beinen ausbreiten. Die Bläschen enthalten zunächst klare, später trübe Flüssigkeit und verkrusten nach einigen Tagen.

Was tun, wenn das Kind Windpocken hat?

Bei Windpocken sollten Eltern den Juckreiz lindern und das Kind vor Kratzen schützen, um Narbenbildung und Infektionen zu vermeiden. Kühlende Umschläge, spezielle Lotionen aus der Apotheke und das Kurzhalten der Fingernägel können helfen.

Wie lange muss mein Kind mit Windpocken zuhause bleiben?

Ein Kind mit Windpocken sollte mindestens eine Woche zuhause bleiben und erst dann wieder in die Betreuungseinrichtung gehen, wenn alle Bläschen vollständig verkrustet sind. Dies minimiert das Ansteckungsrisiko für andere Kinder.

Wie lassen sich Windpocken beim Kind vorbeugen?

Die beste Vorbeugung gegen Windpocken ist die Impfung. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die doppelte Varizellen-Schutzimpfung für alle Säuglinge ab 11 Monaten.3 Da auch Erwachsene Windpocken bekommen können, sollten bestimmte Personengruppen (nicht geimpft, als Kind keine Windpockeninfektion) über eine Schutzimpfung nachdenken. Dazu gehören beispielsweise Frauen mit Kinderwunsch.

Tanja Albert Von der Schülerzeitung übers Journalismus-Studium in die Online-Redaktion von kanyo® - Tanja Albert hat das Schreibfieber gepackt. Gemischt mit ihrem Interesse für Ernährungs- und Gesundheitsthemen stürzt sie sich Tag für Tag in die medizinische Recherche - und bringt das Ganze auch in die Sozialen Netzwerke, nämlich als Social Media Managerin. Tanja Albert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
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